personalmagazin 4/2015 - page 58

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personalmagazin 04/15
SPEZIAL
_GESUNDHEITSMANAGEMENT
J
eder Arbeitsplatz stellt Anforderun-
gen an den Mitarbeiter, die er im
Idealfall mit seinen Kompetenzen
bewältigt. Die Passung der Person
zu den Arbeitsanforderungen bezieht
sich nicht nur auf die fachlichen, son-
dern auch auf die sozialen, kognitiven,
emotionalen und motorischen Aspekte
des Arbeitsplatzes. Sind Mitarbeiter
längere Zeit krankgeschrieben, ist diese
Passung jedoch oft nicht mehr gegeben.
Zudem kommt es vor, dass es bereits vor
der Erkrankung Probleme bei der Pas-
sung gegeben hat, die womöglich sogar
die Erkrankung verursacht haben.
Diese Passung bestmöglich (wieder-)
herzustellen, ist Aufgabe des Beruf-
lichen Eingliederungsmanagements
(BEM). In BEM-Gesprächen gilt es daher,
die fehlende Passung zwischen Person
und Arbeitsplatz möglichst realistisch zu
erfassen und Strategien zu deren Wie-
derherstellung zu entwickeln. Dabei ste-
hen BEM-Verantwortliche verschiedenen
Herausforderungen gegenüber: etwa, ei-
ne Gesprächssituation zu schaffen, in der
Von
Frank Stöpel
Passgenaue Gespräche führen
LEITFADEN.
Beim Eingliederungsmanagement gilt es, die Passung zwischen Mitarbei­
ter und Arbeitsplatz wiederherzustellen. Ein vierstufiges Gesprächsmodell hilft dabei.
Das Eingliederungsmanage-
ment muss mehr bieten als
halbherzige Veränderungen
in der Arbeitsumgebung.
Mustertext
Betriebliches Eingliederungs-
management: Anschreiben an Mitarbeiter
(HI7199356)
Die Arbeitshilfe finden Sie im Haufe
Personal Office (HPO). Internetzugriff:
ARBEITSHILFE
Mitarbeiter vertrauensvoll über körper-
liche und psychische Einschränkungen
und Schwierigkeiten sprechen können.
Des Weiteren muss das BEM-Team die
Mitarbeiter dabei unterstützen, bei ihrer
Rückkehr aus dem Krankenstand ihre
Passivität sowie Widerstände gegen not-
wendige Veränderungen zu überwinden.
Diese typischen Schwierigkeiten be-
einflussen auch das BEM-Gespräch.
Durch das Vorgehen, das im Folgenden
vorgestellt wird, können Verantwort-
liche damit aber erfolgreich umgehen.
Ein BEM-Gespräch sollte aus vier
Phasen bestehen: Rapport, Problemer-
fassung, Problemlösung und Abschluss.
Diese Phasen überschneiden sich in der
Praxis häufig. Auch Intensität und Dauer
jeder Phase variieren je nach Person und
Entwicklung des BEM-Prozesses.
Phase 1: Rapport-Phase
Zunächst gilt es, einen positiven Kontakt
zum Mitarbeiter auf der Beziehungsebe-
ne herzustellen, etwa durch Gesten der
Höflichkeit und Freundlichkeit. In der
Phase können auch Verfahrensfragen
erörtert werden. Wichtig ist, nur die In-
formationen zu geben, die der Mitarbei-
ter benötigt, und zu vermeiden, dass er
in eine passive Haltung rutscht. Dabei
helfen Fragen nach seinen Erwartungen.
Phase 2: Problemerfassung
In der zweiten Phase gilt es, die Diskre-
panz zwischen Ist- und Zielzustand her-
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