wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 42

training und coaching
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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
men: Er ist gekränkt und doch sehr ver-
letzt. Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass einen Konflikt drei Elemente kenn-
zeichnen:
• eine gegenseitige Zielbehinderung
• eine wechselseitige Abhängigkeit der
Beteiligten
• eine Verletzung auf der Beziehungs-
ebene.
Dies gilt sowohl für Konflikte zwischen
einzelnen Mitarbeitern oder Mitarbeiter-
gruppen, zwischen Abteilungen oder gar
zwischen Bereichen oder Unternehmen,
die zum Beispiel in einer Kunden-Liefe-
ranten-Beziehung zueinander stehen.
Und hier liegt auch der wesentliche An-
satzpunkt, um Konflikte früh zu erken-
nen. Zum Beispiel, indem man analysiert:
Wer ist von wem wie abhängig? Welche
Mitarbeiter, Arbeitsgruppen, Teams oder
Bereiche sind folglich potenzielle Kon-
fliktpartner?
Wenn Menschen zusammenarbeiten,
prallen unterschiedliche Meinungen,
Einschätzungen, Interessen und Bedürf-
nisse aufeinander. Doch das ist nicht per
se negativ. Für Führungskräfte kann das
längerfristige Fehlen von Konflikten sogar
ein Alarmsignal sein. Denn dann sind
ihre Mitarbeiter oft nicht mehr mit Herz-
blut bei der Sache. Also reiben sie sich
auch nicht aneinander.
Doch was ist überhaupt ein Konflikt? Ein
Beispiel: Angenommen, zwei Mitarbeiter
arbeiten in einer Abteilung. Walter Wrede
macht oft Überstunden. Helga Hille geht
stets Punkt 16 Uhr nach Hause. Das ist
so lange kein Konflikt, wie beide dies
okay finden. Angenommen nun, Wrede
möchte ebenfalls früh nach Hause. Er
kann dies aber nur, wenn Hille länger
bleibt. Darauf angesprochen sagt sie:
„Geht nicht. Ich muss um 16.15 Uhr
meine Kinder aus dem Hort holen.“ Auch
jetzt besteht noch kein Konflikt, sofern
Wrede diese Begründung akzeptiert und
seine Interessen zurückstellt.
Die drei entscheidenden
Merkmale eines Konflikts
Zum Konflikt wird der Interessengegen-
satz erst, wenn Wrede denkt: „Immer soll
ich Rücksicht nehmen. Was ich will, ist
dieser Egoistin egal.“ Denn nun behin-
dern sich Wrede und Hille wechselsei-
tig beim Erreichen ihrer Ziele. Sie sind
zudem voneinander abhängig. Wenn
Hille früh geht, muss Wrede bleiben –
und umgekehrt. Und weil Hille sich wei-
gert, länger zu bleiben, fühlt Wrede sich
mit seinen Interessen nicht ernst genom-
Wie Konfliktlotsen das
Betriebsklima entgiften
MEDIATION/KONFLIKTMANAGEMENT.
Im Betriebsalltag entstehen immer wieder Konflikte
zwischen Mitarbeitern oder Abteilungen. Das führt schnell zu einer Leistungsminderung.
Deshalb sollten in den Unternehmen Personen existieren, die den Mitarbeitern und ihren
Führungskräften ein wirksames Instrumentarium zum Umgang mit Konflikten an die Hand
geben und mit den Konfliktparteien eine Konfliktlösung erarbeiten können.
Konflikt.
Unter-
nehmen, die auf
innerbetriebliche
Mediatoren oder
Konfliktlotsen set-
zen, ersparen sich
leistungsmindern-
den Dauerstreit.
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