WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 6/2017 - page 36

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
06_2017
Frage 5:
Wie sehen die Arbeitsplätze
künftig aus? Wie erzeugen wir ein Feel-
Good-Klima?
Die Arbeitsumgebung und das Arbeits-
equipment müssen den neuen Anfor-
derungen angepasst werden. Nötig sind
unter anderem Meetingräume und flexi-
ble Arbeitsplätze, die jederzeit auf- und
abbaubar sind. Da die Fachkräfte be-
ziehungsweise Spezialisten eine immer
wichtigere Ressource werden, gilt es im
Betriebsalltag folgenden Spagat zu schaf-
fen: Die Mitarbeiter leben die volle Kun-
denverantwortung. Und: Die oberen Füh-
rungskräfte kümmern sich um die Mitar-
beiter (Feel-Good-Management).
Richard Branson, Gründer der Virgin-
Group, sagte einmal: „Clients do not
come first. Employees come first. If you
take care of your employees, they will
take care of the clients.“ Dieses Denken
müssen Führungskräfte künftig verstärkt
verinnerlicht haben.
Klaus Kissel
R
Agile Personaler nötiger denn je
Die Auseinandersetzung mit agilen Arbeitsformen scheint
auch für die Personaler immer wichtiger zu werden. Darauf
deuten jedenfalls die Besucherzahlen der Agile HR Con-
ference hin. So diskutierten in diesem Jahr mehr als 300
Unternehmensvertreter in Köln über den Stand der agilen
Personal- und Organisationsentwicklung. Im Jahr zuvor
waren es noch 200 Teilnehmer.
HR-Pioneers-Geschäftsführer André Häusling wies die
Teilnehmer darauf hin, dass Agilität weniger eine Metho-
denfrage als vielmehr eine Einstellungssache sei. Die Bot-
schaft des Kongresses lautete daher: Es müsse mehr „in
Menschen und gleichermaßen auch in Prozesse“ investiert
werden, um die sich ständig ändernden Kundenbedürf-
nisse besser verstehen und erfüllen zu können. Dies sei
jedoch ein Entwicklungsprozess, für den es keine Patent-
lösungen gebe – deshalb sei es wichtig, neue Lösungen
einfach auszuprobieren.
An Experimentierfreude mangelt es in den Unternehmen
offenbar nicht. Die DB Vertrieb GmbH lässt Mitarbeiter
sogar über das Schicksal ihre Führungskräfte abstimmen
und viele Unternehmen führen derzeit ausführliche Mitar-
beiterbefragungen zur künftigen Rolle der HR-Abteilung
Kongressbericht.
Bereits zum sechsten Mal fand eine „Agile HR Conference“ statt. Zur Fachtagung
mit dem Schwerpunkt „Agilität in der HR-Praxis“ hatte auch in diesem Jahr wieder Ende April die
Unternehmensberatung „HR Pioneers“ nach Köln geladen.
Agile HR Conference.
Mehr experimentieren, um neue
Unternehmensstrategien schneller umzusetzen.
durch. Im agilen Trend liegt es auch, den Mitarbeiter bes-
sere Weiterbildungsangebote zu machen. Vielerorts wer-
den die bestehenden Lernplattformen anhand eines Nut-
zerfeedbacks kontinuierlich weiterentwickelt. Dazu gehört
auch, dass eine moderne Lernplattform das Vorwissen des
Lerners besser analysiert und ihm entsprechend seines
Wissensstands individuelle Kursangebote unterbreitet.
Dass nicht alle agilen Projekte auch den gewünschten
Erfolg haben, ist ein Umstand, mit dem auf der Agile HR
Conference recht offen umgegangen wurde.
Ein neuer, interaktiver Baustein der Konferenz war das
sogenannte „Spieleland“, in dem sich die Konferenzteil-
nehmer mit agilen Tools wie etwa den „Pioneer Cards“
vertraut machen konnten. Die „Pioneer Cards“ sind ein
spielerisches Mitarbeiterentwicklungsinstrument. Men-
schen begeben sich mithilfe der Karten in intensiven Aus-
tausch über Werte und Kompetenzen mit dem Ziel, diese
weiterzuentwickeln. So soll eine Feedback-Kultur aufge-
baut werden, die eine gemeinsame Ausrichtung von Teams
ermöglicht und es wird so eine Basis für Entscheidungen
geschaffen. Eine weitere agile Methode, die für mehr Ver-
ständnis für „den Kunden“ sorgen soll, ist die „Customer
Empathy Map“. Eine Gruppe von Mitarbeitern konzentriert
sich auf den idealtypischen Kunden. Man sammelt schrift-
lich, was der Kunde (vermutlich) denkt und fühlt, was der
Kunde hört, sieht und was er sagt. Bewaffnet mit Post-its
sammelt das Team nun gemeinsam Ideen für eine bessere
Beziehung zum Kunden. Zusätzlich werden die Dinge fest-
gehalten, die beim Kunden – bezogen auf das Produkt – im
übertragenen Sinne „Schmerzen“, oder aber im Gegenteil
einen Mehrwert generieren.
Und auch für einen kommunikativen Ausklang des Events
war gesorgt, denn den Abend konnten die Teilnehmer
gemeinsam bei Kölsch und Partymusik verbringen – ein
viel genutztes Netzwerk-Angebot.
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