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08/15 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
A
usbilder beklagen sich gerne
über Motivation und Können
von Azubis: Faul seien sie,
undiszipliniert, und richtig
rechnen und schreiben könnten sie
obendrein nicht, heißt es etwa in einer
DIHK-Studie. Dagegen fühlen sich laut
Befragung von Ausbildung.de viele Azu-
bis unterfordert. Dass diese sich offen-
bar langweilen, während die Ausbilder
sie als unmotiviert wahrnehmen, hängt
sicher nicht nur an der Einstellung der
Azubis. Auch die Ausbilder sollten hin
und wieder ihre Methoden „aufpimpen“.
Ein Ansatzpunkt dafür können attrak-
tive, zeitgemäße Lehr- und Lernformate
sein, die imVergleich mit Angeboten wie
Facebook, Youtube und Co. bestehen.
Wie können solche Formate aussehen?
Wir haben uns in zwei Projekten, in de-
nen neue Lehr- und Lernmethoden für
die Ausbildung erprobt werden, und in
zwei Betrieben, die ihre Azubis als enga-
giert und lernwillig erleben, umgehört.
Lernen mit Augmented Reality
Eine nahe liegende Möglichkeit ist, die
Jugendlichen beim Lernen in der Ausbil-
dung damit zu locken, was sie in ihrer
Freizeit ganz selbstverständlich nut-
zen: „Mobile Endgeräte sind das ideale
Mittel, um technikaffine Jugendliche zu
erreichen“, sagt Thomas Hagenhofer,
Projektkoordinator beim Zentral-Fach-
ausschuss Berufsbildung Druck und
Medien (ZFA). Im Projekt „Social Aug-
mented Learning“ erproben Hagenho-
fer und seine Kollegen den Einsatz von
Von
Andrea Sattler
(Red.)
Augmented Reality in der Berufsausbil-
dung in der Druckindustrie. Das Lernen
mit der digital erweiterten Realität wird
aktuell an acht Berufsschulen und zwei
Ausbildungsbetrieben getestet, Heidel-
berger Druck ist einer der Partner.
Dort können Azubis mittels Augmen-
ted Reality Abläufe in der Druckma-
schine auf ihrem Tablet anhand eines
3-D-Modells verfolgen, während diese
läuft (siehe Bilder). Doch es kann mehr:
„Das Lernen mit Augmented Reality hat
das Potenzial, dem Lerner beim arbeits-
platzorientierten Lernen Zusatzinfos zur
Verfügung zu stellen: Er kann bei Bedarf
auf tiefergehende Lerninhalte zurück-
greifen und daher selbstgesteuert direkt
an der Maschine arbeiten“, berichtet
Hagenhofer. „Er braucht keine Bücher
oder Web-based-Trainings mehr.“ So er-
halten die Lerner auf ihrem Gerät etwa
Zusatzinformationen zu Abläufen und
Bauteilen. Zudem lassen sich die mobi-
len Geräte verknüpfen. Ein Azubi kann
etwa ein Bauteil markieren, Kommenta-
re einfügen und mit den anderen teilen.
Per Blog oder Wiki können die Azubis in-
teragieren – auch standortübergreifend.
Die Ausbilder können die Technologie
also für geführten Unterricht einsetzen,
gleichzeitig aber auch das selbstorgani-
sierte Lernen fördern. Mittels eines Au-
torentools können Ausbilder die Inhalte
erweitern. „Im Zeitalter von Social Me-
dia ist es erforderlich, dass Lernmaterial
nicht tot produziert wird, sondern erwei-
terbar und interaktiv ist“, so Hagenhofer.
Die neue Technologie fordere den
Ausbildern aber auch einiges ab. Sie
könnten die neuen Möglichkeiten nicht
mittels alter didaktischer Konzepte auf-
bereiten. „Es gilt das Gleiche wie beim
E-Learning: Es reicht nicht, die Technik
zur Verfügung zu stellen. Es braucht ad-
äquate Inhalte und diaktische Konzepte
auf hohem Niveau“, so Hagenhofer.
Lernplattform mit 28 digitalen Tools
Wie digitale Lernformate künftig mit
didaktischen Konzepten verknüpft wer-
den können, erproben Jens Hofmann
und seine Kollegen gerade im vom
BMBF geförderten Projekt „Chemnet“
in der Ausbildung und der beruflichen
Aufstiegsqualifizierung im Chemiebe-
reich. Daraus ist die Web-2.0-Lernplatt-
form „Chemnet“ mit 28 verschiedenen
Tools – etwa Foren, Blogs, Wikis und
Der Konsument wird Produzent
PRAXIS.
Frontalbeschallung war gestern: Zeitgemäße Entwicklungsformate in der
Ausbildung fördern das eigenständige Lernen. Was in der Praxis ausprobiert wird.
„In Zeiten von Social Media muss Ler-
nen interaktiv und erweiterbar sein.“
Thomas Hagenhofer, Projektkoordinator beim Zentral-Fachausschuss
Berufsbildung Druck und Medien (ZFA)
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