personalmagazin 10/2015 - page 34

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personalmagazin 10/15
MANAGEMENT
_PERSONALENTWICKLUNG
U
nternehmen, die sich konse-
quent an den Stärken ihrer
Mitarbeiter orientieren, be-
sitzen einen enormen Wett-
bewerbsvorteil – und dieser kommt den
Arbeitgebern und den Mitarbeitern glei-
chermaßen zugute. Eine aktuelle Studie
des amerikanischen Gallup-Instituts
zeigt, dass gerade Unternehmen, in de-
nen Mitarbeiter ihre Stärken einsetzen
können, effizienter arbeiten, eine gerin-
gere Fluktuation aufweisen und zufrie-
denere Kunden haben. Darüber hinaus
entpuppen sich Beschäftigte, die ihre
Stärken in ihrer täglichen Arbeit nutzen
können, als loyale und treue Mitarbei-
ter: 74 Prozent empfehlen Produkte und
Dienstleistungen weiter, über 84 Prozent
haben vor, auch in einem Jahr noch für
die Firma zu arbeiten, und etwa 60 Pro-
zent planen die nächsten Karriereschrit-
te im Unternehmen.
Von
Michael Dumpert
Wenn Mitarbeiter ihre eigenen Ta-
lente frei entfalten können, stellt dies
also einen entscheidenden Faktor für
Motivation, Bindung und Produktivi-
tät dar. Diese Erkenntnis ist eigentlich
nicht neu. Dennoch haben die meisten
Mitarbeiter in deutschen Unternehmen
nicht das Gefühl, entsprechend ihrer Ta-
lente eingesetzt zu sein. Nur 16 Prozent
können dies von sich behaupten, so das
Ergebnis der Studie.
Und so überrascht es auch nicht, dass
in vielen Unternehmen noch immer ei-
ne defizitorientierte Führung und Per-
sonalentwicklung vorherrscht: Laut
Gallup-Institut legen über zwei Drittel
der deutschen Führungskräfte ihren
Schwerpunkt nach wie vor auf die Be-
hebung von Schwächen. Viel Geld und
Energie fließen in das Aufarbeiten von
Defiziten statt in die Förderung von
Talenten. Vielen Arbeitgebern bleibt
dadurch ein enormes Potenzial ihrer
Mitarbeiter verschlossen.
Alle Mitarbeiter einbeziehen
Bereits im Jahr 2007 wendete sich die
Sparda-Bank in München einer stärken-
orientierten Personalentwicklung zu
– ein Konzept, das auf die ressourcen-
orientierte Sichtweise der positiven Psy-
chologie zurückgeht. Die Idee dahinter:
Jeder Mitarbeiter soll mit seinen Stärken
und Talenten an dem für ihn richtigen
Platz sitzen, statt ihn durch Ausmerzen
seiner Schwächen an einen gegebenen
Arbeitsplatz anzupassen.
Ein stärkenorientierter Arbeitseinsatz
entspricht einer tiefen Sehnsucht des
einzelnen Mitarbeiters und stellt eben-
so einen zentralen ökonomischen Er-
folgsfaktor für das Unternehmen dar –
nicht nur, weil die Mitarbeiter auf diese
Weise ihre Talente voll entfalten können
und dadurch produktiver sind, sondern
auch, weil die höhere Arbeitszufrieden-
heit sie zu besseren Leistungen moti-
viert.
Gerade in einem personalstarken Sek-
tor wie der Finanzdienstleistungsbranche
sind die Mitarbeiter die wichtigste Res-
source. Alle Mitarbeiter in ihren Talenten
zu fördern, ist der Hebel zu wirtschaft-
lichem Erfolg – und trägt gleichermaßen
zu einer erstrebenswerten Gesellschafts-
form bei. Bei der Sparda-Bank in Mün-
chen ermuntern wir unsere Mitarbeiter
deshalb dazu, sich aktiv mit sich selbst
auseinanderzusetzen. Die Personalent-
wicklung unterstützt sie dabei durch
Maßnahmen wie Persönlichkeitssemi-
nare und Reflexionsgespräche. Diese
Stärkenorientierung hat die Unterneh-
menskultur der Bank entscheidend und
nachhaltig geprägt.
Kernstücke der Personalentwicklung
Das Konzept der Stärkenorientierung ist
eine dauerhafte Strategie, die der Vor-
stand initiiert und vorangetrieben hat.
Die Abteilung „Unternehmensentwick-
lung“ der Genossenschaftsbank in Mün-
chen entwickelt sie nun ständig weiter.
Grundlage einer jeden an Stärken ori-
entierten Personalentwicklung ist es, die
Talente der Mitarbeiter zu kennen. Die
Sparda-Bank München zieht hierfür den
„Clifton Strengthsfinder“ des Gallup-In-
stituts heran. Anhand des internetbasier-
ten Fragebogens erhalten die Mitarbeiter
Talente statt Defizite
PRAXIS.
Das Personalentwicklungskonzept der Sparda-Bank München konzentriert
sich nicht auf das Beheben von Schwächen, sondern auf das Stärken von Stärken.
Die Idee der stärken­
orientierten Personal-
entwicklung: Der Mit­
arbeiter muss nicht zum
Arbeitsplatz passen,
sondern der Arbeits-
platz zu ihm.
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