wirtschaft und weiterbildung 2/2016 - page 62

fachliteratur
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wirtschaft + weiterbildung
02_2016
Über die zunehmende Digitalisierung von Unter-
nehmensprozessen, die sogenannte „vierte indus-
trielle Revolution“, wird viel diskutiert – doch wird
in Deutschland auch entsprechend gehandelt an-
gesichts dieses „tief greifenden gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen Umbruchs“? Genau diese
Frage werfen die beiden Herausgeber Thomas Be-
cker vom Personaldienstleister Reynold Associates
und FAZ-Redakteur Carsten Knop in ihrem Buch
„Digitales Neuland: Warum Deutschlands Manager
jetzt Revolutionäre werden“ auf – und sehen noch
großen Handlungsbedarf. Gesellschaft und Industrie
müssten sich der „digitalen Revolution“ stellen und
dürften sich aus Angst vor dem noch nicht Greif-
baren nicht verschließen. Mit der Hilfe vom Staat
allein werde Deutschland trotz „Hightech-Strategie“
kein Innovationsweltmeister. Mit Verweis auf eine
Studie des IT-Branchenverbands Bitkom erwähnen
die Herausgeber, dass die deutsche Wirtschaft in
den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Elek-
trotechnik, Automobilbau, Chemische Industrie,
Landwirtschaft und der Informations- und Kommu-
nikationstechnik im Rahmen der Industrie 4.0 jähr-
lich ein zusätzliches Wachstum des Bruttosozialpro-
dukts von etwa 1,7 Prozent erzielen könnte. Dem
stellen sie Best Practices aus Unternehmen entgegen:
In zwölf Beiträgen kommen Vorstandsvorsitzende
deutscher Dax-30-Konzerne, Familienunternehmer,
Wissenschaftler und Banken-CEOs zu Wort und er-
läutern ihre Ideen und Konzepte zu Industrie 4.0.
Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG,
berichtet etwa vom Elektronikwerk in Amberg, in
dem Produkte ihre Fertigung selbst steuern. Alle
Fertigungsabläufe werden dort parallel auf einem
Computersystem simuliert und Lieferanten bereits
im Produktentstehungsprozess eingebunden. Die-
ter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG,
schreibt vom „vernetzten Auto“, das vorausberech-
net, wohin sich andere Verkehrsteilnehmer bewegen
und sich mit anderen Fahrzeugen und der Infrastruk-
tur austauscht.
Zwar überrascht es nicht, dass bei vielen der Auto-
ren natürlich stets der Kunde im Mittelpunkt steht,
der Mensch auch weiterhin eine tragende Rolle ein-
nimmt und sich viele als Vorreiter der Digitalisierung
sehen. Nichtsdestotrotz bieten die Beiträge aus den
unterschiedlichen Branchen viele interessante As-
pekte und Anregungen, wie die Zukunft der digitali-
sierten deutschen Wirtschaft aussehen könnte.
Vom Manager zum Revolutionär
DIGITALISIERUNG
Thomas Becker, Carsten Knop (Hrsg.)
Digitales Neuland. Warum Deutschlands
Manager jetzt Revolutionäre werden, Springer,
Wiesbaden 2015, 186 Seiten, 24,99 Euro
Thomas Becker
ist Managing Director bei Reynolds
Associates. Er beschäftigt sich mit
der Digitalisierung und deren Aus-
wirkungen auf Topmanagement-
Besetzungen.
Carsten Knop
ist verantwortlicher Redakteur
für Unternehmen der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung und befasst
sich seit Langem mit der digitalen
Transformation in Unternehmen.
HERAUSGEBER
Foto: Russel Reynolds Associates
Foto: FAZ
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