wirtschaft und weiterbildung 10/2017 - page 33

wirtschaft + weiterbildung
10_2017
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so gestaltet sind, dass die Motivation
und Bereitschaft der Auszubildenden zur
Selbststeuerung steigt. Dabei spielt bei-
spielsweise eine Rolle,
• welcher Tätigkeitsspielraum den Ler-
nern zugestanden wird,
• inwieweit die berufliche Relevanz der
Inhalte aufgezeigt werden kann oder
• inwieweit die Gliederung der Aufga-
benbearbeitung nach der vollständigen
Handlung möglich ist.
Daneben kommt der Begleitung durch
den Trainer (der Ausbilder wird bei
Audi „Trainer“ genannt) eine zentrale
Bedeutung zu, indem er als Berater und
Begleiter der Auszubildenden die Struk-
turierung und Reflexion des flexibilisier-
ten und individualisierten Lernprozesses
stützt.
M-Learn als Teil von S-Learn
Das Projekt „Mobile Learning“, kurz
„M-Learn“, fügt sich nahtlos in dieses
didaktische Szenario ein und kennzeich-
net eine Weiterentwicklung von S-Learn.
Die digitalen Endgeräte stellen in diesem
Nutzungskonzept keinen Selbstzweck
dar. Vielmehr war bei der Integration in
die Ausbildung die Frage handlungslei-
tend, wie die Potenziale des Mediums
die Bedarfe des im Mittelpunkt stehen-
den Lerners decken und der Entwicklung
beruflicher Handlungskompetenz dienen
können. Mit dem übergeordneten Ziel,
Auszubildende auf die Digitalisierung der
Arbeitswelt vorzubereiten, ist es daneben
nur eine konsequente Folgerung, Jugend-
liche als Fachkräfte von morgen nicht mit
Methoden und Techniken von gestern
auszubilden.
Natürlich kann seit Beginn des Projekts
2014 bis heute von einer Affinität der Ziel-
gruppe der Auszubildenden mit digitalen
Endgeräten ausgegangen werden – ju-
gendliche Lebenswelten sind Medienwel-
ten. Wie die Ergebnisse der neuesten JIM-
Studie zeigen, sind digitale Medien fes-
ter Bestandteil des jugendlichen Alltags.
Nicht nur zum Austausch mit Freunden,
sondern auch zum Lernen gehören die
digitalen Hilfsmittel mittlerweile selbst-
verständlich dazu. Hier gilt es stets an
die Kompetenzen anzuknüpfen, die die
Jugendlichen aus ihrem Medienhandeln
gewonnen haben. Gleichwohl darf beim
Einsatz von digitalen Medien in formalen
Bildungsprozessen nicht außer Acht ge-
lassen werden, dass informell erworbene
Kompetenzen im Umgang mit Medien
höchst unterschiedlich ausgeprägt sein
können.
Tablets als Lernbegleiter
Die Entscheidung für ein Endgerät, das
zum mobilen Lernen in der Audi-Berufs-
ausbildung zum Einsatz kommen sollte,
Susanne Husterer
hat Gymnasiallehr-
amt an der Ludwig-
Maximilians-Univer-
sität (LMU) München
studiert. Sie ist seit 2015 in der Audi
Akademie in der Berufsausbildung und
fachlichen Kompetenzentwicklung tätig.
Dort unterstützt sie unter anderem das
Projekt Mobile Learning und bringt das
Thema „Lernen“ mit innovativen Forma-
ten voran – etwa als Mitorganisatorin
des Corporate Learning 2025 Mooca-
thon bei Audi.
Audi AG
Auto-Union-Straße 1
85045 Ingolstadt
Tel. 0841 89980272
Mail:
AUTOREN
Wolfgang Straube
ist Leiter der Aus-
und Weiterbildung
Fertigungsprozess-
technik sowie Leiter
des Projektes M. Von 2000 bis 2015 war
er Leiter der Berufsausbildung der MAN
Truck & Bus AG in München. Vor seinem
Studium des Wirtschaftsingenieurwe-
sens sowie der Betriebspädagogik an der
Universität Karlsruhe war der gelernte
KFZ-Mechaniker und KFZ-Meister für
mehrjährige Tätigkeiten in Frankreich
und Äthiopien.
Audi AG
Auto-Union-Straße 1
85045 Ingolstadt
Tel. 0841 8932153
Mail:
Erfahrungen.
Seit 2014 sind in der Ausbildung bei Audi
Tablets zum mobilen Lernen im Einsatz. Das haben die
Autoren seitdem über den Einsatz digitaler Medien gelernt:
· Die Potenziale digitaler Medien dürfen nicht dazu verlei-
ten, alte Medien gegen neue auszuspielen.
· Bewährte didaktische Konzepte müssen um die neuen
Werkzeuge bereichert werden und den Lernenden eine
attraktive, motivierende Lernumgebung bieten.
· Über selbstlernförderliche Lern- und Arbeitssituationen
können die Jugendlichen aktiv ihre Analyse- und Problem-
lösefähigkeiten einbringen.
· Beim Einsatz von digitalen Medien muss beachtet werden,
dass informell erworbene Kompetenzen höchst unter-
schiedlich ausgeprägt sein können.
· Der Einsatz der Tablets in der Berufsausbildung stellt eine
Bereicherung der Ausbildungspraxis für Trainer wie Auszu-
bildende dar.
Lessons learned
R
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