WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 6/2017 - page 32

personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
06_2017
aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass
das Thema auch dann noch auf den
hinteren Plätzen rangieren wird – hin-
ter Dauerbrennerthemen wie „Prozess-
begleitung/Change Management“ und
„Konfliktmanagement“. Die Demokrati-
sierung – also der Entwicklungsprozess
einer Organisation, Beschäftigte in immer
höherem Maße in die Strategieentwick-
lung und Entscheidungsfindung einzube-
ziehen – verzeichnet von allen Themen
den geringsten Bedeutungszuwachs und
bleibt auf den hinteren Rängen.
Lebenslanges Lernen wird
wichtigstes BGM-Thema
Trotz des bislang geringen Interesses an
Digital Leadership: Gerade die Heraus-
forderungen rund um die Digitalisierung
werden die Gesundheit der Beschäftigten
laut Studie künftig stark beeinflussen.
„Deshalb muss sich auch das Angebots-
spektrum des BGM neu aufstellen“, for-
dert Fabian Krapf, wissenschaftlicher
Berater des IFBG. „Big Data sorgt dafür,
dass Arbeit 4.0 vor allem immer kom-
plexer wird, uns immer größere Mengen
von Informationen zur Verfügung stehen.
Beschäftigte brauchen künftig eine noch
höhere Stresstoleranz.“ BGM müsse sich
deshalb künftig noch mehr der Stressprä-
vention und Resilienz widmen.
Die Digitalisierung, so ein weiteres Ergeb-
nis der Studie, werde auch dazu führen,
dass „lebenslanges Lernen“ – aktuell das
Top-Thema im BGM – weiter das wich-
tigste BGM-Thema bleiben wird. „Heute
beschränkt sich BGM oft darauf, Mitar-
beiter körperlich fit zu machen. Neue
Technologien und moderne Arbeitsme-
thoden erfordern aber vor allem kogni-
tive Fitness“, erläutert Katharina Schmitt,
Redakteurin des „Personalmagazins“. Ein
zukunftsfähiges BGM müsse die Mitarbei-
ter deshalb befähigen, bis ins hohe Alter
mit dem technischen Fortschritt mithalten
zu können, so Schmitt.
Nicht nur mit dem technischen Fort-
schritt, auch mit den damit verbundenen
psychischen und körperlichen Belastun-
gen der Arbeitswelt müssen Mitarbeiter
künftig besser umgehen lernen. Gerade
in der neuen Arbeitswelt, in der Teams
von allen Orten der Welt aus zusammen-
arbeiten und ein Großteil der Arbeit di-
gital erledigt werde, sei die Gefahr groß,
dass die Grenzen zwischen Arbeit und
Freizeit immer weiter aufweichen, war-
nen die Studienautoren. „Zukunftsfähiges
BGM muss Strukturen schaffen, damit
Mitarbeiter sich eigenverantwortlich um
ihre Gesundheit kümmern“, kommen-
tiert Straub. „Führungskräfte müssen
die Eigenverantwortung der Mitarbeiter
stärken.“ Das gehe von der technischen
Infrastruktur über das Schnüren der Ar-
beitspakete bis zur Einschätzung der
Selbstkompetenz der Mitarbeiter. Denn
wer sich nicht gut organisieren könne, für
den führe mobile Arbeit häufig zu mehr
Stress, so Straub.
Führungskräfte sind also in der Pflicht,
ihren Mitarbeitern die nötige Kompe-
tenz und Resilienz im Umgang mit den
selbstverantwortlichen Arbeitsformen
zu vermitteln. Diese Anforderungen an
die eigene Funktion scheinen viele Stu-
dienteilnehmer indes schon erkannt zu
haben: Denn das Phänomen „Burn-out/
Überforderung durch Arbeit“ steht so-
wohl heute als auch in fünf Jahren ganz
oben auf der Liste der BGM-Themen, die
die befragten Geschäftsführer, Personaler
und BGM-Verantwortlichen umtreiben.
Führungskompetenz führt
Kompetenzen-Ranking an
In welchen Bereichen Führungskräfte ge-
nauso wie Personalentwickler ihre Mitar-
beiter künftig stärker unterstützen sollten,
verraten auch die Ergebnisse rund um die
zur Arbeitsbewältigung nötigen Kompe-
tenzen. Auch hier stellen die Studienauto-
ren durchweg hohe Mittelwerte fest – das
heißt, die damit verbundenen Themen
haben für die Befragten schon heute eine
hohe Bedeutung. Aktuell bewerten die
Befragten die arbeitsplatzbezogene Fach-
kompetenz als die Kompetenz, die ihre
Mitarbeiter zur Arbeitsbewältigung am
meisten benötigen. Die geringste Bedeu-
tung hat zurzeit die kollektive Intelligenz
– also die Fähigkeit, Herausforderungen
R
0
1,00
2,00
3,00
Maßnahmen zur Schaffung einer
Unternehmenskultur
Maßnahmen zur Schaffung einer
Feedbackkultur
Prozessbegleitung/
Change Management
Maßnahmen des
Konfliktmanagements
Gesundes Führen
Maßnahmen zur Wissenssicherung
Demokratisierung
Digital Leadership
1.67
1.43
1.41
1.37
1.31
1.27
1.06
0.96
0
1,00
2,00
3,00
Gesundes Führen
Maßnahmen zur Schaffung einer
Unternehmenskultur
Maßnahmen zur Wissenssicherung
Maßnahmen zur Schaffung einer
Feedbackkultur
Prozessbegleitung/
Change Management
Maßnahmen des
Konfliktmanagements
Digital Leadership
Demokratisierung
2.30
2.22
2.13
2.13
1.99
1.98
1.68
1.56
BGM-Themen: aktuell
Heute.
Bei der Frage nach den wichtigen Themen der Führungs­
kultur zeigt sich: Bislang gehört gesundes Führen noch nicht
zu den wichtigsten Aufgaben der befragten Geschäftsführer,
Personaler und BGM-Verantwortlichen.
BGM-Themen: in fünf Jahren
Morgen.
Die Bedeutung von gesundem Führen schätzen die
Befragten in fünf Jahren bedeutend höher ein als heute. Auch
die Bedeutung von Digital Leadership nimmt zu – doch das
Thema rangiert weiterhin auf den unteren Plätzen.
Quelle: ISBG / Haufe
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