personal- und organisationsentwicklung
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wirtschaft + weiterbildung
01_2016
gefallen, lediglich einige Mobilfunkstati-
onen funktionierten noch oder konnten
zumindest schnell repariert werden. Im
Fokus der sofort anlaufenden Hilfsmaß-
nahmen stand zunächst das Finden und
Retten von Verschütteten und Verletzten.
Aber wie sollten sie sich bemerkbar ma-
chen, vor allem in den ländlichen Regio-
nen? Wie konnten sie gefunden werden?
Diese Fragen trieben verschiedene Men-
schen auf mehreren Kontinenten um,
nachdem sie von der Katastrophe in Haiti
gehört und gelesen hatten. So starteten
Als am 12. Januar 2010 rund um Port-
au-Prince die Erde bebte, ereignete sich
die schwerwiegendste Naturkatastrophe
Haitis. Die Zahlen konnten nur geschätzt
werden, das Chaos war zu groß, um ver-
lässliche Aussagen zu machen. Rund
316.000 Tote, 300.000 Verletzte und mehr
als eine Million Obdachlose waren es un-
gefähr. Die Dunkelziffer lag vermutlich
viel höher. Die Zerstörung der Infrastruk-
tur vor allem in und um die Hauptstadt
Port-au-Prince war verheerend. 70 bis 80
Prozent der Notrufsysteme waren aus-
Wie Profis mit Komplexität
klarkommen
MANAGEMENT.
Die Erdbeben-Katastrophe in Haiti 2010 stürzte das Land ins Chaos.
Trotz der unüberschaubaren Situation gelang es einer Nichtregierungsorganisation, dort
effizient ein funktionierendes Nachrichtensystem aufzubauen. Wie das gelungen ist und
was auch Nicht-Katastrophenhelfer aus dem Beispiel „Haiti“ über den Umgang mit
Komplexität lernen können, zeigt ein Auszug aus dem Buch „Die Irrtümer der Komplexität“.
Ratgeber.
Die Arbeitswelt ver-
ändert sich immer rasanter,
viele Mitarbeiter und Führungs-
kräfte wissen oft nicht mehr, wo
ihnen der Kopf steht. Wie sollen
sie in dieser komplexen Arbeits-
welt bloß selbst den Überblick
behalten und darüber hinaus
auch noch anderen Orientierung geben können? Mit dieser
Frage setzt sich Stephanie Borgert in ihrem Buch „Die Irr-
tümer der Komplexität: Warum wir ein neues Management
brauchen“ auseinander, das 2015 im Gabal-Verlag Offen-
bach (256 Seiten, 29,90 Euro) erschienen ist. Borgert klärt
in ihrem Buch über Irrtümer in Sachen Komplexität auf
und liefert das nötige Hintergrundwissen und anwendba-
res Know-how für alle Führungskräfte und Manager, die in
komplexen Organisationen auch weiterhin gut entscheiden
möchten. Der vorliegende Text über die „Mission 4636“ ist
ein Auszug aus dem Kapitel „Komplexität meistern“.
Buchtipp
einige Menschen Initiativen, die sich im
Verlauf von wenigen Tagen zur Mission
4636 zusammenfanden und unzählige
Menschenleben retteten. Dieser unver-
gleichliche Erfolg wurde durch Crowd-
sourcing ermöglicht.
Kostenloser Nachrichtenkanal
4636 bei Haiti-Katastrophe
Josh Nesbit, damals fur die NGO (non-
governmental organization) Frontline
SMS tätig, realisierte sofort, dass es fur
die Haitianer lebensnotwendig war, Infor-
mationen zu bekommen und absetzen zu
können. Er suchte nach einer Strategie,
um per Radio und Telefon eine direkte
Verbindung zu den Menschen herzustel-
len. Er nutzte sowohl seine Kontakte zum
US-Außenministerium als auch die sozi-
alen Medien wie Twitter und Facebook,
um nach Ideen zu fragen. Ein Follower
aus Kamerun schlug vor, den IP-Manager
von Digicel (Haitis größter Mobilfunkbe-
treiber) zu kontaktieren. Gesagt, getan.
Über diese Verbindung wurde Digicel
eingebunden und rund 48 Stunden später
stand der Kanal 4636 exklusiv und kos-
tenfrei als SMS-Kanal zur Verfügung.
Nun musste diese Information zu den
Menschen gelangen und man brauchte
die Möglichkeit, all die Textnachrichten
zu verarbeiten. Um eine technische Infra-
struktur zu etablieren, flog die Organisa-
tion Instedd Mitarbeiter nach Haiti, denn
sie hatten im Auftrag der Thomas Reuters
Foundation bereits ein Jahr vor dem Erd-
beben mit der Entwicklung einer Infor-
mationsplattform für Notfälle begonnen.
Eigentlich gedacht für die einfache Kom-