wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 30

Einsatz innovativer Weiterbildungs-
technologien
Quelle: St. Gallen Executive Education Report 2016
Keine
Eine Technologie
Zwei Technologien
Drei oder mehr
Technologien
67%
20%
9%
4%
personal- und organisationsentwicklung
30
wirtschaft + weiterbildung
02_2016
können, wird eine Einschätzung über die
zu erwartende Rendite benötigt. Der St.
Gallen Executive Education Report 2016
zeigt allerdings, dass nur zwei Prozent
aller befragten Organisationen ange-
ben, die Investmentrendite ihrer Weiter-
bildungsausgaben zu kennen. Zudem
werden begrenzte Ressourcen von den
Studienteilnehmern am häufigsten als
Herausforderung bei der Führungskräfte-
entwicklung genannt (77 Prozent). Daher
wundert es nicht, dass Unternehmen
nicht beliebig mit neuen Technologien ex-
perimentieren.
Neben den hohen Anfangsinvestitionen
und schwierig zu bemessendem Mehr-
wert der Nutzung innovativer Weiter-
bildungstechnologien liegt ein weiteres
Risiko in einer womöglich mangelnden
Akzeptanz bei Weiterbildungsteilneh-
mern. Manche Personal- und Weiterbil-
dungsverantwortliche mögen befürchten,
dass die Bereitschaft von Teilnehmern
begrenzt ist, sich auf Methoden einzulas-
sen, welche sie bisher nie im Kontext der
eigenen Aus- und Weiterbildung erfahren
haben.
Andererseits geben auch zwei Drittel
der Studienteilnehmer (65 Prozent) an,
dass veränderte Erwartungen der neuen
Manager-Generation bereits heute eine
große oder sehr große Herausforderung
darstellen. In Zukunft werden mehr und
mehr Mitglieder der sogenannten „Gene-
ration Y“ (geboren zwischen den frühen
1980er- und mittleren 1990er-Jahren) den
Sprung in die Führungsetagen schaffen.
Dies bedeutet nicht nur, dass künftige
Weiterbildungsteilnehmer ihre bisherige
Ausbildung in einem völlig anderen Lehr-
und Lernkontext absolviert haben. Für
Unternehmen heißt dies auch, dass sie im
Wettbewerb um Talent die Praktiken ihrer
Führungskräfteentwicklung überdenken
und anpassen müssen.
Implikationen für den
Weiterbildungserfolg
Natürlich muss dennoch die Frage gestellt
werden, warum der wenig verbreitete Ge-
brauch innovativer Weiterbildungstech-
nologien überhaupt problematisch sein
soll. Schließlich kann argumentiert wer-
den, dass letztlich Inhalte entscheidend
sind und nicht so sehr die Frage nach
dem Format oder den eingesetzten Tech-
nologien. Außerdem ist insbesondere in
der Führungskräfteentwicklung der per-
sönliche Austausch und die unmittelbare
Interaktion zwischen Weiterbildungsteil-
nehmern oftmals an sich schon ein Wei-
terbildungsziel, welches sich durch die
physische Nähe im Rahmen traditioneller
Präsenzschulungen oft auch sehr gut rea-
lisieren lässt.
Basierend auf den Antworten der befrag-
ten Unternehmen kommt der Report aller-
dings zu einem klaren Ergebnis. Im Ver-
gleich zu Unternehmen, die innovative
Weiterbildungstechnologien selten oder
nie einsetzen, berichten Firmen, die in-
tensiv Gebrauch von innovativen Techno-
logien machen, signifikant häufiger, dass:
• die Weiterbildungsmaßnahmen zum
Erreichen der primären Unterneh-
mensziele entscheidend beitragen
• die Organisation das volle Potenzial bei
der Führungskräfteentwicklung aus-
schöpft
• die Entscheidungsträger zufrieden mit
dem Stand der Führungskräfteentwick-
lung sind
• die Organisation ein Spitzenreiter in der
Führungskräfteentwicklung ist.
Dies zeigt, dass die Vorteile der Nutzung
innovativer Technologien grundsätzlich
genügend Potenzial bieten, um insgesamt
eine Effektivitätssteigerung zu erzielen.
Sieht man dieses Ergebnis im Zusammen-
hang mit der Tatsache, dass neun von
zehn Unternehmen die Weiterbildung
und Entwicklung ihrer Führungskräfte als
maßgebliche Priorität für die Sicherung
des langfristigen Unternehmenserfolgs
sehen, verwundert die geringe Nutzung
von offensichtlich wirksamen innovati-
ven Weiterbildungstechnologien.
Subjektive Vorbehalte
bestimmen Einschätzung
Fasst man die bisherigen Ergebnisse zu-
sammen, bleibt festzuhalten, dass Un-
ternehmen Weiterbildungsfragen allge-
mein als sehr wichtig und erfolgsrelevant
einschätzen. Zudem belegen die Analy-
sen, dass die Nutzung von innovativen
Weiterbildungstechnologien – trotz aller
objektiven Herausforderungen – einen
messbar positiven Einfluss auf den wahr-
genommenen Weiterbildungserfolg hat.
Wie also lässt sich die gering verbreitete
Nutzung erklären und welche Implikatio-
nen lassen sich daraus ableiten?
In diesem Zusammenhang lässt sich ein
interessanter Effekt belegen: Je häufiger
eine bestimmte Technologie bei der Füh-
rungskräfteentwicklung eingesetzt wird,
desto positiver ist die Einschätzung ihrer
R
Studie.
Die Abbildung zeigt den Anteil innovativer Technologien, die
Unternehmen oft in der Führungskräfteweiterentwicklung einsetzen.
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