wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 53

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wirtschaft + weiterbildung
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dass dieser „wertvolle Mitarbeiter“ das
Unternehmen verließ – weil er meinte,
er könne in ihm seine Fähigkeiten nicht
entfalten. Deshalb sollten Führungskräfte,
wenn sie mit einem Mitarbeiter über des-
sen Arbeit und künftige Entwicklung
sprechen, vor allem folgende Fragen er-
örtern:
• Warum hat der Mitarbeiter diese und
jene Aufgabe gut erledigt?
• Welche besonderen Fähigkeiten zeigte
er dabei?
• Wie sollte sein Arbeitsfeld künftig aus-
sehen, damit er diese Fähigkeiten noch
besser einsetzen kann?
Mitarbeiter erbringen nur Spitzenleis-
tungen, wenn sie ihre Zeit und Energie
auf die Dinge verwenden, bei denen sie
überdurchschnittliche Fähigkeiten haben.
Verwenden sie ihre Energie hingegen vor
allem darauf, ihre „Schwächen“ zu be-
seitigen, statt ihre Talente zu entwickeln,
entrinnen sie nie der Mittelmäßigkeit. Ein
Dirk Nowitzky wäre nie einer der besten
Basketballspieler weltweit geworden,
wenn er zugleich versucht hätte, den No-
belpreis in Physik zu erringen. Umgekehrt
hätte Albert Einstein nie den Nobelpreis
in Physik bekommen, wenn er zugleich
versucht hätte, ein Top-Basketballspieler
zu werden.
Unsere Schwächen sind meist
übertriebene Stärken
Führungskräfte sollten im Umgang mit
ihren Mitarbeitern nicht dafür sorgen,
dass jeder alles kann. Ihre Aufgabe ist
es, die Mitarbeiter so einzusetzen, dass
jeder seine Fähigkeiten entfalten und
einbringen kann. Außerdem sollten sie
die Zusammenarbeit ihrer Mitarbeiter
so strukturieren, dass sie gemeinsam ein
Spitzenteam bilden – unter anderem, weil
sie sich wechselseitig unterstützen und so
ihre individuellen Schwächen kompensie-
ren.
Bei einem genauen Betrachten der so-
genannten Schwächen von Mitarbeitern
zeigt sich zudem oft: Ihre vermeintlichen
Schwächen sind übertrieben ausgeprägte
Stärken. So arbeitet zum Beispiel eine
Person, die zur Pedanterie neigt, stets
sehr ordentlich und gewissenhaft. Das
heißt: Sie arbeitet strukturiert und prüft
regelmäßig, ob sie keine Fehler gemacht
hat. Diese Eigenschaften benötigen nicht
nur Controller und Programmierer. Zur
Schwäche wird ein solches Verhalten erst,
wenn der Mitarbeiter Aufgaben wahr-
nimmt, bei denen dieses Verhalten den
Erfolg eher verhindert als fördert, oder
wenn er zum Beispiel jeden Arbeitsschritt
aus Angst, einen Fehler zu machen, so oft
kontrolliert, dass die meiste Arbeit liegen
bleibt.
So verhält es sich bei fast allen „Schwä-
chen“: Sie sind übertrieben ausgeprägte
Stärken. Aus einer hohen Eigeninitiative
kann schnell eine mangelnde Teamfähig-
keit werden. Und eine sehr große Vorsicht
kann zu mangelnder Entschlusskraft füh-
ren. Jedoch nur, wenn die betreffende
Person eine Aufgabe wahrnimmt, bei der
diese Verhaltensmuster nicht gefragt sind.
Foto: lassedesignen / Fotolia
Blickwinkel.
Ob eine Schwäche wirklich
eine Schwäche oder eher eine Stärke ist,
hängt auch davon ab, welche Aufgaben
jemand bearbeitet.
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