personalmagazin 4/2015 - page 37

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04/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Aber wer war tatsächlich bereit, an
sich und seinem Führungsverhalten
aktiv zu arbeiten, um Effizienzklasse
A oder B zu erreichen? Wir machten
die Probe aufs Exempel und schrieben
ein dreimoduliges Entwicklungspro-
gramm aus. Dafür standen vier interne
Leadership-Trainer zur Verfügung. Be-
werben konnte sich jede Führungskraft
bei Otis Deutschland mit dem Status als
leitender Angestellter. Von den 111 an-
geschriebenen Führungskräften haben
sich 20 für die beiden Pilotteams der Ef-
fizienzklasse A beworben.
Gemeinsam mit der Geschäftsführung
wurde festgelegt, welche Inhalte vermit-
telt und erarbeitet werden sollten. Das
Ziel war, das Thema Führung mithilfe der
20 Multiplikatoren in das Unternehmen
zu kommunizieren, die eigene und die
Motivation der Mitarbeiter zu steigern.
Am Ende sollte allen klar sein, dass
den Sprung in die Effizienzklasse A nur
der erreicht, der regelmäßig Mitarbei-
tergespräche führt, die zum Ziel haben,
Mitarbeiter zu fordern und zu fördern.
Nun wissen wir alle, dass Gespräch
und Gespräch nicht gleich ist. Der eine
sagt „Herr Meier, gut gemacht, danke“
und meint, er habe ein Mitarbeiterge-
spräch nach Effizienzklasse A geführt.
Der nächste ist der Auffassung, wenn er
doch wöchentlich einen „Jour-Fixe“ mit
allen direkt unterstellten Mitarbeitern
habe und dort unternehmensweite Vor-
gaben weiterreiche, sei er ein Beispiel
für Effizienzklasse A. Der Dritte ist nach
dem „Kick-Off“ nachdenklich geworden
und fühlt sich ertappt: „Wenn ich ehr-
lich bin, weiß ich nicht wirklich, mit was
meine Mitarbeiter sich den ganzen Tag
beschäftigen oder ob das, was sie tun,
auch ihren Stärken entspricht“. Der Drit-
te bewirbt sich also für eines der Pilot-
teams und lernt über die Selbstreflexion
und die Beschäftigung mit der Frage, wie
Führungseffizienz auf das Mitarbeiter-
team übertragen werden kann, etwas
zur strategischen Umsetzung der Unter-
nehmensziele nach Effizienzklasse A.
Vor allem aber lernt er, sich und sein
Führungsverhalten kritisch zu reflektie-
ren und immer wieder einen Abgleich
zu machen, in welcher Effizienzklasse
er sich gerade befindet und was nötig ist,
um eine Stufe höher zu kommen.
Die beiden Geschäftsführer haben al-
le Module als Mentoren begleitet. Auf
Wunsch erhielt jeder Teilnehmer zudem
ein Coaching. Alle 20 Teilnehmer haben
gemeinsam das Handbuch „Führungsef-
fizienzklasse A“ erstellt, das als Nach-
schlagewerk dient.
Parallel zu den Pilotteams haben wir
in alle Leadership-Trainings und Ent-
wicklungsprogramme das Thema der
Effizienzklassen eingebettet. Wir bitten
in jedem Training alle Teilnehmer, sich
selbst einzuschätzen und zu reflektie-
ren, wie sie sich geführt fühlen.
Fazit: Selbstreflexion angestoßen
Nach gut zwei Jahren entstand bei Otis
sicherlich noch kein umfassender Kul-
turwandel zum Thema Führung, aber
es wurde bei einigen Führungskräften
ein größeres Bewusstsein für ihre Rolle
und Aufgabe erreicht. So bestätigt eine
Abteilungsleiterin: „Seit der Teilnah-
me an dem Pilotteam Effizienzklasse A
führe ich viel bewusster. Ich reflektie-
re mein Führungsverhalten und frage
mich dabei, welcher Effizienzklasse es
entspricht.“ Und ein Bereichsleiter er-
klärt, was er nun konkret geändert hat:
„Ich hatte immer schon wöchentlich
regelmäßige Meetings mit meinen Mit-
arbeitern. Seit der Teilnahme an dem Pi-
lotteam führe ich zusätzlich einmal pro
Monat Einzelgespräche. Neu ist auch,
dass ich Mitarbeitergespräche gezielt
vorbereite und mich auf mögliche Argu-
mente meiner Mitarbeiter einstelle.“
Abschließend bleibt festzuhalten, dass
ein Kulturwandel in der Führung sehr
viel Zeit beansprucht. Der Mensch neigt
in Krisensituationen schnell dazu, alte
Verhaltensmuster aufzugreifen, die dann
nicht Klasse A oder B entsprechen. Hier
heißt es: Weiter am Ball bleiben.
JOCHEN FLARUP
ist Personalleiter und
Director Learning & Development bei der
Otis GmbH & Co. OHG.
BIRGITTA SAND
ist Personalentwicklerin
im Bereich Learning & Development bei der
Otis GmbH & Co.OHG.
ULRICH GRANNEMANN
ist Geschäfts-
führender Gesellschafter der Leadion G+P
Unternehmensberater.
PROGRAMM
QUELLE: OTIS
Um die Otis-Führungskräfte fit für die Effizienzklasse A zu machen, wurde ein Programm
erstellt, das aus drei Ebenen besteht: Selbstreflexion, Team- und strategische Führung.
Selbst
• Ist/Soll-Analyse
• Definition Effizienz-
Klasse A
• Definition Schritte
dorthin
• Barrieren lösen
Team
• Führung von Teams
nach Effizienzklasse A
• Mitarbeitergespräche
deutlich und klar führen
• Mitarbeiterzufrieden-
heit steigern
Unternehmen
• Strategische Führung
nach Effizienzklasse A
• Unternehmensziele
umsetzen
• Ergebnisse steigern
Konzepte und Inhalte des Pilotteams Effizienzklasse A (dreimal zwei Tage)
• Wertearbeit
• Glaubenssätze
• Selbstmanagement
• Motivation
• Führungsstil
• Emotionen
• Coachingtools nutzen
• Kompetenzen gezielt nutzen
• Selbstverantwortung
• Zielvereinbarung/-verfolgung
• Resilienz fördern
• Teamdynamik meistern
• Teamvision entwickeln
• Markenwerte und -wandel
• Visionen und Strategien
vermitteln
• Unternehmensziele umsetzen
• von den Besten lernen
• Prozesse überarbeiten
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