WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 6/2017 - page 42

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
06_2017
erfolgen in der Kommunikation mit Lern-
partnern: Experten und Kollegen, Coachs
und Beratern, aber auch Kunden und
Geschäftspartnern. Das Lernen findet
zunehmend in Netzwerken statt. Dabei
stimuliert die Selbstorganisation die Ler-
nenden, eigene Beiträge zu leisten und
selbst ihr Lernen zu steuern. Dies fördert
das Erleben von Selbstwirksamkeit und
ist so auch die Basis für ein echtes Lern­
engagement.
In der Praxis gibt es sehr viele Möglich-
keiten und Methoden, um durch eine
Kombination von Präsenz- und Online-
Lernen, abhängig von den Lernzielen und
-inhalten, effektive und attraktive Lern-
umgebungen und -designs zu schmieden.
Bei deren Gestaltung sollten Trainer je-
doch beachten:
Lernen ist ein sozialer Prozess.
Im digitalen Zeitalter gibt es mehr Mög-
lichkeiten, sich auszutauschen. Die Men-
schen interagieren heute mehr denn je –
jedoch oft nicht persönlich, sondern über
die „sozialen Netzwerke“. Noch ist un-
klar, inwieweit die Sozialen Medien das
Lernen und das Lernverhalten eigentlich
verändern.
Fakt ist aber: Die sozialen Bindungen in-
nerhalb einer Gruppe sind und bleiben
wichtige Bestandteile beim Lernen. Sind
die sozialen Beziehungen gestört, führt
dies (natürlich auch beim Online-Lernen)
höchstwahrscheinlich zu schlechteren
Lernleistungen beziehungsweise zum
Scheitern einzelner Personen oder sogar
einer ganzen Gruppe.
Lernen erfordert Feedback.
Menschen wünschen sich nicht nur ein
Feedback darüber, wie gut sie etwas kön-
nen; sie benötigen ein solches Feedback
auch zum Erweitern ihrer Kompetenz.
Deshalb ist und bleibt es eine zentrale
Frage beim Konzipieren von Lernmedien
und Gestalten von Lernarchitekturen:
Welche Feedbackprozesse sind in sie in-
tegriert?
Lernen setzt Interesse und Motivation
voraus.
Smarte Lerndesigns zielen stets auch dar-
auf ab, das Interesse und die aktive Betei-
ligung der Adressaten zu wecken und zu
bewahren. Dies gilt es insbesondere beim
Planen und Gestalten von E-Learning-
Konzepten zu beachten – unter anderem
aufgrund der räumlichen Trennung von
Trainer und Lernenden. Zudem gilt es
zu berücksichtigen, inwieweit die Lerner
auch tatsächlich über die nötige Selbst-
lernkompetenz verfügen. Diese kann
beim Einsatz neuer Lernmedien häufig
(noch) nicht selbstverständlich vorausge-
setzt werden.
Insbesondere das Schaffen und Bewah-
ren der Motivation zum Initiieren und
Aufrechterhalten des Lernprozesses ist
für den Erfolg von E-Learning-Konzepten
von zentraler Bedeutung. Bei netzbasier-
ten Aus- und Weiterbildungen ist die Ab-
brecherquote etwa doppelt so hoch wie
bei Face-to-Face-Aus- und Weiterbildun-
gen. Abhängig vom Lernumfeld und von
der Lernmotivation der Teilnehmer steigt
die Quote teils über 90 Prozent – so zum
Beispiel bei vielen Fernlehrgängen. Eine
entsprechende Bedeutung sollte beim
Konzipieren von E-Learning-Konzepten
der Motivation der Teilnehmer beigemes-
sen werden.
„Leben bedeutet Veränderung und wer
nicht bereit ist zu lernen und sein Verhal-
ten zu überdenken und gegebenenfalls zu
verändern, dessen Arbeitskraft ist irgend-
wann nicht mehr gefragt“, dieses Denken
versuchen Trainer ihren Teilnehmern zu
vermitteln – zum Beispiel im Rahmen
von Changeprojekten. Dass dies auch für
ihre eigene Arbeitskraft gilt, das sollten
Trainer stärker reflektieren und daraus die
nötigen Schlüsse ziehen.
Sabine Prohaska
R
Internet.
Der „E-Trainer-Kongress 2017“ überzeugte,
obwohl er nur virtuell im Internet abgehalten wurde:
über 60 Prozent der Teilnehmenden sagten sofort nach
Abschluss zu, am 19. und 20. April 2018 beim nächsten
Kongress wieder mit dabei zu sein.
Im Rahmen von Keynotes, Workshops und Diskussions-
runden konnten Teilnehmer an zwei Tagen lernen, wie rei-
bungslos in Zukunft Seminare und Coachings ins Internet
verlagert werden können. Dass im Rahmen des Kongresses
die virtuellen Lernräume von „Digital Samba SL“ und von
der „TriCat GmbH“ vorgestellt und erlebbar gemacht wur-
den, überraschte Personaler wie Trainer und Coachs. „Wir
freuen uns, dass der Kongress bereits Teilnehmer aus dem
gesamten deutschsprachigen Raum gewinnen konnte“, so
Anja Röck, Althengstett, die Gastgeberin des E-Trainer-Kon-
gresses. Sie bildet E-Trainer aus und ist seit über zehn Jah-
ren als Personalentwicklerin, Coach und E-Trainerin tätig.
Das nächste Mal sind laut Röck Workshops im 3D-Raum
geplant.
Interessierte haben noch in diesem Jahr die Möglichkeit,
mehr über den Kongress
erfahren. Am 23. November 2017 findet ein kostenfreier
„Tag-der-offenen-Online-Tür“ statt.
E-Trainer-Kongress 2017
„Selbstlernkompetenz kann bei den neuen Medien
selten vorausgesetzt werden.“
Sabine Prohaska
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