personalmagazin 12/2015 - page 44

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MANAGEMENT
_WISSENSCHAFTSTRANSFER
personalmagazin 12/15
V
or 500 Jahren beschrieb der
italienische Renaissance-Phi-
losoph Niccolò Machiavelli in
seinem Buch „Der Fürst“ („Il
Principe“), wie sich Macht sichern lässt.
Zentral für diese Überlegungen ist seine
Erfahrung, dass „ein Mensch, der immer
nur das Gute tun will, zugrunde gehen
muss unter so vielen, die nicht gut sind.
Von
Martin Claßen
und
Christian Gärtner
Machiavellisten als Teamplayer?
SERIE.
In allen Firmen tummeln sich Menschen, deren oberstes Ziel Machterhalt ist.
Eine Studie hat untersucht, welcher Führungsstil sie zu besseren Teamplayern macht.
Daher muss jeder, der sich behaupten
möchte, auch imstande sein, nicht gut
zu handeln und das Gute zu tun und zu
lassen, wie es die Umstände gerade er-
fordern“, schrieb der Italiener, nach dem
Machtmenschen noch heute als Macchia-
vellisten bezeichnet werden.
Jeder erkennt wahrscheinlich Vor-
gesetzte und Kollegen in diesem Zitat
wieder. Doch ist deren unmoralisches
Verhalten einer Organisation zuträglich,
oder sollten solche Mitarbeiter nicht aus
der Firma entfernt werden?
Die Autoren einer druckfrischen Stu-
die fragen jedoch, ob Machiavellisten mit
ihrem Egoismus nicht auch Positives in
Organisationen bewirken, obwohl ihr
Verhalten – neben Narzissmus und Psy-
chopathie – als Element der „dunklen
Persönlichkeitstriade“ gilt. In zwei Stu-
dien zeigen die Autoren, dass dies der
Fall ist und welcher Führungsstil dazu
führt, dass aus Machiavellisten Teampla-
yer werden – zumindest ein bisschen.
Was man sich merken sollte
Machiavellisten tragen unter bestimm-
ten Umständen durchaus zum Wohl der
Organisation bei, weil sie anpassungsfä-
hig sind und stringent ihre Ziele verfol-
gen. Dazu gehört, dass sie anderen hel-
fen, kooperativ und honorig sein können
– solange und gerade wenn es ihnen für
sich selbst vorteilhaft erscheint.
Ob Machiavellisten diese Verhaltens-
weisen an den Tag legen, hängt jedoch
primär vom Führungsstil ihres Chefs ab.
Die Autoren zeigen, dass transformatio-
nale Führung einen positiven Einfluss
hat. Der Grund: Solche Leader können
den Mitarbeitern vermitteln, dass deren
tägliche Arbeit zum sinnvollen Ganzen
führt, weshalb sie eine Deckung zwi-
schen individueller Ich-Ziele und or-
ganisationaler Wir-Ziele anstreben.
Unterstützt wird dies durch die Etablie-
rung einer gemeinsamen Vision und die
Vorbildwirkung von Vorgesetzten. Ins-
besondere motivieren transformationale
Führer ihre machiavellistischen Mitar-
beiter dazu, ihre zerstörerische Energie
Niccolò Macchiavelli:
Sein „Fürst“ („Il Prin-
cipe“) gilt als Inbegriff
des ruchlosen Macht-
menschen.
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