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TITEL
_AUSBILDUNG
personalmagazin 08/15
personalmagazin:
Die Bildungsinitiative
„Making of a Champion“ ist im Januar
gestartet. Worum geht‘s dabei?
Ernst Holzmann:
Die Bildungsinitiative
richtet sich an junge Menschen zwi
schen 15 und 25 Jahren, die in heteroge
nen Gruppen zusammenkommen. Das
Programm dauert zehn Monate, jeweils
zwei bis vier Stunden die Woche – zu
sätzlich zu Schule, Studium oder Beruf.
Dabei geht es nicht um Wissensvermitt
lung, es geht um eine ganzheitliche Per
sönlichkeitsentwicklung, darum, Ver
antwortung zu übernehmen, sich Ziele
zu stecken – alles, was wichtiger ist, als
nur den Satz des Pythagoras zu lernen.
personalmagazin:
...also in etwa das vielge-
forderte Fach „Lebensführung“?
Holzmann:
Ja, das kann man so sagen.
In meiner Zusammenarbeit mit jungen
Menschen habe ich festgestellt, dass sie
ein solches Fach brauchen, es aber nir
gendwo gelehrt wird. Dies ist zwar auch
Aufgabe der Eltern und der Bildungsins
titutionen. Oft wird den Jugendlichen
aber vor allem Wissen eingetrichtert,
nicht Werte oder Soft Skills vermittelt.
Vielen von ihnen fehlt ein eigener Plan,
auch weil sie zu stark in die akademi
sche Laufbahn gedrängt werden. Die
klassische Berufsausbildung wird im
mer seltener, und auch deswegen geht
frühzeitige Praxiserfahrung verloren.
personalmagazin:
Gibt es im Programm Be-
rufsberatung, um zu zeigen, dass es auch
ein Leben jenseits des Studiums gibt?
Holzmann:
Nein, denn wir möchten das
Programm neutral halten und nicht Lob
byismus für eine Seite betreiben. Sinn
des Programms ist es, dass die Jugend
lichen sich über ihre Ziele klar werden
und dann selbst entscheiden sollen.
„Wichtiger als der Satz des Pythagoras“
INTERVIEW
Die frisch gestartete Bildungsinitiative „Making of a Champion“ soll Jugendlichen die
Chance bieten, sich außerhalb von Schule, Ausbildung und Studium weiterzuentwickeln.
Das Interview führte
Andrea Sattler.
personalmagazin:
Wie ist es aufgebaut?
Holzmann:
Wir haben das Programm am
Modell des „Lebensrads“ orientiert. Die
Jugendlichen durchlaufen sechs Modu
le: „Ethik und Moral“, „Gesellschaft und
Kultur“, „Familie und Heim“, „Beruf und
Finanzen“, „Körper und Gesundheit“,
„Geist und Bildung“. Darin geht es um
ganz praktische Themen wie: „Kann ich
mit 1.200 Euro netto leben?“ und „Wie
schaffe ich es, nicht zu verblöden?“.
personalmagazin:
Und wie werden diese
Inhalte vermittelt? Per Schulunterricht?
Holzmann:
Nein, das wäre langweilig und
verkehrt. Die Methoden bieten eine Mi
schung aus Expertenvorträgen, Frontal
unterricht, Exkursionen und Projektar
beit – eben so viel Leben wie möglich.
ERNST HOLZ-
MANN
ist Redner,
Hochschuldozent
und Schirmherr der
Initiative „Making
of a Champion“.
Andere Maßnahmen finden dagegen
in den Betrieben schon größeren An
klang. So ist laut DIHK-Studie für jeden
zweiten Betrieb Ausbildungsmarketing
ein wichtiges Instrument, um sich für
Azubis attraktiver zu machen. Das Hand
werk legt zu diesem Zweck regelmäßig
neue Employer-Branding-Kampagnen
auf. Aktuell locken die Handwerker Ju
gendliche etwa mit den Motiven der „Hol
Dir meinen Job!“-Kampagne. Cool soll
die Ansprache wirken und azubigerecht.
Ob die Kampagnen halten können, was
sie versprechen, analysiert der Beitrag
„Eine Million Betriebe, eine Marke“.
Eine Möglichkeit, die Ausbildung in
haltlich attraktiver zu machen, besteht
darin, sie mit zusätzlichen Inhalten an
zureichern. Ein Beispiel dafür ist das tri
ale Studium, ein Paket aus Ausbildung,
Meisterqualifizierung und Bachelorstu
dium. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag
„Drei Abschlüsse in fünf Jahren“.
Wer die besten Bewerber für sich ge
winnen will, sollte sich auch die Frage
stellen, wer „die Besten“ für ihn sind.
Dies kann helfen, neue Bewerberziel
gruppen zu erschließen. Einen sorgfäl
tig geprüften Ansatz fährt der Ausbilder
Provadis aus dem Industriepark Höchst.
Die Hessen haben aus der Not, immer
weniger Bewerbungen zu erhalten, eine
Tugend gemacht: Mittels eines mit der
LMU München entwickelten eignungs
diagnostischen Testmodells setzen sie
inzwischen statt auf die kognitiven
Überflieger auf jene Bewerber, die mit
ihrer Persönlichkeit punkten können.
Wie genau dieses Modell funktioniert,
berichten die beiden Partner im Inter
view „Mit Persönlichkeit zum Erfolg“.
Wie die Ausbildung mittels zeitgemä
ßer Lernformate – wie Augmented Rea
lity und kollaborativer Lernplattformen
– für die technikaffinen Jugendlichen at
traktiver werden kann, lesen Sie im Bei
trag „Der Konsument wird Produzent“.
Und auch außerhalb des Betriebs gibt
es attraktive Entwicklungsmöglichkei
ten für Azubis, um nicht nur ihre fachli
chen Qualifikationen, sondern auch ihre
Soft Skills aufzupolieren. Mehr dazu er
fahren Sie im Interview „Wichtiger als
der Satz des Pythagoras“.