Wirtschaft und Weiterbildung 3/2018 - page 34

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
03_2018
Zukunftstalk.
Mehr zu
unserer Diskussions-
runde (zum Beispiel
Video-Interviews mit allen
Teilnehmern) gibt es auch
im Internet unter
Qualifizierungsprojekten am besten
unter Beweis stellen. Die Kunden profi-
tieren von unserer Kompetenz. Gleich-
zeitig fordern sie immer mehr Flexibilität
von uns. Zu denken gibt mir, dass die
Verbindlichkeit bei einigen Unterneh-
men abnimmt. In vielen Rahmenver-
trägen werden die Verpflichtungen des
Kunden immer unverbindlicher formu-
liert – und das auch in Geschäftsbezie-
hungen, die sehr wirksam laufen. Wir
investieren in moderne Formen der Wei-
terbildung, aber brauchen schon auch
eine Sicherheit, dass sich diese Investi-
tionen im Laufe der Jahre amortisieren
werden. Das ist gerade unsere Heraus-
forderung.
Dr. Philipp von Randow:
Ich mache mir
Gedanken über manche Ausschreibungs-
prozesse für Weiterbildungsmaßnah-
men. Hier fällt mir auf, dass sie zuweilen
inhaltlich so rigide vorstrukturiert sind,
dass es uns schwerer fällt, unsere Stär-
ken zu zeigen: Denn im gemeinsamen
Durchdenken der Maßnahmen – wir
nennen es co-kreatives Projektmanage-
ment – und im Dialog mit dem Kunden
werden die Ziele und Chancen einer
Weiterbildungsmaßnahme professio-
nell besser identifiziert. Ausschreibun-
gen mit zu wenig „Spielraum“ nehmen
Unternehmen die Möglichkeit, von un-
serer Expertise zu profitieren und das
Programm wirklich zusammen auf die
Bedürfnisse der Teilnehmer zuzuschnei-
den.
4 New Work: Sind Führungs-
seminare überholt?
Dr. Philipp von Randow:
In vielen Projek-
ten übernehmen junge Menschen viel
schneller als früher Führungsfunktionen
– manchmal nur auf Zeit. Führungskräfte
definieren sich also nicht mehr allein über
ihre Position. Ich denke daher, dass Se-
minare, die Führungsfähigkeiten vermit-
teln, in ihrer Bedeutung eher noch stei-
gen werden. Das hat auch etwas damit
zu tun, dass junge Projektleiterinnen oder
Führungskräfte viel schneller als früher
begreifen müssen, wie man ein Team zu-
sammenstellt und welche Dynamik damit
in Zusammenhang steht – gerade weil
Teams dank moderner Arbeitsformen
immer wichtiger werden – nicht nur in-
nerhalb der eigenen Abteilung, sondern
auch abteilungsübergreifend, mit Kun-
den, mit dem Ausland und insbesondere
auch mit Mitarbeitern, die von zu Hause
aus arbeiten. Ich sehe den Bedarf an
Führungstrainings daher deutlich wach-
sen. Und um Führungsqualitäten besser
ausbilden zu können, sind Seminare un-
erlässlich – wenn sie eben auch stärker
die Teamdimension in den Blick nehmen.
Das tun wir an der Frankfurt School of Fi-
nance & Management. Allerdings werden
die Betroffenen mehr als früher mitreden
wollen: Junge Führungskräfte haben
einen großen Wunsch nach Autonomie.
Sie sagen, wir bestimmen selbst, was für
uns eine attraktive Laufbahn ist. Das wird
die Personalabteilungen stark herausfor-
dern. Und auch uns. Zuhören ist gefragt.
Lucia Sauer Al-Subaey:
Ich sehe den Be-
darf an Führungstrainings auch deutlich
wachsen. Wir sprechen immer von einem
Fachkräftemangel, aber Sorge machen
sollte uns ein Führungskräftemangel.
Der wird kommen, weil junge Menschen
nicht mehr unbedingt Führungsverant-
wortung übernehmen wollen, um Karri-
ere zu machen. Gerade auch in flachen
Hierarchien sind die Führungsaufgaben
so komplex geworden, dass wir den Füh-
rungskräften einiges abverlangen. Sie
sollen fachlich kompetent sein, belastbar,
agil und empathisch auf jeden eingehen
können. Ich sehe nicht immer, dass die
Fähigsten und die Talentiertesten sich
darum reißen, Führungskraft zu werden.
Die Sinnhaftigkeit und Flexibilität einer
Herausforderung, die jüngeren Mitarbei-
tern so wichtig ist, wird vom Nachwuchs
oft nicht mehr in einer Führungsaufgabe
gesehen. Gerade deshalb scheint es mir
wichtig, dass viele Mitarbeiter sich mit
dem Thema Selbstführung und Führungs-
methoden auseinandersetzen, so könnten
die Führungsaufgaben in der Zukunft ro-
tierend ausgeübt werden.
Marion Schopen:
Führungskräfte wird
es immer geben, auch wenn ein Paradig-
menwechsel in der Führung erforderlich
wird. Und wenn manche Führungsrol-
len neu zu definieren sind, werden auch
weiterhin Führungsseminare gebraucht.
Vielleicht wird Leadership zukünftig in
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