wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 46

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
tion ist keine schnelle Lösung, sondern
eine nachhaltige. Wir alle wissen, dass
stumpfe Sägen nicht effektiv sind. Wie oft
arbeiten wir mit einer solchen und sind
der Überzeugung, keine Zeit zum nach-
schärfen zu haben? Wenn Sie bei einer
stumpfen Säge die Sägeblätter schärfen,
kostet das erst einmal Zeit und Geld und
führt erst anschließend zur gewünschten
Schnelligkeit. Sobald ich ein Konfliktma-
nagementsystem etabliere und Mitarbei-
ter ausbilde, muss ich auch erst inves-
tieren und vor allem muss mir klar sein,
dass sich das auf die Unternehmenskul-
tur auswirkt. Es findet ein Change-Pro-
zess statt. Häufig bestehen auch Ängste,
dass Führungskräfte überfordert werden,
wenn sie als Konfliktmoderatoren noch
eine zusätzliche Rolle übernehmen sol-
len. Und wie bei allen Veränderungspro-
Weshalb sollten Unternehmen Mitarbei-
ter zu Konfliktmoderatoren ausbilden?
Susanne Nickel:
Erst einmal ist es doch
so: Ohne Konflikte sind wir tot. Ich weiß,
dass dies eine gewagte Aussage ist. Aber
Auseinandersetzungen gehören zum
Leben dazu, halten uns in Bewegung und
lebendig. Ein gut gelöster Konflikt stärkt
uns und wirkt positiv auf unsere Weiter-
entwicklung. Das gilt genauso für Unter-
nehmen. Unternehmen müssen Fehler,
Reibung und Konflikte zulassen, um in-
novativ zu bleiben.
Gleichzeitig brauchen wir Manager, die
über die Kompetenz verfügen, Konflikte
auszuhalten, mit ihnen lösungsorien-
tiert umzugehen und, wo nötig, sich
abzugrenzen. Das hat nichts mit einem
Kuschelkurs zu tun, sondern damit, Pro-
bleme nachhaltig zu lösen. Niemand,
weder Mitarbeiter noch Führungskräfte,
mag es, wenn Entscheidungen bei Kon-
flikten über den eigenen Kopf hinweg
getroffen werden. Ein weiterer Aspekt:
Eine mehr agil ausgerichtete Organisation
forciert Konflikte. Wer hier mit innerbe-
trieblichen Konfliktmoderatoren arbeitet,
baut intern die notwendige Konfliktlö-
sungskompetenz für nachhaltige Lösun-
gen auf. Das führt dazu, dass Mitarbeiter
sich von selbst melden, wenn es Kon-
flikte gibt. Konflikte verlieren damit ihren
Schrecken.
Welche Hindernisse sehen Sie, wenn
interne Konfliktmoderatoren etabliert
werden sollen?
Nickel:
Ich erlebe immer wieder, dass
Unternehmen eine schnelle Lösung
wollen. Konfliktmoderation und Media-
„Ohne Konflikte sind wir tot.
Gut gelöste Konflikte stärken.“
MEDIATION/KONFLIKTMODERATION.
In „agil“ ausgerichteten Organisationen wird es
mehr denn je zu Konflikten kommen. „Wer hier mit innerbetrieblichen Konfliktmoderatoren
arbeitet, baut intern die notwendigen Kompetenzen für nachhaltige Lösungen auf“, betont
Susanne Nickel, Rechtsanwältin und Wirtschaftsmediatorin sowie Leiterin Competence
Center HR Management, Haufe Akademie Inhouse Training und Consulting.
Foto: fh-film.com
Susanne Nickel.
Die Rechtsanwältin und Mediatorin führt für die Haufe Akademie
die „Qualifizierung zum innerbetrieblichen Konfliktmoderator“ mit durch.
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