personalmagazin 8/2015 - page 28

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TITEL
_AUSBILDUNG
personalmagazin 08/15
I
n Mönchengladbach geht dem
Handwerk der Nachwuchs aus. „Be-
warben sich vor fünf Jahren noch
150 junge Leute für einen Ausbil-
dungsplatz“, sagt Kuno Schwamborn,
Inhaber eines auf Energie- und Gebäu-
detechnik spezialisierten Betriebs, „er-
hielt ich zuletzt lediglich 35 Anfragen.“
Den Schuldigen hat Schwamborn längst
gefunden: „Das Handwerk hat eindeutig
versäumt, Zukunftschancen aufzuzei-
gen.“ Offizielle Arbeitsmarktzahlen be-
stätigen diese Aussage.
Im Zentralverband des Deutschen
Handwerks (ZDH) versucht man erst gar
nicht, das Problem klein zu reden. „In-
folge des demografischen Wandels sinkt
die Zahl der Abgänger in allen Schulen“,
sagt Dr. Volker Born, Abteilungsleiter
Berufliche Bildung. Gleichzeitig steigt
die Quote von Abiturienten und diese
lassen das Handwerk links liegen: Ent-
weder nehmen sie ein Studium auf oder
entscheiden sich für die Ausbildung in
einem Industrieberuf. Entsprechend
stark buhlen die Betriebe um den Nach-
wuchs. Doch nicht nur Lehrlinge werden
gesucht: 17.800 Stellen richten sich an
Fachkräfte mit mehrjähriger Berufserfah-
rung, 14.600 explizit an Meister.
Dem gravierenden Problem des
mangelnden Fach- und Führungskräf-
tenachwuchses will man nun mit einer
konzertierten Aktion zu Leibe rücken.
Laut Born erwarten Jugendliche heute,
Bildungswege auch noch in fünf oder
zehn Jahren flexibel gestalten zu kön-
nen. Dieses Ziel hat sich nun auch der
Von
Winfried Gertz
ZDH auf die Fahnen geschrieben: „Ju-
gendliche sollen nicht mehr allein an die
Erstausbildung denken, sondern auch
daran anschließende Bildungsoptionen
ins Kalkül ziehen“, bekräftigt Born.
Triales Studium als neuer Lösungsweg
Dabei bezieht sich der Bildungsexperte
nicht allein auf Duale Studiengänge, die
laut einer ZDH-Studie immerhin jede
zweite Handwerkskammer gemeinsam
mit einer Hochschule entwickelt hat.
In den Fokus rückt vielmehr ein neues
Konzept, das seit fünf Jahren für immer
mehr Aufmerksamkeit sorgt: das Triale
Studium. Born zufolge zeige es als bei-
spielhaftes Gesamtpaket aus Erstaus-
bildung, Meisterqualifizierung und
Bachelorstudium, dass „das Handwerk
Jugendlichen mehr anbieten muss und
Jugendliche mehr Wahlfreiheit haben“.
An den Führungskräftenachwuchs
richten sich derzeit zwei solcher Studien­
angebote. Während „Handwerksmanage-
ment“ an der staatlichen Hochschule
Niederrhein in Mönchengladbach erst-
mals im kommenden Wintersemester
an den Start gehen wird, schrieben sich
bereits vor fünf Jahren die ersten Stu-
denten im gleichnamigen Studium an der
Drei Abschlüsse in fünf Jahren
TREND.
Für Handwerksberufe interessieren sich immer weniger junge Leute. Mit dem
„Trialen Studium“ werden nun Abiturienten für spätere Führungsaufgaben geworben.
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