WIRTSCHAFT UND WEITERBILDUNG 6/2017 - page 45

wirtschaft + weiterbildung
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nehmungen und hieraus resultierenden
Vermutungen kann der Coach dem Coa-
chee spiegeln und so neue Impulse in das
„System“ des Gegenübers geben. Dies
alles sind Gründe, die für eine persönli-
che Begegnung von Coach und Coachee
sprechen.
Das klassische Coaching hat jedoch
auch Nachteile. So vergeht zum Beispiel
nach einer Coachingsitzung stets eine
mehr oder minder lange Zeit, bis sich
der Coach und der Coachee erneut tref-
fen. Treten in dieser Zeit Fragen auf, die
der Coachee gerne schnell besprechen
möchte, steht der Coach oft nicht zeitnah
zur Verfügung. Das heißt, der Coachee
muss häufig bis zum nächsten Termin
warten, bis er seine Frage stellen kann
– sofern er sie bis dahin nicht vergessen
hat. Deshalb ist es sinnvoll, über Alterna-
tiven beziehungsweise Ergänzungen zum
klassischen Coaching nachzudenken.
Hinzu kommt: Die Coaching-Rahmenbe-
dingungen haben sich verändert. Heute
ist der Faktor Zeit oft der zentrale Eng-
passfaktor beim Coachen – nicht nur auf
Seiten des Coachees, der häufig einen
sehr engen Terminkalender hat und sich
eine schnelle Lösung seines „Problems“
wünscht. Ähnlich verhält es sich beim
Coach. Auch bei ihm ist der Terminkalen-
der meist der zentrale Engpass, wenn es
darum geht, wie viele Coachees er beglei-
ten und wie intensiv er diese unterstützen
kann.
Moderne Medien für das
Coaching nutzen
Zudem hat sich die Lebens- und Arbeits-
welt der Coachees verändert: Die Berei-
che „Arbeit“ und „Freizeit“, die früher
durch die Begriffe „Feierabend“ und „Wo-
chenende“ getrennt waren, verschmelzen
gerade bei beruflich sehr stark engagier-
ten Personen immer mehr. Und der zu-
nehmende Zeitdruck macht es für die
Coachs und Coachees immer schwieriger,
einen Termin zu finden. Außerdem haben
die Coachees zwischen den Coaching-Sit-
zungen seltener die erforderliche Muße
und Zeit, um das beim Coaching Be-
sprochene nochmals zu reflektieren, um
dem „Neuen“ auch innerlich Raum zu
geben. Die Folge: Das in den Sitzungen
besprochene „verpufft“ häufig – sofern
zwischenzeitlich keine Begleitung erfolgt.
Und weil sich viele Menschen und somit
auch Coachees zunehmend „ausgelaugt“
fühlen, erfahren sie die Coaching-Termine
oft eher als Zusatz-Belastung denn als
hilfreiche Unterstützung.
Deshalb stellen sich die Fragen: Sind
heute teils andere Coaching-Settings sinn-
voll als in der Vergangenheit? Und: Emp-
fiehlt es sich, verstärkt auf Coaching-De-
signs zu setzen, die Präsenz-Coachings,
bei denen sich der Coach und Coachee
treffen, mit Coachingformaten verknüp-
fen, bei denen der Coach und der Coa-
chee mithilfe der elektronischen Medien
miteinander kommunizieren – ähnlich
wie dies im Bereich Weiterbildung bei
Blended-Learning-Konzepten bereits
geschieht? Für solche Designs stellt die
moderne Kommunikationstechnologie
Coachs viele Tools bereit. Zum Beispiel:
Mail-Coaching
Diese Form der Kommunikation prak-
tizieren bereits viele Coachs. Das heißt,
sie stellen den Coachees zwischen den
Zukunft.
Wenn Menschen überall unter Zeitdruck
arbeiten, wird es für sie bald normal sein, auf
Zuruf sofort und überall gecoacht zu werden.
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