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08/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Klinikgruppe mit rund 9.000 Mitar-
beitern, die deutschlandweit Standorte
betreibt. Sie lässt in Ungarn gleich eine
ganze Klasse qualifizieren.
Alle Pflegeschüler haben eines ge-
meinsam: Sie hätten den Beruf trotz ei-
ner hohen Affinität zur Pflegetätigkeit
aufgrund der Arbeitsbedingungen in ih-
rem Heimatland nicht gewählt. Von der
Ausbildung erwarten sie, unter moder-
nen Verhältnissen arbeiten und pflegen
zu können. Für die angehenden Pflege-
fachkräfte hat die Entscheidung weit-
reichende Konsequenzen, deshalb wird
jeder einzelne Fall im Vorfeld ausführlich
besprochen und geprüft.
Formale Zugangsvoraussetzung ist
das Abitur. Darüber hinaus bringen die
Teilnehmer bereits unterschiedliche Be-
rufe und Vorerfahrungen mit. Mitarbei-
ter der Dekra Niederlassungen vor Ort
übernehmen die Vorauswahl auf Basis
der definierten Anforderungsprofile der
Auftraggeber. Sie legen Wert auf Kan-
didaten mit einer glaubhaften Neigung
zum Pflegeberuf sowie einer starken
Persönlichkeit und einem stabilen Um-
feld. Die Pflegeschüler erwartet ein an-
spruchsvolles Programm, das sie neben
ihrem Beruf abends, an den Wochenen-
den und im Urlaub absolvieren.
Lokale Inhalte mit Blick auf
Deutschland
Die Inhalte sind klar geregelt: Die Teil-
nehmer erwerben den Abschluss in ih-
rem Heimatland, er muss später dem
deutschen Berufsbild der Examinierten
Pflegefachkraft entsprechen. Zusätzlich
benötigen sie für die Anerkennung in
Deutschland Sprachkenntnisse auf Ni-
veau B2. Das Curriculum ist an dem des
jeweiligen Landes ausgerichtet. Wo es
Ermessensspielräume gibt, wird es den
deutschen Anforderungen angepasst.
Bei denjenigen, die sich für die Alten-
pflege entschieden haben, wurden ent-
sprechende Schwerpunkte integriert.
In der berufspraktischen Ausbildung
kooperiert die Dekra Akademie mit Kli-
niken vor Ort. Daneben besuchen alle
Pflegeschüler einen Sprachkurs, den sie
vor Ausbildungsende mit dem Zertifikat
Telc B2 plus medizinische Fachsprache
Pflege abschließen.
Im letzten Schuljahr ergänzen Spezi-
almodule für den jeweiligen Arbeitge-
ber die regulären Ausbildungsinhalte.
Dies können vertiefende Inhalte zu den
medizinischen und pflegefachlichen
Schwerpunkten der Träger sein oder or-
ganisatorische Aspekte wie der Umgang
mit dem Krankenhausinformationssys-
tem und der Dokumentation. Hierfür
stehen 200 Unterrichtsstunden zur Ver-
fügung. Die spezifischen Vorkenntnisse
erleichtern den Kandidaten den Start
und verkürzen die Einarbeitungszeit.
Bindung während der Ausbildung
Alle Teilnehmer haben eine feste Job-
zusage von einem deutschen Träger,
wenn sie die Ausbildung beginnen.
Außerdem besuchen alle Mitarbeiter
eines künftigen Arbeitgebers dieselbe
Klasse, dadurch entwickeln sich in der
Gruppe schon früh Freundschaften und
ein Teamgefühl. Es ist den Arbeitgebern
auch wichtig, schon in der Ausbildung
eine persönliche Bindung zu den neuen
Mitarbeitern aufzubauen. Die meisten
ermöglichen bei Ausbildungsbeginn ein
persönliches Kennenlernen und eine
Einführung in die Häuser.
Manche Träger bieten ihren Pflege-
schülern während der Qualifizierung
einen Besuch in Deutschland an, um
künftige Kollegen, die unterschiedlichen
Einrichtungen und ihre neue Heimatre-
gionen kennenzulernen. Darüber hinaus
stellen einige Praktikumsaufenthalte be-
reit. Teilnehmer, die diese Möglichkeit
bereits hatten, waren begeistert, da sie
einen realistischen Eindruck bekom-
men haben, was sie erwartet und sie der
Besuch in ihrer Entscheidung bestärkt
hat. Für die Personalverantwortlichen
ist es ein wichtiger Bestandteil der Aus-
bildung, da er die Mitarbeiter motiviert,
Vertrauen aufbaut und mögliche Ängste
schon im Vorfeld beseitigt.
Anerkennung und Integration
Im letzten Halbjahr legen die Arbeitgeber
final fest, an welchem Standort die neu-
en Mitarbeiter arbeiten werden. Dann
organisiert die Dekra Akademie das
Anerkennungsverfahren, das in jedem
Bundesland unterschiedlich geregelt ist.
Für Personalverantwortliche entfällt da-
mit ein manchmal langwieriger Prozess,
der für neue Fachkräfte aus dem Ausland
sehr frustrierend sein kann.
Auch wenn die Fachkräfte optimal vor-
bereitet nach Deutschland kommen und
die Sprach- und Anerkennungshürde
wegfällt, ist die Anfangsphase kritisch.
Sie sind mit vielen neuen Erfahrungen
konfrontiert, angefangen bei Behörden-
gängen bis hin zur Wohnungssuche.
Ebenso ist es für Arbeitgeber eine He-
rausforderung, eine größere Anzahl neu-
er Mitarbeiter gleichzeitig in ihre Teams
zu integrieren. Deshalb beinhaltet das
Qualifizierungsprogramm auf Wunsch
ein individuelles Integrationskonzept,
das die Personalabteilung und die Teams
unterstützt. Es enthält unter anderem
Weiterbildungen für Integrationsbe-
auftragte und bei Bedarf stehen exter-
ne Ressourcen als „Integrationslotsen“
Die Bunderegierung hat die Bedeutung der Fachkräftesicherung erkannt und will
Unternehmen bei der Personalgewinnung im In- und Ausland unterstützen.
Ende 2014 ist die Fachkräfte-Offensive des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales,
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und der Bundesagentur für Arbeit
in eine neue Runde gegangen. Mit Informationen zur Weiterbildung, zur Vereinbarkeit
von Familie und Beruf und zur Anwerbung von Fachkräften sollen Unternehmen und Be-
schäftigte für die Fachkräftesicherung sensibilisiert werden. Fachkräfte aus dem Ausland
erhalten auf dem mehrsprachigen Willkommensportal
Informationen über Leben und Arbeiten in Deutschland.
Bundesregierung wirbt um Fachkräfte
KAMPAGNE