WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 6/2017 - page 33

wirtschaft + weiterbildung
06_2017
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durch das Zusammenführen von indivi-
duell verarbeiteten Informationen zu be-
wältigen.
Außerdem fiel den Studienautoren in die-
sem Zusammenhang auf, dass aktuell in
kleinen und mittleren Organisationen mit
weniger als 250 Beschäftigten die Agilität
– also die Eigenschaft einer Organisation,
in kurzen Planungs- und Umsetzungszy-
klen schnelle Entscheidungen treffen zu
können – eine signifikant größere Rolle
als in Großorganisationen spielt. Gleiches
beobachteten sie beim Thema „Flexibili-
tät“, das die kleinen und mittleren Orga-
nisationen ebenfalls signifikant bedeutsa-
mer einschätzen.
Im Vergleich zur Prognose für die kom-
menden fünf Jahre zeigt sich, dass die
richtigen Kompetenzen künftig voraus-
sichtlich noch weiter an Bedeutung ge-
winnen werden – und wiederum auch,
wie sehr gute Führungskräfte heute und
morgen gefragt sind: Um nämlich die Her-
ausforderungen einer komplexer werden-
den Arbeitswelt zu bewältigen, wird laut
Einschätzung der Befragten künftig vor
allem Führungskompetenz entscheidend
sein. Ebenfalls als wichtig bewerten sie
Digital-/IT-Kompetenz.
Vor allem Großorganisationen erachten
den Stellenwert von Führungskompetenz
in den kommenden fünf Jahren als sehr
hoch. Für Organisationen mit weniger
als 250 Beschäftigten hingegen spielt laut
den Erkenntnissen der Studie die arbeits-
platzbezogene Fachkompetenz in fünf
Jahren eine signifikant größere Rolle als
für Großorganisationen.
BGM-Themen aktiv an die
Mitarbeiter herantragen
Die Studie zeigt: Führungskräfte spielen
auf verschiedenen Ebenen eine wichtige
Rolle beim Thema „Gesundheit“ und
haben dank ihrer Funktion die Chance,
das BGM in ihrem Unternehmen ent-
scheidend voranzutreiben. Noch tun sie
allerdings zu wenig, denn die wenigsten
Unternehmensvertreter können bislang
von einem strukturierten BGM berichten.
Wo können Führungskräfte aber konkret
anpacken, um BGM und BGF in ihrem
Unternehmen zu fördern? Auch hierzu
gibt die Studie von TK, IFBG und Haufe
Gruppe Aufschluss – denn die Studien-
autoren wollten von den teilnehmen-
den Geschäftsführern, Personalern und
BGM-Verantwortlichen auch wissen, wel-
che BGM-Formate jetzt und in Zukunft
von Bedeutung sind. Hier zeigte sich
zunächst: Aktuell gibt es großen Nach-
holbedarf bei den BGM-Formaten. Das
Interesse daran ist bislang gering, wie
die geringen Mittelwerte über alle Ant-
wortkategorien hinweg belegen. Wer sein
BGM aktiv an seine Mitarbeiter herantra-
gen will, setzt dabei heute meist auf eine
klassische Gesundheitskommunikation,
etwa per Newsletter oder Flyer.
Neuartige Formate der Gesundheits-
kommunikation, wie etwa Gesundheits-
Flashmobs oder Gesundheits-Theater,
spielen aktuell nahezu keine Rolle. Und
auch spielerische Ansätze der BGF, wie
etwa virtuelle Team Challenges, werden
bislang eher selten genutzt.
In fünf Jahren hingegen wird laut der
Studie ein ganz anderes BGM-Format die
Hauptrolle spielen, nämlich aufsuchende
Maßnahmen – also Gesundheitsangebote
direkt am Arbeitsplatz. Gleichzeitig wird
die klassische Gesundheitskommunika-
tion nach wie vor relevant bleiben. An
neuartige Formate der Gesundheitskom-
munikation werden sich Geschäftsführer,
Personalentwickler und BGM-Verantwort-
liche demnach auch in den kommenden
fünf Jahren nicht heranwagen.
Gesundes Führen, Kompetenzentwick-
lung, aufsuchende BGF: Laut der Studie
warten künftig rund ums Thema „BGM“
viele Anforderungen auf Führungskräfte.
Wie können sie diesen genügen? Die
Studienautoren fordern, dass Führungs-
kräften dazu künftig ihre herausragende
Rolle bei der Mitarbeitergesundheit bes-
ser verdeutlicht werden sollte. Dazu
könne das Thema „Gesundheit“ etwa in
Zielvereinbarungen von Führungskräften
aufgenommen werden. Um die Gesund-
heitskompetenzen zu fördern, könnten
Vorträge, Schulungen und Workshops
von großem Wert sein. „Auf struktureller
Ebene sollte ebenfalls angesetzt werden“,
raten die Studienautoren in ihrem Fazit.
Dazu empfehlen sie die Verankerung von
Gesundheit als zentrales Element der Or-
ganisationsentwicklung.
Andrea Sattler
Hintergrund.
Die Studie „#Whatsnext – Gesund arbeiten
in der digitalen Arbeitswelt“ haben das Institut für Betrieb-
liche Gesundheitsberatung (IFBG), die Techniker Kranken-
kasse (TK) und die Haufe Gruppe zusammen durchge-
führt. Dafür haben sie im Februar und März dieses Jahres
825 Geschäftsführer, Personaler und Verantwortliche für
betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nach den
größten Herausforderungen für Mitarbeitergesundheit
heute und in Zukunft befragt. Die „#Whatsnext“-Studie ist
damit eine der größten Studien, die es in Deutschland je
zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) gegeben
hat. Die Stichprobe setzt sich etwa zu zwei Dritteln aus
Wirtschaftsunternehmen und zu einem Drittel aus Einrich-
tungen des Öffentlichen Dienstes zusammen. Nur acht
Organisationen ordneten sich nicht diesen beiden Haupt-
gruppen zu. Von den befragten Wirtschaftsunternehmen
gehört die größte Gruppe dem verarbeitenden Gewerbe
an (19 Prozent). Im öffentlichen Dienst sind es die öffentli-
chen Verwaltungen, die sich mit 9,5 Prozent am stärksten
an der Studie beteiligten. Sowohl bei den Wirtschaftsunter-
nehmen als auch bei den Einrichtungen des öffentlichen
Dienstes wurden die Branchen beziehungsweise Bereiche,
die von weniger als 20 Befragten genannt wurden, unter
„Weitere“ zusammengefasst.
Über die Studie
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