personalmagazin 08/15
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TITEL
_AUSBILDUNG
F
rüh übt sich, wer ein Meister
werden will.“ So schreibt bereits
Friedrich Schiller in Wilhelm
Tell. Doch das Interesse der Ju-
gend an einer Ausbildung im Handwerk
ist in den vergangenen Jahren sukzes-
sive zurückgegangen. Es ist schlecht
um die künftige Meistergeneration be-
stellt. Während im Jahr 2000 noch über
204.000 Neuverträge für Ausbildungs-
stellen abgeschlossen wurden, waren es
2010 nur noch gut 156.000 und 2014 nur
noch knapp 118.000 Neuverträge. Das
Handwerk, einst Ausbilder der Nation,
muss nun um diese Stellung bangen.
Und das, obwohl das Handwerk mit einem
Bruttoumsatz von fast 500 Milliarden Eu-
ro im Jahr 2011 zur Wirtschaftsleistung
Deutschlands beiträgt und für 70 Prozent
des Umsatzes der gewerblichen Wirt-
Von
Luisa Sabine Heß
Eine Million Betriebe, eine Marke
ANALYSE.
Das Handwerk investiert in eine große Employer-Branding-Kampagne.
Damit wurden bereits Erfolge erzielt, einige Potenziale sind aber noch ungenutzt.
schaft verantwortlich ist. Das Handwerk
ist einer der größten Arbeitgeber Deutsch-
lands und beschäftigt rund 12,8 Prozent
aller Erwerbstätigen in diesem Land.
Düstere Nachwuchsprognosen,
steigende Anforderungen
Fraglich ist, ob das Handwerk diese
Stellung wird aufrechterhalten können.
Über 20.000 Ausbildungsstellen blieben
im Jahr 2014 im Handwerk unbesetzt.
Zum einen fehlt einem Teil der Bewer-
berinnen und Bewerber die schulische
Vorbildung. Zum anderen interessieren
sich die besser qualifizierten Jugend-
lichen in der Mehrheit nicht für eine
handwerkliche Ausbildung, sondern
streben ein Studium an. Die Progno-
sen der künftigen Nachwuchssituati-
on sehen tendenziell düster aus, führt
Deutschland nun seit Kurzem auch noch
die Liste der Länder mit der niedrigsten
Geburtenrate weltweit an. Es ist abzu-
sehen, dass der Wettbewerb um Aus-
zubildende sich deutlich verschärfen
wird. Erschwerend kommt hinzu, dass
die Anforderungen an die Beschäftigten
im Handwerk steigen. Einfache und re-
petitive Tätigkeiten werden durch Ma-
schinen verrichtet, sodass im Handwerk
künftig Köpfchen gepaart mit hand-
werklichem Können gefragt sind.
Studie zeigt Imageprobleme
des Handwerks auf
Neben dem demografischen Trend und
den steigenden Anforderungen an die
Qualifikation zeigt auch eine vom Hand-
werk in Auftrag gegebene, groß angeleg-
te Imagestudie die Notwendigkeit zum
Handeln. Die Ergebnisse dieser Studie
lieferten ein deutliches Bild: Das Image
des Handwerks durchlebt einen Wan-
del. Während die über 60-Jährigen ver-