wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 38

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
Analoge Bilder dienen dazu, das aktu-
elle Anliegen zu konkretisieren und den
Coaching-Prozess fortzuführen. Egal ob
der Klient Ihren Eindruck bestätigt oder
verneint, in beiden Fällen sind Sie wie-
der einen Schritt weiter. Die Verneinung
gibt Ihnen die Möglichkeit, im Dialog mit
dem Klienten das so entstandene Bild
zu korrigieren. Im Telefon-Coaching ist
es unwahrscheinlich, dass jemand seine
Stimme bewusst verstellt. Aufgrund der
vertrauensvollen Beziehung zum Kli-
enten und der Sensibilität ist schnell zu
merken, wenn etwas nicht stimmt. „Wir
lügen mit dem Mund, aber sagen mit dem
Maul, das wir dabei machen, doch die
Wahrheit“ (Friedrich Nietzsche).
Es geht nicht nur darum, die Worte rich-
tig zu verstehen, sondern auch, alle an-
deren komplexen Signale richtig zu deu-
ten. Sowohl in der Kontaktphase als auch
während des laufenden Prozesses können
Sie dieses Wissen um Stimme und At-
mung aktiv und bewusst nutzen, um eine
empathische und vertrauensvolle Bezie-
hung aufzubauen. Sie bringen als Coach
Ihre innere Haltung über die Stimme zum
Ausdruck. Somit geben Sie Ihrem Klien-
ten direkt am Anfang des Coachings das
Gefühl, angenommen zu sein. Sie helfen
Ihrem Klienten damit virtuell aus dem
Mantel.
Tipp 5:
Üben Sie Sätze, die Sie gerne
benutzen, mit unterschiedlicher Kör-
perhaltung oder Mimik und reflektieren
Sie die Unterschiede. Was nehmen Sie
wahr? Merken Sie den Unterschied?
Üben Sie Selbstkontrolle in der Art, wie
Sie kommunizieren und nutzen Sie die
Möglichkeit, bewusst non-verbal und
paraverbal zu kommunizieren.
Sie hören, dass Herr Müller geräuschvoll
in seinem Büro auf und ab geht. „Herr
Müller, fühlen Sie sich gestresst? Sie lau-
fen in Ihrem Büro auf und ab.“ Wie wirkt
das auf Sie? Macht es Sie als Coach ner-
vös?
Tipp 6:
Versuchen Sie doch einmal,
aktiv und reflektiert parallel in Ihrem
Raum die Bewegungen Ihres Klienten
mitzumachen, spiegeln Sie Ihren Kli-
enten und sprechen Sie aktiv an, was
Sie dahinter vermuten. Vielleicht gehen
Sie in Ihrem Beratungsraum ebenfalls
auf und ab, spüren und empfinden Sie
seine Nervosität und seinen Stress.
Sie hören seine Stimme und nehmen
seinen Zustand sowie Stimmung wahr.
Oder gehen Sie passiv in den „Rap-
port“. Vielleicht haben Sie die Augen
geschlossen und sind somit ganz auf
Ihren Klienten konzentriert. Im Rapport
ist die Wahrnehmungsfähigkeit noch-
mals gesteigert.
Sie fragen: „Wie ist Ihr Mitarbeiterge-
spräch gelaufen? In unserer letzten Sit-
zung war das Anliegen: Wie kann ich
erfolgreich ein Mitarbeitergespräch füh-
ren?“ Er sagt: “Es ist gut gelaufen.“ Seine
Stimme klingt dabei jedoch wütend und
hektisch. Botschaft und Ausdruck stim-
men nicht überein.
Tipp 7:
Überprüfen Sie die Stimmigkeit
zwischen Aussage und Ausdruck des
Klienten. Spiegeln Sie dem Klienten
Inkongruenzen wider, um ihm seine
Wirkung zu verdeutlichen und seine
Botschaft zu verstehen. Vielen Men-
schen ist diese Inkongruenz oftmals
überhaupt nicht bewusst.
Müller sagt: „Ich habe die Nase voll, auf
die Forderungen der Mitarbeiterin einzu-
gehen und das ohne Gegenleistung – am
besten sollte sie direkt kündigen!“ „Herr
Müller, ich merke, wenn Sie mir das so
sagen, dass mein Kopf schwer wird und
es mir schwerfällt, Ihnen zuzuhören.“
Sie erfahren eine unbewusste körperliche
Reaktion auf den Klienten. Das können
zum Beispiel Nackenverspannungen sein.
Sie hören nicht nur mit Ihren Ohren zu,
sondern nehmen mit dem ganzen Körper
wahr.
Tipp 8:
Reflektieren Sie Ihre körperliche
Wahrnehmung: Seien Sie sich bewusst,
dass Ihr Körper eine Resonanzkörper
des Klienten sein kann. Benennen Sie
gegebenenfalls Gestik, Handlung und
körperliche Reaktionen, die Sie gerade
ausüben und wahrnehmen. Lassen
Sie sich Ihre Wahrnehmung bestätigen
oder verneinen.
„Herr Müller, das Gespräch geht Ihnen
richtig nah, Sie sind ziemlich resigniert
und wütend?“ Er antwortet: „Stimmt. Ich
bin selber überrascht, wie emotional ich
auf das geführte Gespräch reagiere. Es
war mir so gar nicht bewusst, wie viel
Energie mir die derzeitige Situation mit
meiner Mitarbeiterin raubt. Wie komme
ich jetzt aus diesem Zustand raus?“ Der
Coach fragt: „Herr Müller: Was bedeutet
das für Sie?“ Müller schweigt. Nach einer
Pause sagt er: „Ich würde eine emotionale
Entlastung spüren und handlungsfähig
sein – derzeit weiß ich nicht, was ich ma-
chen soll.“ Wortwahl und analoge Bilder
sind vielschichtig. Sie geben Einblick in
den emotionalen Zustand des Klienten.
Tipp 9:
Wie im Präsenz-Coaching
können Sie diesen wichtigen Hinweis
aufnehmen und dem Klienten die Wir-
kung seiner Aussage verdeutlichen.
Schließen Sie Ihre Augen. Das hilft
Ihnen, Kontakt zu Ihrem Klienten zu
halten und steigert Ihre Konzentration
beim Zuhören. Nutzen Sie das aktive
Zuhören: paraphrasieren, verbalisieren,
nachfragen, zusammenfassen, klären.
Sabine Engelhardt
R
Argumente.
Die fünf wichtigsten
Vorteile des Telefon-Coachings las-
sen sich so zusammenfassen:
·
Direkt und schnell.
Unabhängig
vom Ort ist die Unterstützung zeit-
nah möglich.
·
Fokussiert und effektiv.
Durch
den Wegfall der Körpersprache im
Gespräch werden auch heikle The-
men leichter angesprochen.
·
Effizienz und Kostenreduzierung.
Kosten werden reduziert, weil
keine Reisezeiten und -kosten
anfallen.
·
Einfach und bequem.
Die Termine
sind flexibel in den Alltag integrier-
bar.
·
Förderung der Work-Life-Balance.
Der Coach kann auch im Home-
Office arbeiten.
Vorteile des Telefon-
Coachings
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