personalmagazin 11/2015 - page 34

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_FRAUENQUOTE
personalmagazin 11/15
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emografischer Wandel, Fach-
kräftemangel, gesetzliche Vor-
gaben, bessere Ergebnisse von
gemischten Führungsteams,
mehr Innovationskraft: Gute Gründe
für mehr Frauen in Führungspositionen
gibt es genug, aber noch immer haben
viele Unternehmen keine Strategie für
die Karriereentwicklung von Frauen. Die
Linde Group gehört nicht dazu. Sie hat
gemeinsam mit der Haufe Akademie ein
Trainingsprogramm „Frauen in Führung
– Fit für die Zukunft“ gestartet, um Frau-
enmehr „Lust auf Macht“ zumachen und
sie für Führungsaufgaben zu gewinnen.
Auf der Messe Zukunft Personal wurde
das Projekt mit dem Europäischen Preis
für Training, Beratung und Coaching in
Bronze ausgezeichnet.
Als Françoise Sabatier das Angebot be-
kam, sich auf die Position als Abteilungs-
leiterin zu bewerben, war sie gerade als
Engineering Manager in einem Projekt
bei Linde engagiert. Die junge Frau trau-
Von
Gudrun Porath
te sich Führung durchaus zu, wollte aber
das angefangene Projekt zuvor gut zum
Abschluss bringen. Das Trainingspro-
gramm „Frauen in Führung“ ermöglich-
te Sabatier, mit ihrer Trainerin Susanne
Nickel von der Haufe Akademie, in ihrer
persönlichen Speedcoaching-Session
mögliche Lösungen zu diskutieren. Sa-
batier entschied, sich auf die Position zu
bewerben und Verantwortung zu über-
nehmen. Gleichzeitig bat sie das Unter-
nehmen, den Eintritt zu verschieben, um
ihre aktuelle Aufgabe und die neue Abtei-
lungsleiterstelle kombinieren zu können.
Linde reagierte positiv auf Sabatiers Plan
und hat die gebürtige Belgierin heute als
eine motivierte, junge Abteilungsleiterin
in seinen Reihen.
Das Ziel: 15 Prozent bis 2018
Sabatier gehört zu den weiblichen
Fach- und Führungskräften, die das Ge-
schlechterverhältnis im Linde-Manage-
ment verbessern sollen. Mit den beiden
Kerndivisionen Linde Gases und Linde
Engineering gehört der Konzern zu den
erfolgreichsten deutschen Dax-30-Kon-
zernen. Mit einem Anteil von 27,3 Pro-
zent weiblicher Mitarbeiterinnen (Stand
2013), haben Frauen einen wesentlichen
Anteil an diesem Erfolg, sind in den Füh-
rungspositionen des Konzerns jedoch
noch nicht entsprechend repräsentiert.
Das will Linde ändern. Dabei geht es dem
Unternehmen nicht um die Frauenförde-
rung allein. Vielmehr ist „Vielfalt“ einer
von vier Werten, die das Unternehmen
als besonders wichtig für sich definiert
hat. Gender Diversity, das Miteinander
von männlichen und weiblichen Kolle-
gen, soll zu einem aktiven Bestandteil
der Unternehmenskultur werden und
zugleich die Attraktivität von Linde als
Arbeitgeber für beide Geschlechter stei-
gern. Deshalb hat sich das Unternehmen
freiwillig verpflichtet, den Anteil von
Frauen in Führungspositionen im oberen
Management von aktuell elf Prozent bis
2018 auf 13 bis 15 Prozent zu steigern.
„Frauen in Führung – Fit für die Zu-
kunft“ soll die Teilnehmerinnen dazu be-
fähigen, ihre Karriere aktiv zu verfolgen
und mehr Eigenverantwortung für ihre
berufliche Laufbahn zu übernehmen.
Initiative von Mitarbeiterinnen
Linde ist mit dem geringen Anteil an
Führungskräften in gehobenen Positi-
onen nicht allein in der deutschen Un-
ternehmenslandschaft. Von insgesamt
667 Vorstandsmitgliedern in deutschen
Dax-, MDax-, SDax- und TecDax-Unter-
nehmen waren Ende Juni 2015 nur 36
weiblich, ermittelte das Beratungsun-
ternehmen Ernst & Young. Je höher die
Hierarchiestufe, desto weniger Frauen
sind in den Unternehmen zu finden,
bestätigt die Kienbaum-HR-Trendstudie.
Immerhin sei der Anteil der Unterneh-
men, die eine Diversity-Strategie entwi-
ckelt haben, von 30 Prozent im Vorjahr
auf nunmehr 34 Prozent angestiegen.
Bei Linde ging die Gender-Diversity-In-
itiative von weiblichen Führungskräften
in der Personalabteilung aus und wur-
de von unten nach oben getragen. „Das
Besondere an der Frauenförderungsthe-
matik bei Linde ist, dass die Initiative
von Mitarbeiterinnen kam und nicht von
der Unternehmensführung strategisch
Frauen in Führung
PRAXIS.
Die Linde Group hat ein Trainingsprogramm gestartet, um die Karriere von
Frauen aktiv zu fördern und so die Frauenquote in Führungspositionen zu erhöhen.
Das Besondere an der
Diversity-Initiative für
Frauen bei Linde ist,
dass diese von Mitarbei-
terinnen ausging und
nicht von der Unterneh-
mensführung.
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