wirtschaft + weiterbildung
10_2017
37
schiedliche Aufgaben. Während der eine
beispielsweise zu Topform aufläuft, wenn
er alleine für sich, im stillen Kämmerchen
eine komplexe Aufgabe lösen kann, blüht
der andere auf, wenn er sich bei seiner
Arbeit mit möglichst vielen Menschen
austauschen und neue Ideen entwickeln
kann.
Psychologen und HR-Experten nennen
Personen, die bei einer Tätigkeit regel-
recht aufblühen, „intrinsisch motiviert“.
Das heißt, sie brauchen keinen Antrieb
von außen. Auch wie viel Anerkennung
sie – monetär oder ideell – im Erfolgsfall
bekommen, ist ihnen zumindest beim
Erfüllen der Aufgabe „egal“. Denn die
Aufgabe selbst reizt sie und macht ihnen
Freude. Solch intrinsisch motivierte Mit-
arbeiter brauchen Unternehmen künf-
tig in der von rascher Veränderung und
geringer Planbarkeit geprägten VUCA-
Welt verstärkt, wenn sie erfolgreich sein
wollen. Doch wie können Unternehmen
diese Mitarbeiter gewinnen – in einem
Arbeitsmarkt, der heute schon geprägt ist
durch einen Mangel an qualifizierten und
motivierten Fach- und Führungskräften?
Die klassische Antwort auf diese Frage
lautet: Wir müssen als Unternehmen ein
gezieltes Talent Management betreiben –
also durch ein entsprechendes Recruiting
und eine strategisch orientierte Personal-
entwicklung dafür sorgen, dass wir auch
noch in drei, fünf oder gar zehn Jahren
die Mitarbeiter mit den erforderlichen
Kompetenzen haben.
Wo Talentmanagement an
seine Grenzen stößt
Ein solches Talentmanagement hat auch
heute noch seine Berechtigung, es stößt
jedoch in einer Unternehmenswelt, in
der sich Strategien und Planungen immer
schneller ändern, zunehmend an seine
Grenzen. Heute wissen die Unternehmen
meist noch nicht, wie viele Mitarbeiter sie
in drei, fünf oder zehn Jahren brauchen
und über welche Kompetenzen diese
dann verfügen müssen. Deshalb wird in
Personalerkreisen seit Jahren unter dem
Stichwort „Employability“, sprich Be-
schäftigungsfähigkeit, darüber diskutiert,
dass
• sich die Verantwortung für die Perso-
nal- und Kompetenzentwicklung zu-
nehmend auf die operative Ebene ver-
lagern sollte
• sich die Mitarbeiter eigeninitiativ wei-
terentwickeln sollten und neue Kompe-
tenzen aneignen müssen.
Doch wie können Mitarbeiter zu solchen
Selbstentwicklern werden? Indem sie
mal dieses Seminar besuchen und mal
jenen Online-Kurs absolvieren – je nach
Lust und Laune sowie aktueller Mode?
Das wäre wenig zielführend. Der einzige
gangbare Weg ist, dass sich die Mitarbei-
ter – mit oder ohne Unterstützung ihres
Arbeitgebers oder ihrer Führungskräfte
– ihrer Talente und Stärken bewusst wer-
den und diese dann gezielt entwickeln
Die eigenen Stärken ermitteln
Stichwort.
Was sind meine Stärken? Auf welche Fähigkeiten und Fertigkeiten von mir kann ich bauen?
Das fragen sich viele Frauen und Männer – sei es bei der Berufswahl oder wenn sie ihren weiteren berufli-
chen Lebensweg planen möchten. Folgende Fragen helfen Ihnen, Ihre Stärken zu ermitteln.
1
Was geht Ihnen leicht von der Hand?
Welche Aufgaben/Aktivitäten erledigen Sie
sozusagen spielerisch, ohne groß darüber
nachzudenken? Bei welchen können Sie
brillieren?
2
Was motiviert Sie und gibt Ihnen
Energie?
Welche Aufgaben ziehen Sie fast „magisch“
an? Was machen Sie mit Freude? Was wür-
den Sie gerne häufiger tun?
3
Wo erzielen Sie gute Ergebnisse?
Bei welchen Tätigkeiten erzielen Sie überra-
schend gute Resultate – manchmal schein-
bar ohne Anstrengung?
4
Wann fühlen Sie sich „echt“?
Bei welchen Aktivitäten haben Sie das
Gefühl, ganz Sie selbst zu sein?
5
Was lernen Sie schnell?
Welche Sachverhalte/Themen verstehen
Sie sehr schnell und was lernten Sie bislang
ohne große Anstrengung?
6
Worauf konzentrieren Sie sich
besonders?
Welche Themen verfolgen Sie aufmerksam?
Was finden Sie spannend?
7
Was konnten Sie schon als Kind sehr
gut?
Was haben Sie schon in Ihrer Kindheit gern
oder oft getan? An welche Erlebnisse von
früher erinnern Sie sich besonders gern?
8
Wann ist Begeisterung in Ihrer
Stimme?
Wofür können Sie sich begeistern? Wann ist
Ihre Stimme voller Leidenschaft?
9
Wann verwenden Sie solche Worte
wie „super“ und „toll“?
In welchen Situationen, bei welchen Ereig-
nissen im Berufsleben oder in privaten
Bereichen verwenden Sie solche Formu-
lierungen wie „Am liebsten würde ich jetzt
…“ und „Es wäre toll, wenn …“ oder „Das
Größte wäre es, wenn ich einmal so etwas
wie ... erleben könnte!“?
10
Welche Aufgaben erledigen Sie
sofort?
Welche Aufgaben tragen Sie oft nicht in
Ihren Terminkalender ein, weil Sie diese
sofort erledigen? Bei welchen Tätigkeiten
vergessen Sie häufig die Zeit und wundern
sich selbst, wie spät es geworden ist? Wann
haben Sie das Gefühl, dass es Herausforde-
rungen gibt, die Sie gerne meistern?
Frank Rebmann
R