personalmagazin 11/2015 - page 46

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MANAGEMENT
_UNTERNEHMENSKULTUR
personalmagazin 11/15
D
er Begriff Hierarchie stammt
aus dem religiösen Kontext. Die
Hierarchie beschrieb die Rang­
ordnung der Priester im antiken Grie­
chenland. Der Priester, der den Göttern
am nächsten war, also der Hierarchie,
hatte die Macht. Obwohl das Wort „Hie­
rarchie“ in dieser Zeit entstanden ist, exi­
stiert das Prinzip der Anordnung schon
seit es Lebewesen gibt. Die Bedeutung
„Wir sollten Hierarchien rehabilitieren“
hat sich bis heute nicht grundlegend
geändert. Hierarchie beschreibt, welche
Position man im Vergleich zu anderen
einnimmt. Dieser Vergleich mit anderen
passiert ganz automatisch. Dies ist wich­
tig, denn jeder braucht diese Einordnung,
um zu wissen, wie er sich verhalten muss
und welche Reaktion er vom Gegenüber
erwarten kann. Menschen haben sozi­
ale Bedürfnisse, durch deren Erfüllung
W
arum sind Hierarchien ent­
standen? Unternehmen wur­
den vor allem während der
Industrialisierung immer größer. Es
brauchte Mittelmänner, die Informatio­
nen von unten nach oben aggregierten
und die Entscheidungen von oben nach
unten durchsetzten. Dies wäre gar nicht
möglich gewesen ohne eine große An­
zahl an sich überlappenden Hierarchien.
Heute werden diese zahlreichen Hie­
rarchien häufig als Lehmschichten
gung aufgenommen werden. Und Mit­
arbeiter verstehen die Anweisungen der
Geschäftsleitung nicht, da auf jeder Stu­
fe wie bei der stillen Post neue Elemente
dazu kommen und andere abgeschwächt
werden.
Das Internet mit seinen verschiedenen
Anwendungsformen hat ganze Branchen
massiv verändert. Mittelmänner werden
ausgeschaltet und Lieferanten kommen
mit den Kunden via Web direkt in Be­
ziehung. In Unternehmen kommen die
Mitarbeiter verschiedener Bereiche
untereinander und mit der Geschäfts„Hierarchien werden überflüssig“
wahrgenommen. Die Einschätzungen
und Bedürfnisse der Mitarbeiter an der
Front kommen durch diese Lehmschich­
ten nicht nach oben. Mitarbeiter fühlen
sich ungehört. Die Unternehmenslei­
tung fühlt sich mit gefilterten Informa­
tionen gefüttert. Gleichzeitig kommen
Entscheidungen und Anweisungen wie­
der nur gefiltert und nach-interpretiert
zu den Mitarbeitern an die Front. CEOs
beklagen sich, dass ihre Anweisungen
bestenfalls als gutgemeinte Denkanre­
RÜDIGER MAAS
ist Geschäftsführer der
Maas Beratungsgesellschaft mbH in Augs-
burg und Berlin.
PERSONALMAGAZIN WILL WISSEN
JA, NEIN ODER JEIN?
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