wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 29

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wirtschaft + weiterbildung
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der Zeit. Zahlreiche Studien und Umfra-
gen belegen zudem, dass das Thema in-
novativer Lerntechnologien längst in den
Unternehmen angekommen ist und auf
der Agenda der Weiterbildungsentschei-
der steht. Auch der Executive Education
Report 2016 zeigt in diesem Zusammen-
hang, dass sechs von zehn Unternehmen
zumindest gelegentlich innovative Lern-
technologien einsetzen. Schaut man ge-
nauer hin, zeigt sich jedoch ein deutlich
differenzierteres Bild.
Positiv formuliert kann konstatiert wer-
den, dass Entscheider nicht blind dem
Trend folgen: Nur eines von vier Unter-
nehmen berichtet, dass es häufig oder
sehr häufig Online-Kurse bei der Weiter-
bildung einsetzt. Andere Formen moder-
nen Lernens sind noch weitaus seltener
ein Bestandteil organisationaler Weiter-
bildungskataloge: Beispielsweise setzen
nur vier Prozent der Unternehmen häufig
oder sehr häufig Online-Simulationen ein.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Nut-
zung von „Massive Open Online Cour-
ses“ (MOOCs, sechs Prozent), „Small
Private Online Courses“ (SPOCs, sieben
Prozent) sowie bei mobilem oder sozial
vernetztem Lernen (zehn Prozent).
Fasst man die Ergebnisse zusammen,
wird deutlich, dass über zwei Drittel (67
Prozent) aller Unternehmen keine einzige
innovative Lerntechnologie häufig oder
sehr häufig im Rahmen ihrer Führungs-
kräfteentwicklung einsetzen. 20 Prozent
der Unternehmen geben an, mindestens
eine innovative Lerntechnologie häufig
oder sehr häufig zu nutzen, bei neun Pro-
zent sind dies zwei Technologien und bei
nur vier Prozent drei oder mehr (siehe
Abbildung).
In vielen Unternehmen liegt der Schwer-
punkt nach wie vor auf eher klassischen
Formen der Weiterbildung: Häufig oder
sehr häufig werden beispielsweise ein-
zelne Präsenzschulungen (76 Prozent)
sowie vollständige Präsenzprogramme
(61 Prozent) eingesetzt. Zudem nutzt die
Hälfte der befragten Unternehmen for-
melles oder informelles Coaching im Rah-
men der Entwicklung und Weiterbildung
ihrer Führungskräfte. Auch erfahrungsba-
siertes Lernen, welches zwar auf einem
vergleichsweise innovativen didaktischen
Ansatz beruht, jedoch nicht zwangsläu-
fig die Nutzung innovativer Technologien
beinhalten muss, wird immerhin von 41
Prozent der Unternehmen häufig oder
sehr häufig eingesetzt.
Es zeigt sich zudem, dass die Betonung
traditioneller Weiterbildungsformate un-
abhängig davon besteht, ob die Konzep-
tion und Durchführung von Weiterbil-
dungsaktivitäten intern mittels eigener
Ressourcen oder extern durch professio-
nelle Weiterbildungsanbieter erfolgt. Dies
bestätigt, dass bisher tatsächlich nur we-
nige Bemühungen für den Einsatz inno-
vativer Lösungen bestehen.
Hier offenbart sich eine bemerkenswerte
Diskrepanz. Einerseits gehören Innova-
tion und Veränderung zum Alltag: Soziale
Netzwerke haben neue Informations- und
Interaktionswege geschaffen und das Auf-
kommen der „Industrie 4.0“ wird zuneh-
mend das Verständnis und die Möglich-
keiten von Geschäfts- und Wertschöp-
fungsprozessen verändern. Andererseits
zeigen die Studienergebnisse, dass die
meisten Unternehmen ausgerechnet bei
der Informations- und Wissensvermitt-
lung im Rahmen ihrer Führungskräfte-
entwicklung auf den Einsatz moderner
Technologien verzichten.
Schwierige Herausforderungen
Wie kann es also sein, dass innovative
Weiterbildungstechnologien in aller
Munde sind, aber in der Realität nur be-
grenzt genutzt werden? Die Ursachen für
die zurückhaltende Einstellung gegen-
über neuen Formen des Lernens sind
vielschichtig: Die Nutzung moderner
Lernformate setzt zunächst die Schaffung
der notwendigen Expertise und technolo-
gischen Infrastruktur voraus, die häufig
mit substanziellen finanziellen und zeitli-
chen Investitionen verknüpft ist.
Dies berührt einen ohnehin empfindli-
chen Punkt betrieblicher Weiterbildung:
Um über Investitionen entscheiden zu
Innovative Weiterbildung.
Im Frühjahr 2016 veröffentlicht
die Executive School of Management, Technology and Law
der Universität St. Gallen die zweite Auflage des St. Gal-
len Executive Education Report. Die Studie erscheint in
Kooperation mit länderspezifischen Fachmagazinen, unter
anderem der „Wirtschaft + Weiterbildung“, regionalen Per-
sonalverbänden sowie anderen Weiterbildungsanbietern.
Dazu haben insgesamt 350 Vorstandsmitglieder, Führungs-
kräfte und Personalverantwortliche aus 13 Ländern an der
webbasierten Umfrage teilgenommen. Der Großteil der Teil-
nehmer stammt aus der Schweiz (41 Prozent), Deutschland
(25 Prozent) und Österreich (22 Prozent). 44 Prozent der
Teilnehmer sind Vorstandsmitglieder in ihren Unternehmen
und weitere sieben Prozent die jeweiligen Vorstandsvorsit-
zenden. 30 Prozent der Teilnehmer bekleiden eine Funk-
tion immittleren Management. Zwei Drittel aller Teilnehmer
sind seit vier oder mehr Jahren in ihrem Unternehmen tätig.
Der Anteil der Männer beträgt 56 Prozent, der Anteil der
Frauen 44 Prozent. Die Branchen und Unternehmensgrö-
ßen spiegeln die der jeweiligen Länder wider.
Die vollständigen Resultate der Studie werden im Frühjahr
2016 als Report veröffentlicht. Weitere Einblicke, exklusive
Infografiken sowie die Möglichkeit zur Vorbestellung des
kostenfreien Reports finden Sie unter:
Über die Studie
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