personalmagazin 11/2015 - page 36

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personalmagazin 11/15
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Die größte Herausforderung sei nicht
die Konzeption des Programms, sondern
vielmehr die Stakeholder-Analyse im
Vorfeld gewesen, beschreibt Petra Haus-
mann. Für die Haufe Akademie waren
Susanne Nickel und ihre Kollegin Tiziana
Bruno mit imBoot. Den Trainerinnen war
vor allem wichtig, dass die Zielgruppe
ihre Bedarfe in dem Training abgedeckt
findet und dass die Inhalte auch für die-
jenigen neu sind, die schon in einer Füh-
rungsposition sind. Die Inhalte sollten
außerdem im Berufsalltag wirksam ein-
zusetzen und gut auf verschiedene Situ-
ationen übertragbar sein. „Für uns war
der Beratungs- und Konzeptionswork-
shop mit der Projektgruppe bei Linde
und einigen potenziellen Teilnehmerin-
nen sehr wichtig“, stellt Susanne Nickel
fest. Darin wurden die Inhalte sowie alle
Begleit- und Transfermaßnahmen inklu-
sive der Roadmap bereits festgelegt. Die
Zielsetzung des Programms lautete,
• weibliche Führungskräfte systema-
tisch aufzubauen und mehr weibliche
Führungskräfte zu gewinnen,
• Frauen die Möglichkeit zu geben, ihre
Karriere gezielt zu planen,
• sie zu diesem Zweck untereinander
zu vernetzen und
• ihr Selbstmarketing zu entwickeln
und sie zu unterstützen, an ihrer per-
sönlichen Brand-Story zu arbeiten,
um ihre Sichtbarkeit zu steigern.
Vom „Ich“ zur vernetzten „Marke“
Ein Programmzyklus des Trainingspro-
gramms umfasst einen Kick-Off und
drei eintägige Module plus Begleitmaß-
nahmen über einen Zeitraum von rund
sechs Monaten. Bei der Konzeption legte
die Haufe Akademie Wert auf einen Mix
aus verschiedenen Methoden wie kur-
zen Theorieimpulsen, Einzel-, Paar- und
Gruppenarbeit sowie Selbstreflexion und
Fallbearbeitung. Damit bestimmen die
Teilnehmerinnen ihren eigenen Status
Quo und lernen Spielregeln für strate-
gisches Netzwerken sowie typisch weib-
liche Selbstsabotagestrategien zu ver-
meiden. Wie das eigene Handeln und
Kommunizieren auf männliche Füh-
rungskräfte wirkt, erleben die Frauen
im Business-Theater. In den Lektionen
mit einem Schauspieler kann jede Teil-
nehmerin praktisch erfahren, wie sie
sich selbst besser präsentiert, um ihre
Ziele zu erreichen. Ein Modul zum The-
ma Selbstmarketing unterstützt sie da-
bei, sich zielgerichtet zu positionieren.
Einen wesentlichen Anteil am Erfolg
des Programms haben die Begleitmaß-
nahmen im Sinne der 70/20/10-Regel.
„Wir wissen, dass 70 Prozent des Ler-
nens heute eher informell stattfinden.
Deshalb war uns das Networking sehr
wichtig“, so Susanne Nickel. Das Echo
auf die gemeinsamen Kaminabende und
die kollegiale Begleitung hat auch Petra
Hausmann beeindruckt. „Alle Teilneh-
merinnen melden uns zurück, wie toll es
ist, gezielt Kolleginnen in einer ähnlichen
Situation zu treffen und Erfahrungen
auszutauschen.“ Lernpartnerschaften
ermöglichen während und zwischen
den Modulen kontinuierliche Feedback-
schleifen. Ein Reflexionsbuch unterstützt
unter anderem mit Selbstcoachingtools
bei den persönlichen Veränderungsvor-
haben. Speedcoaching als eigens von der
Haufe Akademie entwickeltes Format er-
leichtert den Teilnehmerinnen, wichtige
Entscheidungen zu treffen. Im Gespräch
mit ihrem Coach identifizieren sie zum
Beispiel mögliche Teilziele, die sich leicht
umsetzen lassen. Ein persönliches Lern-
tagebuch hilft, immer wieder die Auf-
merksamkeit auf Themen zu lenken, die
die Teilnehmerinnen bewegen.
Erfolg auf persönlicher Ebene
Ein Ziel des Programms ist, dass der
Anteil der Frauen im mittleren Manage-
ment mittelfristig größer wird. Susanne
Nickel und Petra Hausmann ist aber
wichtig, dass das Training tiefer wirkt,
und die Teilnehmerinnen auf einer per-
sönlichen Ebene abholt. Sie sollen sich
nicht nur auf diese gehobenen Positio-
nen bewerben, sie sollen die für sie wich-
tigen Fragen klären. Nur so könne ein
nachhaltiger Erfolg entstehen. „Wichtig
ist, dass sich die Teilnehmerinnen den
Fragen stellen, die mit einer Führungs-
position und dem nächsten Karriere­
schritt unweigerlich aufkommen“, so
Hausmann. Da geht es zum Beispiel
darum, wie man sich nach außen dar-
stelle, die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf, die persönliche Work-Life-Balance
oder die Bereitschaft, politische Ent-
scheidungen zu treffen und sein Team
zurückzulassen. Es kann auch bedeuten,
sich nicht für oder gegen eine höhere Po-
sition entscheiden zu müssen, sondern
eine Lösung zu finden, die den eigenen
Ansprüchen am nächsten kommt.
GUDRUN PORATH
arbeitet als freie Jour-
nalistin in Göttingen.
Das Programm besteht aus
verschiedenen Modulen und
dauert drei bis sechs Monate.
© HAUFE AKADEMIE
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