personalmagazin 10/2015 - page 24

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TITEL
_SUCHT AM ARBEITSPLATZ
personalmagazin 10/15
E
igentlich ist er der Traum ei­
nes jeden Vorgesetzten: Er ist
mit Leidenschaft bei der Sache,
bringt in seine Projekte viel
Herzblut ein, verpasst keine Abgabefrist
und murrt auch nicht, wenn er kurzfris­
tig ein paar Zusatzaufgaben übernehmen
soll, die er nur in einer „Nachtschicht“
oder am Wochenende im Home Office
erledigen kann. Wünscht sich nicht je­
des Unternehmen Mitarbeiter, die sich
richtig in ihren Job reinhängen?
Natürlich sind motivierte Mitarbeiter
das A und O für wirtschaftlichen Erfolg.
Ohne ein hohes Maß an Arbeitsmotiva­
tion sind kontinuierlich gute Leistungen,
das Durchhalten von Durststrecken und
das kurzzeitige Aktivieren von Kraftre­
serven nicht möglich. Wenn Menschen
jedoch unabhängig von den äußeren An­
forderungen dauerhaft viel, lange und
intensiv arbeiten, weist dies eher auf Ar­
beitssucht denn eine gesunde Arbeitsmo­
tivation hin. Das als „Managerkrankheit“
in die Populärmedien eingegangene Phä­
nomen, dass es Menschen schwerfällt,
abends den Computer herunterzufahren
und nach Hause zu gehen, gab den An­
stoß, Arbeitssucht wissenschaftlich zu
untersuchen. Kann Arbeit wirklich süch­
tig machen? Wer ist dafür empfänglich?
Ist sie wirklich schädlich?
Immer mehr, immer länger, immer
abhängiger
Arbeitssucht weist alle Eigenschaften
einer Sucht auf, auch wenn sie nicht mit
der „chronischen oder periodischen In­
Von
Ute Rademacher
Gefährlich engagiert
EINBLICK.
Auch wenn sie nicht offiziell als Krankheit gilt: Arbeitssucht kann zum
großen Problem werden. Wir zeigen, wie sie erkannt, verstanden und verhindert wird.
toxikation durch eine Droge“ (Definition
der WHO) verbunden ist. Korrekterwei­
se müsste deshalb eigentlich von „Ar­
beitsabhängigkeit“ gesprochen werden.
Aus Gründen der Einfachheit wird in
diesem Artikel darauf verzichtet.
• Arbeitssüchtige haben ein scheinbar
unausweichliches Verlangen, viel Arbeit
auf sich zu nehmen und sich in ihrer Ar­
beit zu verlieren (Kontrollverlust).
• Sie neigen dazu, mehr und mehr Ar­
beit zu übernehmen, um den erwünsch­
ten Erlebniszustand („Kick“) zu erleben
(Dosissteigerung).
• Situationen, in denen sie nicht arbei­
ten können, erzeugen bei Arbeitssüchti
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