personalmagazin 4/2015 - page 28

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TITEL
_UNTERNEHMENSKULTUR
personalmagazin 04/15
müssen merken, dass sich etwas ändert
und dass sie mit diesen Veränderungen
selbst, in ihrer eigenen Arbeitsumge­
bung mehr Erfolg haben.
personalmagazin:
Sie sagen, „Verordnen
geht nicht“. Nun haben wir in der Einlei-
tung zu diesem Titelthema die These von
Professor Werner Widuckel, ein Kultur-
wechsel habe immer auch mit Macht zu
tun. Können Sie dem nicht zustimmen?
Schöcke:
Doch, das stimmt natürlich auch.
Sie brauchen jemanden, der den Kul­
turwandel protegiert. Eine Geschäfts­
führung, die vorne steht und sagt: „Wir
brauchen das“. Doch zur Umsetzung, im
zweiten Schritt, müssen die Mitarbeiter
selbst erfahren, was ein Wandel bringt.
Es braucht also beides: zum einen eine
Zugfigur, zum anderen die Möglichkeit,
die Änderungen nachzuvollziehen und
selbst zu erleben.
personalmagazin:
Wo haben Sie dafür bei
der Einführung des Wandels angesetzt?
Schöcke:
Dazu hatten wir die Trainings. In
den Trainings erfahren und erleben die
Mitarbeiter Möglichkeiten, sich anders
zu verhalten. Das Erlernte wird dann
von den Trainings in das tägliche Doing
übertragen. Doch dazu braucht es eine
kritische Masse an Personen, die diese
Erfahrung gemacht haben. Mit nur zehn
Leuten funktioniert das nicht.
personalmagazin:
Und wie viele Personen
bildeten diese notwendige Masse?
Schöcke:
Wir gehen bei dem Projekt von
oben nach unten. Wir hatten als erstes
mit den drei Ebenen unterhalb der Ge„Verordnen geht nicht“
INTERVIEW.
Exzellente Zusammenarbeit, national wie international, soll die Zukunft
von Marquardt sichern. Ludger Schöcke setzt dazu auf eine Kultur der Wertschätzung.
personalmagazin:
Das Projekt „Kulturwan-
del“ bei Marquardt läuft jetzt seit fünf
Jahren – was hat sich seitdem geändert?
Ludger Schöcke:
In erster Linie die Zusam­
menarbeit. Es wird viel mehr aufein­
ander eingegangen, es wird viel mehr
geschaut, wie Dinge gemeinsam ge­
meistert werden können. Wir sind zwar
immer noch nicht dort, wo ich unsere
Kultur gerne hätte, aber ganz allgemein
haben sich die Stimmung und die Effi­
zienz in Sitzungen und Besprechungen
erheblich verbessert.
personalmagazin:
War das das Ziel?
Schöcke:
Wir hatten uns zum Ziel gesetzt,
nicht nur innerhalb Deutschlands, son­
dern weltweit besser zusammenzuar­
beiten. Der Wandel, der sich in unserem
Unternehmen weltweit vollzieht, spie­
gelt sich in dem, was wir in Rietheim
beobachten können: Bei uns sind es die
einzelnen Abteilungen eines Bereichs
oder auch die Bereiche, die nun anders
miteinander arbeiten, weltweit sind es
die verschiedenen Standorte, die jetzt
besser zusammenarbeiten können.
personalmagazin:
Ist also verbesserte Team-
arbeit der Schlüssel für internationalen
Erfolg?
Schöcke:
Ich denke schon, dass die verän­
derte Zusammenarbeit der wesentliche
Stellhebel ist. Schlechte Kommunika­
tion und Reibungsverluste bei der Zu­
sammenarbeit sind oft der Grund für
Ineffizienz, Zeitverlust und zuletzt Ver­
schwendung. Meine Erfahrung ist: Wird
an diesen Stellen gearbeitet, wird das
Gesamtergebnis besser.
personalmagazin
: Sie arbeiten in einem
schwäbischen Traditionsunternehmen,
das ist eine besondere Ausgangslage:
Viele Mitarbeiter sind schon sehr lange,
teilweise in zweiter oder dritter Generation
im Unternehmen, die Strukturen sind
gewachsen. Ist es hier ein besonderes
Problem, eine neue Kultur zu verordnen?
Schöcke:
Verordnen geht nicht. Letztlich
können Sie die Mitarbeiter nur über­
zeugen. Nun ist es zugegebenermaßen
schwierig, Mitarbeiter, die die vergange­
nen zwanzig Jahre in dem Glauben, sehr
erfolgreich zu sein, immer das Gleiche
gemacht haben, davon zu überzeugen,
dass jetzt alles anders gemacht wer­
den soll. Das wird nur gelingen, indem
sie Erfolge generieren: Die Mitarbeiter
DR. LUDGER SCHÖCKE
ist Leiter
Personal- und Organisationsentwicklung bei
der Marquardt GmbH in Rietheim.
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