personalmagazin 12/2015 - page 24

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TITEL
_INDUSTRIE 4.0
personalmagazin 12/15
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
I
ndustrie 4.0 ist in aller Munde. Die
digitalisierte, sich selbst steuern-
de Produktion soll Unternehmen
flexibler machen. Immer kürzere
Lieferfristen und eine individualisierte
Fertigung bis hin zur Losgröße 1 sind
die Ziele, die mittelfristig realisiert wer-
den sollen. Mitarbeiter spielen in dieser
überwiegend technischen Diskussion
nur noch hinsichtlich der Frage eine
Rolle, ob man sie denn überhaupt noch
braucht. Klar ist, dass die Jobs in der Fab-
rik der Zukunft qualifizierter werden, da
einfache Tätigkeiten eher verschwinden
werden, dafür wird man mehr qualifi-
zierte Mitarbeiter benötigen, die Syste-
me betreuen.
Von
Guido Zander
Investitionen in Industrie 4.0 werden
teuer sein, das heißt, die Anlagen müs-
sen gut ausgelastet werden. Die Notwen-
digkeit die Maschinen auszulasten, wird
zu höheren Maschinenlaufzeiten führen.
Ausfälle müssen schnell behoben wer-
den, da sie sehr teuer sind.
Dies wird dazu führen, dass die Ar-
beitszeiten noch mehr auf die Nacht und
Wochenenden ausgeweitet werden. Die
Verringerung der Losgrößen auch in
der Massenproduktion bis hin zur Los-
größe 1 mit der Tendenz, Kunden eher
direkt als über den Handel zu beliefern,
wird zu deutlich mehr Auftragsschwan-
kungen zwischen einzelnen Wochen
oder sogar einzelnen Tagen führen. Als
Konsequenz bedeutet dies, dass sowohl
die Lage als auch die Länge der Arbeits-
zeit variabel gestaltet werden müssen
und kurzfristige Anpassungen der Ar-
beitszeit notwendig sein werden. Diese
Anforderung wird auch in einer Studie
des Fraunhofer-Instituts aufgezeigt (sie­
he Abbildung). Darüber hinaus wird
verstärkt eine Flexibilität bezüglich des
Einsatzortes gefragt sein, weil es in einer
flexiblen Produktion nicht ausreichen
wird, wenn ein Mitarbeiter immer nur
die gleiche Anlage bedient.
Mehr Flexibilität: Kapazitäts- statt
Schichtorientierung
Heute besteht bei den meisten Unter-
nehmen die Flexibilität darin, dass
entweder zusätzliche Schichten anbe-
raumt werden (meist am sonst produk-
tionsfreien Samstag) oder überflüssige
Schichten abgesagt werden. Schon heu-
te passt die Auftragslage oft nicht mehr
dazu, dass man jeden Tag und in jeder
Schicht per Schichtplanrotation die glei-
che Anzahl an Mitarbeitern einsetzt. Die
Flexibilität muss granularer werden.
Wenn eine Maschine nur fünf Stunden
länger laufen muss, passt es nicht, wenn
man eine Zusatzschicht von acht Stun-
den anberaumt. Einfacher wäre es zum
Beispiel, eine Schicht an fünf Tagen um
je eine Stunde zu verlängern. Über Re-
serveschichtkonzepte und eine andere
Organisationsform von Schichtgruppen
(Gruppenkombinationen statt fester
Schichtgruppen) kann man ebenfalls an
Flexibilität gewinnen.
Die Fixierung in der Planung auf
Schichten mit fixen Schichtlängen führt
zu vielen Restriktionen bezüglich der
Flexibilität. Wenn man immer nur in
Arbeitszeit 4.0
AUSBLICK.
Die „vierte industrielle Revolution“ verändert nicht nur Jobprofile,
sondern auch die Arbeitszeitmodelle in der Produktion. Mehr Flexibilität ist gefragt.
n = 661
Die Grafik zeigt, wie die produzierenden Unternehmen ihren Flexibilitätsbedarf bis 2018
einschätzen. Viele wünschen sich mehr Möglichkeiten für kurzfristigen Mitarbeitereinsatz.
QUELLE: PRODUKTIONSARBEIT DER ZUKUNFT – INDUSTRIE 4.0, FRAUNHOFER-VERLAG
STEIGENDER FLEXIBILITÄTSBEDARF
Flexibler Einsatz der Produktionsmitarbeiter
wichtig/sehr wichtig (2018)
2018 stärkere Schwankungen als 2013 (von Un-
ternehmen, die bereits Schwankungen hatten)
bestehende Regelungen zum flexiblen Mitarbeiter-
einsatz müssen erweitert werden, um Markt-
schwankungen in 2018 abzudecken
2018 werden mehr Möglichkeiten für kurzfristigen
Mitarbeitereinsatz als heute benötigt
98
61
72
66
Angaben in Prozent
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...84
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