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TITEL
_UNTERNEHMENSKULTUR
personalmagazin 04/15
E
igentlich lief es gut bei der
Marquardt GmbH, Hersteller
von elektromechanischen und
elektronischen Schaltern und
Schaltsystemen mit Stammsitz in Riet
heim, Baden-Württemberg. Die Krise
von 2008/2009 war überwunden, das
Unternehmen wuchs wieder, Umsatz
und Mitarbeiterzahlen stiegen. Stand
orte in Asien, Nordafrika, Nordamerika
waren entstanden und wurden ausge
baut. Marquardt, das vor neunzig Jahren
mit wenigen Mitarbeitern gegründete
schwäbische Familienunternehmen,
war mit seinen mittlerweile 8.000 Ar
beitnehmern zum erfolgreichen Global
Player geworden.
Von
Patrick Lubbers
Schaute man jedoch hinter die Kulis
sen, dann wurde schnell offensichtlich,
dass die gegenwärtige Kultur nicht dazu
angetan war, das expandierende Unter
nehmen dauerhaft und nachhaltig zu
steuern. Denn: Reibungsverluste inner
halb der Teams und Konflikte bedrohten
die Nachhaltigkeit des Erfolgs. Diskussi
onen wurden scheinbar um des Disku
tierens willen geführt, Entscheidungen
verschleppt, in Silos gedacht.
In dieser Situation erkennt Dr. Harald
Marquardt, geschäftsführender Gesell
schafter der Marquardt GmbH, dass nur
über eine zielgerichtete Personal- und
Organisationsentwicklung die strate
gischen Ziele des Unternehmens erreicht
werden können und das Unternehmen
zukunftsfähig gemacht werden kann.
Während eines Führungskräfte-Work
shops Anfang 2010 erklärt Marquardt
sein Vorhaben: „Wenn wir uns in der
globalen Geschäftswelt weiterhin erfolg
reich präsentieren wollen, dann müssen
wir ab sofort weg von unserem zentra
listischen Denken und dem direktiven
Umgang. Die Kultur, die es ermöglicht
hat, Marquardt bis zum gegenwärtigen
Stand zu entwickeln, wird nicht die Kul
tur sein, die uns auch in den nächsten
Jahrzehnten weiter tragen kann.“ Der
Geschäftsführer formulierte klar, was
seiner Ansicht nach für einen weiteren
Erfolg notwendig war: eine netzwerkar
tige, kompetenzbasierte Zusammen
arbeit und wertschätzender Umgang
miteinander. Noch in derselben Sitzung
formuliert er seinen Auftrag: „Wir brau
Ein Schwabe geht über Grenzen
PRAXIS.
Aus dem schwäbischen Familienbetrieb Marquardt wurde im Laufe der Jahre
ein internationaler Player mit 8.000 Mitarbeitern. Das erforderte einen Kulturwandel.
Klein gestartet Ende der 20er Jahre, beschäftigt Marquardt heute 8.000 Mitar-
beiter weltweit. Das Bild links zeigt die Schalterherstellung 1958, das rechte
die Produktion heute
.
Doch der Wandel erfasst weit mehr als die Produktion.