wirtschaft und weiterbildung 2/2018 - page 33

wirtschaft + weiterbildung
02_2018
33
arbeitende Thema aufschreibt. Am besten
auf ein Flipchart, weil dieses (zu Beginn
der Zusammenkunft an die Wand gehef-
tet) sichtbar gehalten werden kann. Da-
nach beginnt ein für alle sichtbares (Mit-)
Visualisieren aller wichtigen Inhalte. Der
erste Schritt ist die Ergänzung des The-
mas um die jeweilige Zielsetzung. Da-
nach führt der Moderator dies während
der gesamten Besprechung fort, indem
er alle zur Bearbeitung wichtigen Inhalte
sichtbar macht und wenn irgend möglich
(durch anpinnen oder ankleben) sichtbar
hält!
5. Gebot:
Erläutere die Vorgehens-
weise!
Niemand käme auf die Idee, sein Haus
zu bauen, ohne erst einen Plan dafür zu
machen. In Besprechungen wird häufig
zuerst das Haus gebaut und manch einer
wundert sich am Ende, dass (wieder mal)
nichts (Konkretes) herausgekommen ist.
Hier ist der Moderator aufgerufen, darauf
zu drängen, dass nach Thema und Ziel
auch der Weg verabredet wird, der zur
Themenbearbeitung beschritten werden
soll. Erst dann wird, nach eben dieser
Absprache, das Thema bearbeitet. Der
Moderator ist ab diesem Zeitpunkt „An-
walt“ der vereinbarten Vorgehensweise
und verhilft ihr immer wieder „zu ihrem
Recht“!
6. Gebot:
Sei neutral!
Der Moderator ist dafür verantwortlich,
dass die Gruppe zu einem Ergebnis
kommt, nicht aber für dessen Qualität
aus seiner Sicht. Er sollte sich zwar in
die Inhalte hineindenken können, aber
nicht inhaltlicher Experte sein. Ist er dies
aber doch und darüber hinaus, wie in
der Praxis so häufig, auch noch inhalt-
lich Betroffener, wird es für ihn schwierig
sein, (gut) zu moderieren. Geht es nicht
anders, und er will oder muss die Veran-
staltung – obwohl er inhaltlich „Aktien
darin hat“ – leiten, so muss er versuchen,
beiden Rollen gerecht zu werden. Er kann
dies (wenn überhaupt) dadurch, dass er
in der einen Rolle (Moderator) steht und
in der anderen (Teilnehmer-Rolle) sitzt.
Äußerst hilfreich kann es in dieser Situ-
ation sein, seine inhaltlichen Beiträge in
Form von Fragen einzubringen und mög-
lichst wenig direktiv zu wirken.
7. Gebot:
Führe durch Fragen!
Entscheidungen werden von den Betrof-
fenen dann (am ehesten) mitgetragen,
wenn diese sich in der Entscheidung wie-
derfinden. Dies kann nur der Fall sein,
wenn sie auch gefragt wurden. Der Mo-
derator kann seine Aufgabe deshalb nur
aus einer „fragenden Haltung“, keines-
falls aus einer „Sage-“ oder „Besserwis-
ser-Haltung“ heraus bewältigen. Er leitet
die Gruppe (an), ist aber nicht inhaltli-
cher Entscheider! Nur in der Doppelrolle
Moderator und Teilnehmer wird er sich
inhaltlich einbringen. Um zu erfahren,
was die Gruppe und der Einzelne wollen,
muss der Moderator aber auf jeden Fall
mit (offenen) Fragen arbeiten. Statt: „Wir
müssen aber auch noch den Aspekt X be-
trachten!“ fragt er: „Kann es sein, dass
wir in diesem Zusammenhang auch den
Aspekt X betrachten müssen?“
8. Gebot:
Bleibe beim Thema!
Ein großes Problem in Besprechungen
ist es, dass Themen immer wieder „zer-
redet“ werden. Hier profitiert der Mode-
rator von seiner sauberen Vorarbeit beim
Einstieg. Die gemeinsam formulierte Ziel-
setzung gibt ihm immer die Möglichkeit
nachzufragen, ob das momentan Disku-
tierte zum Thema passt, um so mit der
Gruppe den „roten Faden“ zu behalten
oder wiederzufinden.
9. Gebot:
Achte auf konkrete
Vereinbarungen!
Der Moderator ist dafür da, dass der
Witz „Was ist eine Besprechung? Nun, es
gehen viele hinein und es kommt nichts
dabei heraus“ sich nicht bestätigt. Das
bedeutet, dass er mit Akribie darauf zu
achten hat, dass das angestrebte Ziel er-
reicht wird und konkrete Maßnahmen
nach dem Muster: „Wer macht was bis
wann?“ beschlossen werden. Hilfreich ist
hierzu ein visualisierter „Maßnahmen-
plan“ mit den entsprechenden Spalten, in
die dann die Beschlüsse nur noch einge-
tragen werden.
10. Gebot:
Schließe eine Moderation
positiv ab!
Die Teilnehmer sollen die Besprechung in
positiver Stimmung und mit dem Vorsatz,
die beschlossenen Maßnahmen in die Tat
umzusetzen, verlassen. Hierzu kann ein
ehrlicher Dank an die Gruppe verhelfen.
Josef W. Seifert
Josef W. Seifert
gründete im Jahr
1987“will
das
Tr a i n i n g s i n s t i -
tut „Moderatio“.
Bekannt wurde er auch durch den
von ihm entwickelten „Moderations-
zyklus“, einem Prozessmodell für
Meetings, Workshops und Konferen-
zen. Moderatio bietet regelmäßig das
Seminar „Besprechungen erfolgreich
moderieren – klassische und digitale
Moderation“ an.
Moderatio Seifert & Partner
Langenbrucker Straße 4
D-85309 Pörnbach
Tel. +49 (0)8446 92030
AUTOR
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40,41,42,43,...68
Powered by FlippingBook