Wirtschaft und Weiterbildung 3/2018 - page 44

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
03_2018
ausgesetzt. Vielmehr ruht der Blick der
Mitarbeiter auf den Führungskräften. Sie
beobachten, was jene wie tun – unter
anderem, weil die Führungskräfte für
sie eine Vorbildfunktion haben. Entspre-
chend wichtig ist es, dass die Führungs-
kräfte ein ihrer Position, der Situation und
den (Entwicklungs-)Zielen des Unterneh-
mens angemessenes Verhalten zeigen.
Führungskräfte müssen sicherstellen,
dass ihre Mitarbeiter effektiv zusammen-
arbeiten (können). Außerdem, dass die
Der emeritierte Psychologie-Professor Dr.
Oswald Neuberger war bekannt für seine
klare Sprache. Entsprechend pointiert
äußerte sich der Arbeits- und Organisa-
tionspsychologe einst über das 360-Grad-
Feedback, bei dem Führungskräfte von
ihren Vorgesetzten, Mitarbeitern und
Kollegen und zuweilen auch Kunden und
Lieferanten eine Rückmeldung über ihr
(Führungs-)Verhalten erhalten. Er lehnte
die „Rundum-Beurteilung“ von Füh-
rungskräften „rundum ab“ und verglich
das 360-Grad-Feedback mit einem „Pan-
optikum“. Das ist ein als Rundbau konzi-
piertes Gefängnis, in dessen Mittelpunkt
ein Wachturm steht. Von dort aus können
die Wärter alle Zellen kontrollieren. Des-
halb fühlen sich die Gefangenen ständig
beobachtet und verhalten sich so, wie sie
glauben, dass dies erwünscht sei.
Ähnlich verhielte es sich beim 360-Grad-
Feedback kritisierte Neuberger. Nur dass
dort an die Stelle der Wärter das „höhere
Management“ trete. Eine harsche Kritik!
Trotzdem nutzen heute mehr Unterneh-
men denn je dieses Instrument für ihre
Personal- und Führungskräfteentwick-
lung – speziell solche, die unter einem
hohen kulturellen Veränderungsdruck
stehen. Denn Neubergers Kritik am
360-Grad-Feedback stellt die betriebliche
Realität auf den Kopf.
Führungskräfte immer nur
unter Beobachtung?
Anders als im Panoptikum sind im Un-
ternehmensalltag nicht „die Gefange-
nen“, sprich Mitarbeiter, dem permanen-
ten überwachenden Blick der „Wärter“
Mit dem 360-Grad-Feedback
Change-Prozesse steuern
FÜHRUNGSKRÄFTE.
„Unsere Kultur muss sich ändern, damit wir im digitalen Zeitalter
fit für die Zukunft sind.“ Dieser Überzeugung sind viele Unternehmen. Ein bewährtes
Instrument, um in die Richtung einer neuen Kultur zu gehen, ist das 360-Grad-Feedback,
bei dem zum Beispiel die Führungskräfte eine Rückmeldung über ihr Verhalten von
mehreren Seiten erhalten.
Foto: madpixblue / AdobeStock
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