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MANAGEMENT
_FÜHRUNG
personalmagazin 11/15
L
ehmschicht, Fugenmasse, In-
novationsverhinderer.
Die
Bezeichnungen für Manager
in mittleren Führungspositio-
nen sind nicht gerade schmeichelhaft.
Noch dazu ist ihr Job alles andere als
einfach: Sie müssen Anweisungen von
oben umsetzen, ohne den Rückhalt bei
den Mitarbeitern zu verlieren. Oder
aber sie fürchten, den Weisungen der
Geschäftsleitung nicht zu genügen und
hadern deshalb mit der Performance ih-
Von
Michael Faller
Die Mitte finden
STUDIE.
Mittlere Führungskräfte zerreiben sich oft zwischen den Fronten. Neue Orga-
nisationsmodelle helfen nun, Arbeitslast und Verantwortung besser zu verteilen.
rer Teams. Diese Sandwich-Position mit
immensem Druck von oben und unten
schmälert die Zufriedenheit und Motiva-
tion der Mittelmanager gravierend.
So sind laut der aktuellen Studie
„Arbeitgeberattraktivität für Füh-
rungskräfte 2015“ der Baumann Un-
ternehmensberatung die leitenden
Angestellten deutlich unzufriedener
mit ihrem Arbeitgeber als die Inhaber,
Vorstände und Geschäftsführer der Fir-
men: Während die oberste Riege der ins-
gesamt 300 befragten Führungskräfte
mit 45 Prozent angibt, sehr zufrieden zu
sein, sagen dies nur 20 Prozent der Ma-
nager in mittleren Leitungspositionen.
Ein ähnliches Bild zeichnet ein For-
schungsprojekt der Hochschule Nie-
derrhein, für das 60 zufällig ausgewählte
Manager in der Altersgruppe 40 plus
interviewt wurden. Auch hier: Von den
befragten Führungskräften sind die Vor-
stände und Geschäftsführer am zufrie-
densten, ihre Arbeitszufriedenheit hat
sich im Laufe der Karriere stark verbes-
sert. Das liegt laut der Studie an ihrem
Aufstieg und den damit einhergehenden
Handlungsspielräumen. Schlechtere
Werte erreichen Bereichs- und Hauptab-
teilungsleiter. Bei ihnen ist die allgemei-
ne Arbeitszufriedenheit niedriger und
hat zudem bei 53 Prozent der Befragten
im Karriereverlauf abgenommen - als
wichtigster Grund hierfür wird mehr-
heitlich (70 Prozent) mangelnde Wert-
schätzung genannt.
Unvorteilhaftes Verhältnis zu HR
Dieses negative Empfinden wird durch
ein problematisches Verhältnis von
Mittelmanagern und Personalabteilung
noch begünstigt: So sehen laut der Un-
tersuchung der Hochschule Niederrhein
54 Prozent der Personaler die Manager
40 plus als „eingefahrene Führungs-
kräfte“, die stark gewohnheitsorientiert
agieren und in ihrem Denken „verkrus-
tet“ sind. Nur 15 Prozent der HR-Vertre-
ter nehmen die Gruppe der Manager 40
plus so wahr, wie sie sich selbst sieht –
als Wissensvermittler. Darüber hinaus,
so die Studie, stehen die leitenden An-
gestellten meist nicht im Fokus der Per-
sonalentwickler: Trainingsangebote für
Mittelmanager:
Gefangene zwischen
Zielvorgaben und Mit-
arbeiterwertungen.
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