Wirtschaft und Weiterbildung 3/2019 - page 38

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
03_2019
auf Blended Learning und tun alles dafür,
die Vielzahl der derzeit möglichen Wei-
terbildungsangebote zu kombinieren.
Die Integrata AG ist zu zwei Dritteln ein
IT-Trainingsanbieter. Meine Beobachtung
gerade im letzten Jahr ist, dass auch im
IT-Training die Soft Skills immer wichtiger
werden. Viele Programmierer wollen zum
Beispiel lernen, wie man agil zusammen-
arbeiten kann. Und dazu braucht man
das Präsenzlernen, weil nur so die Über-
nahme eines konkreten neuen Verhaltens
klappt.
2 Wie hilfreich ist die gute
Wirtschaftslage?
Jöhnk:
Es ist noch nicht so lange her, da
wollten Topmanager, dass in ihren Unter-
nehmen bis zu 90 Prozent der Weiterbil-
dung so schnell wie möglich „online“ zu
erfolgen habe. Heute ist man weggekom-
men von dieser Forderung. Es hat sich
als problematisch erwiesen, von Mitar-
beitern zu erwarten, dass sie sich alles
selbst beibringen. Menschen brauchen
eine Begleitung beim Lernen. Ich denke,
selbst wenn sich die gute Wirtschaftslage
verschlechtern sollte, wird das nur eine
geringe Auswirkung auf die Ausgaben für
Weiterbildung haben. Die Unternehmen
wissen besser als früher, welchen Nutzen
Seminare bieten.
Sauer Al-Subaey:
Ich glaube auch, dass
die Unternehmen in den letzten Jahren
eine sehr viel bessere Kontrolle über die
Bildungskosten installierten und dass sie
evaluiert haben, wo und wie man sein
Geld nutzenorientiert einsetzen muss.
Wenn ein Unternehmen erlebt hat, dass
das gemeinsame Lernen der Mitarbeiter
in einem Seminar dazu führt, dass neue
Kompetenzen entwickelt werden, das
Verständnis füreinander wächst und der
Teamgeist gestärkt wird, dann weiß man
auch bei schwacher Konjunktur, dass
diese Ausgaben gut investiertes Geld sind.
Luttenberger:
Mehr denn je gibt es eine
grundsätzliche Wertschätzung für Weiter-
bildung, die auch in schwierigen Zeiten
nicht verschwinden wird. Gleichwohl
sollten wir uns darauf einstellen, dass bei
einem Konjunktureinbruch anstehende
große Personalentwicklungsprogramme
erst einmal aufgeschoben werden. Diese
Möglichkeit besteht schon, aber an der
Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit, Semi-
nare für seine Mitarbeiter auf dem heuti-
gen Niveau durchzuführen, wird sich auf
mittlere Sicht nichts ändern.
Schwarz:
Den Einfluss, den die Kon-
junktur auf die Durchführung von Wei-
terbildungsmaßnahmen hat, sollten wir
nicht überbewerten. Die Bedeutung der
betrieblichen Weiterbildung im Allgemei-
nen und von Präsenztrainings im Beson-
deren ist ungebrochen. Unabhängig von
der Konjunktur ist das Thema Weiterbil-
dung ein wichtiger Schlüsselfaktor für
Unternehmen im „War of Talents“ gewor-
den, um als attraktiver Arbeitgeber wahr-
genommen zu werden und bestehende
Mitarbeiter zu halten. Der rasche tech-
nologische Wandel, dem die Wirtschaft
ausgesetzt ist, sorgt ebenfalls dafür, dass
der Bedarf an Weiterbildung steigt.
R
Hartmut Jöhnk (Integrata):
„Es hat sich als problematisch erwiesen, von
Mitarbeitern zu erwarten, dass sie sich alles selbst beibringen.“
Lucia Sauer Al-Subaey (Akade­
mie für Führungskräfte):
„Geld
für die Weiterbildung ist auch
bei schwacher Konjunktur gut
investiertes Geld“.
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