wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 36

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
gungen des Settings bei Ihrem Klienten
aufmerksam wahrzunehmen und bei Be-
darf zu thematisieren.
Tipp 1:
Besprechen Sie mit Ihrem Kli-
enten in Vorbereitung auf das Telefon-
Coaching optimale Rahmenbedingun-
gen: Raum, Ruhe und Arbeitsmaterial
wie Stift und Papier. Achten Sie aktiv
auf verbale und akustische Hinweise
des Klienten.
Beabsichtigte und unbeabsichtigte Bot-
schaften werden auch ohne zu sprechen
übermittelt. Im Telefon-Coaching gewinnt
die paraverbale Kommunikation eine we-
sentlich größere Bedeutung. Paraverbale
Aspekte ergeben sich aus der Art und
Weise des Sprechens (Stimmeigenschaf-
ten und Sprechverhalten). Sie können
Stimmlage (hoch/tief, tragend/zitternd),
Tonfall, Resonanzraum und Artikulation,
Lautstärke (angenehm/unangenehm,
laut/leise), Sprechtempo (schnell/lang-
sam) und Sprachmelodie (eintönig/mo-
duliert/singend) einschließlich Sprech-
pausen und Schweigen wahrnehmen.
Nichtsprachliche Elemente werden meist
unbewusst vermittelt.
Die Erfahrung zeigt, dass nicht die ex-
pliziten Botschaften die eigentlichen
Hauptinformationen senden, sondern die
implizit gesendeten (Schulz von Thun).
Die Stimme ist ein wichtiger Informati-
onsträger. Über ein Drittel der empfan-
genen Botschaft erfolgt über die paraver-
bale Kommunikation. Zusammen mit der
nonverbalen Kommunikation macht dies
über 90 Prozent aus.
„Sitzen Sie bequem und haben Sie dafür
gesorgt, dass Sie nicht gestört werden?“
Müller schweigt. Sie fragen nach: „Herr
Müller, Sie schweigen, was beschäftigt
Sie derzeit? Was lässt Sie schweigen?“
Müller spricht langsam, findet kaum
Worte, um sein Anliegen für die Sitzung
zu formulieren. Und manchmal stürzen
die Worte geradezu aus ihm heraus, dann
wieder schweigt er und seufzt. Nicht das,
was der Klient sagt, macht hier den Un-
terschied, sondern wie er es sagt. Eine
besondere Herausforderung liegt darin,
das Schweigen am Telefon auszuhalten.
Sie erleben intensiv, was gerade passiert:
Müller reagiert auf Ihre Frage nicht, oder
er reagiert mit Schweigen? Schweigt er,
Martin Müller, 43 Jahre alt, ist Teamleiter
von zehn Mitarbeitern in einem mittel-
ständischen Unternehmen. Sein Anliegen
in seinem Coaching-Prozess: Reflexion
und Optimierung des eigenen Kommu-
nikationsstils, um Mitarbeitergespräche
erfolgreicher führen zu können. Müller
ruft Sie an. Sie hören seine Stimme und
Hintergrundgeräusche, aber Sie sehen ihn
nicht. Heute sitzt Müller Ihnen nicht ge-
genüber. Sie sind telefonisch verbunden
und haben 90 Minuten Zeit. Was ist an-
ders im Telefon-Coaching?
Visuelle Eindrücke stehen Ihnen nicht zur
Verfügung. Ihnen bleibt nur der akusti-
sche Kanal. Um diesen optimal nutzen zu
können, ist es wichtig, die Rahmenbedin-
Telefon-Coaching
funktioniert
METHODE.
Wie geht Coaching am Telefon? Was sind die
Vorteile? Wie bekommt ein Coach am Telefon einen ganz-
heitlichen Eindruck von den Klienten? Sabine Engelhardt,
Professional Certified Coach (ICF) und Lehrbeauftragte
an der Fachhochschule Frankfurt für das Thema Telefon-
Coaching und Co-Autorin des Handbuchs Tele-Coaching,
gibt Tipps aus ihrer Telefon-Coaching-Praxis.
Foto: michaeljung / Fotolia
Sabine
Engelhardt
coacht und trai-
niert seit 2005 die
verschiedensten
Zielgruppen. Sie blickt auf 14 Jahre
Beratungs- und Führungserfahrung
zurück. Im „Handbuch Tele-Coaching“
ist sie mit zwei Fachartikeln vertreten.
Sabine Engelhardt (ICF)
Dipl. Betriebswirtin/Coach (FH)
Hammanstraße 11
60322 Frankfurt am Main
Tel. +4969 41078627
AUTORIN
Telefon-Coaching.
Früher
hielten professionelle Coachs
ein Coaching am Telefon für
undenkbar. Inzwischen gibt
es vielfältige Erfahrungen, die
zeigen, dass am Telefon erfolg-
reich gecoacht werden kann.
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