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08/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
privaten Fachhochschule des Mittelstands
in Köln ein. Ist das Studium am Nieder­
rhein zunächst auf die Gewerke Tischler
und Elektroniker beschränkt, stand der
Studiengang bei der Konkurrenz in Köln
seit jeher allen Handwerksberufen offen.
Ähnlich wie das Duale Studium ver-
bindet auch das Triale Studium The-
orie und Praxis sowie das Lernen an
einer Hochschule und in einem Betrieb.
Während jedoch Dual Studierende den
Praxisteil in Gestalt eines Praktikums
absolvieren können, ist eine Ausbildung
beim Trialen Studium Pflicht. Nur so
kann man anschließend auch den Mei-
ster erwerben. Die beiden Studienange-
bote in Mönchengladbach und Köln sind
zwar namensgleich, unterscheiden sich
jedoch im Ablauf.
Triale Studenten an der Hochschule
Niederrhein verbringen zuerst drei Ta-
ge im Betrieb und zwei im Berufskolleg.
Sind sie zunächst nur am Samstagvor-
mittag in der Hochschule, müssen sie
ab dem dritten Semester den Freitag-
abend sowie den ganzen Samstag stu-
dieren. Zusätzlich verbringen sie einen
Tag im Berufskolleg und drei Tage im
Handwerksbetrieb. Nach dem fünften
Semester steht die Gesellenprüfung an.
Während des achten und neunten Se-
mesters besuchen sie die Meisterschule.
Den krönenden Abschluss bilden Mei-
sterprüfung und Bachelorexamen.
An der Kölner Fachhochschule ist der
Stundenplan darauf ausgerichtet, dass die
Studenten wie andere Azubis im Betrieb
mitarbeiten können. Seminare finden
abends und an den Wochenenden statt.
Erst im vierten Jahr sind die Studenten
ganztägig an der Hochschule.
Hier wie dort müssen Bewerber eine
Hochschulzugangsberechtigung nach-
weisen. Während die jeweilige Hand-
werkskammer prüft, ob der Interessent
für die Ausbildung und Meisterschule
geeignet ist, absolvieren Bewerber an der
Hochschule Niederrhein ein Online-As-
sessment. „Dabei handelt es sich um eine
Orientierungshilfe und nicht um einen
Test, der einen negativen Bescheid nach
sich ziehen könnte“, betont Frederike
Königs, verantwortlich für die Studien-
gangentwicklung im Dekanat des Fach-
bereichs Wirtschaftswissenschaften.
Bei der Konkurrenz in Köln ist man
strenger. Zusätzlich zu einem schrift-
lichen Test führen Bewerber ein persön-
liches Gespräch mit den verantwortlichen
Dozenten. Laut Professor Sascha Lord, der
den Studiengang leitet, wird darin ermit-
telt, ob die Bewerber der „relativ hohen
psychischen und physischen Belastung“
gewachsen sind. „Wir möchten ausschlie-
ßen, dass jemand nicht weiß, worauf er
sich einlässt.“
Headhunter sind schon aufmerksam
Im Mai beendete der erste Jahrgang das
Triale Studium in Köln. Lord zufolge
hielten alle Teilnehmer, die vor fünf Jah-
ren ihr Studium aufnahmen, bis zuletzt
durch. Der überwiegende Teil übernimmt
Führungsaufgaben im elterlichen Be-
trieb. Zwei Absolventen entschieden sich
für ein Masterstudium, während eine
weitere Gruppe lukrative Aufgaben bei
namhaften Automobilherstellern und
Markenartiklern dem eigentlich vorgese-
henen Einstieg im Familienunternehmen
vorzieht. Headhunter, so Lord, hätten die
Absolventen gezielt für ihre Auftraggeber
angesprochen.
Die Verantwortlichen sehen sich in ih-
rem Konzept bestätigt. Triale Studenten
sind Lord zufolge wesentlich praxiso-
rientierter als ihre Kommilitonen aus
anderen Studiengängen und zeigten
eine höhere Leistungsbereitschaft. Sie
müssten auch ein deutlich höheres Pen-
sum absolvieren. „Es handelt sich also
um Studenten, wie man sie sich eigent-
lich wünscht.“ Born vom ZDH schließt
sich an: Wer das anspruchsvolle Studi-
um in vier bis fünf Jahren schaffe, „hat
wirklich etwas geleistet“.
Diesen Eindruck gewinnen auch Ex-
perten, die sich wissenschaftlich mit
Bildungsthemen befassen. „Ich halte das
Triale Studium für sehr ambitioniert“,
sagt Dr. Sirikit Krone von der Universität
Duisburg-Essen. Die Sozialwissenschaft-
lerin erforscht am Institut für Arbeit und
Qualifikation (IAQ) Duale Studiengänge.
„Studierende sind mit einem hohen
Workload konfrontiert. Doch mit drei
zu erwerbenden Abschlüssen in vier bis
fünf Jahren scheint es für Abiturienten
durchaus attraktiv zu sein.“
Familienbetriebe springen darauf an
Als die Fachhochschule in Köln das Stu-
dienkonzept erstmals vorstellte, zeigten
sich viele Familienbetriebe, die ihre
Kinder als Nachfolger aufbauen wol-
len, Lord zufolge „sofort angetan“. Aus
diesem Kreis rekrutierte sich auch der
überwiegende Teil der ersten Studen-
tengruppe. „Sie sind unsere Türöffner“,
sagt der Professor. Seit Neuauflage des
Studienangebots 2010 haben sich in
mehreren Jahrgängen insgesamt rund
100 Teilnehmer immatrikuliert, heißt
es. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage
hat die Fachhochschule des Mittelstands
das Triale Studium nun auch für weitere
Neben dem Gesellen­
brief erhalten trial
Studierende auch
den Meistertitel
und einen Bachelor­
abschluss.
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