personalmagazin 8/2015 - page 33

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TITEL
_AUSBILDUNG
08/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
leine zu lassen: So lautet auch das Kon-
zept beim Ausbildungsunternehmen
Laudert. Der Medien- und IT-Dienstleis-
ter mit Hauptsitz in Vreden hat schon
verschiedene Auszeichnungen für seine
Ausbildung erhalten. Was kommt bei
der Azubi-Zielgruppe besonders gut an?
„In Feedbackrunden loben unsere Azu-
bis besonders, dass sie viele Freiheiten
genießen“, sagt Hermann Breuers, Aus-
bilder Mediengestalter bei Laudert. „Wir
geben unseren Azubis beispielsweise
die Aufgabe, innerhalb von zwei Tagen
eigenständig ein neues Werbemittel zu
entwerfen“, so Breuers. Neben solchen
Ad-hoc-Aufgaben gestalten sie alle zwei
Jahre die Laudert-Ausbildungskampag-
yer Branding von Azubis für Azubis.
Als Input für eigenständige Aufgaben
stellen die Ausbilder ihnen verschiedene
Lehrmaterialien, unter anderem Online-
Tutorials zur Verfügung – damit die Ju-
gendlichen „auch mal was Abgedrehtes
ausprobieren können“, so Breuers. Be-
liebt bei Azubis sind auch praxisnahe
Intermezzi wie Fotoshootings im firmen­
eigenen Fotostudio. Auch hier ist ein An-
satz, den Azubi vom Konsumenten zum
Produzenten zu machen: „Die Azubis
sollen nicht einfach „Germany‘s Next
Topmodel“ im Fernsehen anschauen,
sondern selbst bei Fotoshootings mitma-
chen“, erläutert der Ausbilder.
Gleichzeitig können sich die Auszubil-
denden jederzeit Unterstützung holen.
„Wir geben uns Mühe, nehmen uns Zeit
und kümmern uns um die Azubis“, so
Breuers Credo. „Ein Beispiel dafür ist
unsere Prüfungsvorbereitung: Sechs
Wochen vor der Prüfung können die
Azubis die Themen online einsehen.
Falls Bedarf besteht, gibt es Nachhil-
fe, Schulungen, manchmal holen wir
Azubis aus Hamburg und Stuttgart zur
Nachschulung nach Vreden.“ Viel Mühe
geben sich die Vredener auch schon bei
der Auswahl der Azubis: Um herauszu-
finden, ob die Bewerber auch wirklich
ins Team passen, würden auch mal pro
Ausbildungsstelle 30 Interviews durch-
geführt, sagt Breuers.
Mitspracherecht für Azubis
Ein ähnliches Konzept fährt die Hotel-
gruppe Lindner bei der Auswahl der
Auszubildenden zum Hotelfachmann,
Hotelkaufmann und Koch: Hier wird die
Messlatte ebenfalls von Anfang an hoch-
gelegt, um zu vermeiden, dass erst im
dritten Lehrjahr auffällt, dass Azubi und
Betrieb nicht zusammenpassen. Sind die
Azubis eingestellt, geht es los mit einem
speziellen, zweitägigen Onboardingse-
minar. Bei regelmäßigen Probezeit- und
Feedbackgesprächen wird die Passung
ständig überprüft. Dank dieser Feed-
backmechanismen sei es noch nie der
Fall gewesen, dass die mangelnde Pas-
sung erst im dritten Lehrjahr aufgefal-
len sei, sagt Silke Beyer, Corporate Ma-
nager Human Resources bei der Lindner
Unternehmensgruppe. Für Azubis und
duale Studenten, deren Übernahme be-
vorsteht, führt Lindner jährlich den so-
genannten „Lindner Day to Stay“ durch,
um Karriere- und Entwicklungsmög-
lichkeiten vorzustellen und diese mit
Geschäftsführung und Führungskräften
zu diskutieren.
Mitspracherecht genießen die Azu-
bis bei Lindner auch an anderer Stelle.
In der jährlichen Mitarbeiterbefragung
haben sich die Azubis etwa eine andere
Art der Kommunikation gewünscht – bei
ihnen käme alles an, das online und vom
Computer aus läuft, so Beyer. Lindner
hat daraufhin ein neues Intranet mit
Social-Media-Elementen eingeführt. Ei-
ne Arbeitsgemeinschaft aus Azubis hat
dort sogar eine eigene Site gestaltet.
Auch für Beyer gehört es zum Erfolgs-
geheimnis, die Jugendlichen geleitet
laufen zu lassen. „Manchmal müssen
Azubis auf den richtigen Weg geschubst
werden – etwa per Kurztrainings oder
Vieraugengesprächen“, sagt sie. Offen-
bar hat sich dieMethode bewährt: Sowohl
Linder als auch Laudert können über-
durchschnittliche Übernahmequoten
vorweisen. Lindner hat im vergangenen
Jahr 69 Prozent der Azubis eingestellt –
deutlich mehr als in der Hotelbranche
üblich. Laudert hat Ausbilder Breuers
zufolge in den vergangenen sechs Jahren
sogar fast 90 Prozent übernommen. Und
zwei Drittel aller Ex-Azubis sind Laudert
noch immer treu.
„Manchmal müssen Azubis auf den rich-
tigen Weg geschubst werden – etwa per
Kurztraining oder Vieraugengespräch.“
Silke Beyer, Corporate Manager HR, Lindner Unternehmensgruppe
„Azubis sollen nicht einfach ‚Germany‘s
Next Topmodel‘ anschauen – sondern
selbst bei Fotoshootings mitmachen.“
Hermann Breuers, Leiter Ausbildung bei Laudert
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