wirtschaft und weiterbildung 1/2016 - page 28

personal- und organisationsentwicklung
28
wirtschaft + weiterbildung
01_2016
und regelmäßige Produktlieferung
sowie kontinuierliches Überprüfen
und Anpassen – natürlich zusammen
mit den externen und internen Kun-
den. Dieses kontinuierliche Streben
nach Verbesserung braucht aber eine
entsprechende unterstützende Kultur,
basierend auf Vertrauen, Mut, Wert-
schätzung, Offenheit, Fehlertoleranz
und Respekt.
Agile Führung bedeutet
dienende Führung
Die Beispiele deuten es bereits an: Agi-
lität bedeutet nicht nur einen Wandel in
der Organisationsform, sondern auch im
Führungsverständnis. Für Führungskräfte
bedeutet das konkret: Die Pyramide steht
Kopf, hierarchische Führung dank Macht
wird durch dienende Führung dank Vor-
bild ersetzt. Führungskräfte, die sich über
Vorgabe und Kontrolle, starre Zielsysteme
und Motivationsprämien, feste Prozesse
und fachliche Autorität definieren, stehen
nun vor der Herausforderung, Führung
neu denken zu müssen.
Führungskräfte im agilen Kontext sind in
erster Linie verantwortlich für das Vermit-
teln des „Big Picture“, das Schaffen von
Rahmenbedingungen und der nötigen
Infrastruktur (agile Kultur) sowie das in-
dividuelle Entwickeln jedes Mitarbeiters.
Sie wandeln sich vom Fachvorgesetzten
zur Führungskraft. Die fachliche Ver-
antwortung wird dorthin verlagert, wo
die Entscheidungen am besten und am
schnellsten getroffen werden können: in
crossfunktionalen Teams. Dort wird ohne
Angst vor Fehlern und Konsequenzen
Neues ausprobiert und Entscheidungen
dezentral selbstorganisiert und selbst-
verantwortlich gefällt. Die Unternehmen
sind bei dieser agilen Art der Führung
nicht „trotz Management“ erfolgreich,
sondern aufgrund exzellenter Führung.
Was ist daran wirklich neu? Eigentlich
nicht so viel. Schaut man in die Füh-
rungsliteratur der vergangenen 50 Jahre,
findet man vieles von dem, was erfolg-
reiche Führung, echte Motivation, reale
Menschenbilder et cetera ausmacht. Und
dennoch herrscht in den Führungsebenen
der Unternehmen weiterhin gähnende
Führungs-Leere. Der innere Schweine-
hund von Menschen und Organisatio-
nen in Bezug auf Bewusstseinswandel
ist wohl nicht zu unterschätzen. Deshalb
ist es immer noch nötig, ein neues Füh-
rungsverständnis zu kommunizieren und
zu verankern.
Agilität macht eine neue
Führungshaltung erforderlich
Bei einem schnellen Blick scheint agile
Führung also alter Wein in neuen Schläu-
chen zu sein. Schaut man genauer hin,
erkennt man jedoch, dass die Qualität des
Weins sich deutlich verbessern muss.
Wie dies gelingen kann, zeigen zwei
Beispiele zum Thema „gute Führung“
(siehe Kasten links): die Ergebnisse einer
internen Studie des US-Internetkonzerns
Google zu guten Führungsprinzipien
sowie die Führungsprinzipien, die sich
aus dem Modell der Transformationalen
Führung ableiten lassen. Die beiden ge-
nannten Modelle zeigen die Bandbreite
der Erwartungen, vor der jede Führungs-
kraft und ganz besonders agile Führungs-
kräfte stehen. Managern, die aufgrund
von Fachexpertise in eine Führungsrolle
aufgestiegen sind, kann das durchaus
Angst bereiten, denn der beste Fachex-
perte ist nicht zwangsläufig ein guter
Coach oder Entwicklungsbegleiter.
Es muss sich also die Führungshaltung
verändern. Im Einzelnen bedeutet das:
Führungskräfte agieren im agilen Umfeld
auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeitern.
Sie erschaffen Rahmenbedingungen, in
denen agiles Arbeiten möglich ist. Sie ar-
beiten aktiv an der Kulturveränderung,
an der Unternehmensentwicklung und an
der Visionsvermittlung. Außerdem entwi-
ckeln sie jeden Mitarbeiter individuell auf
der Basis der persönlichen Bedürfnisse
und Motive sowie der jeweiligen Stärken
und Talente. Disziplinarische Aufgaben
R
Beispiele.
Zwei Ansätze zeigen exemplarisch, was gute Füh-
rung ausmacht. Beispiel 1 zeigt acht Schlüsselqualitäten
eines Leaders, die der US-Internetriese Google anhand der
Ergebnisse einer internen Studie definiert hat. In Beispiel 2
wird erfolgreiches Führungsverhalten aus dem Modell der
Transformationalen Führung abgeleitet.
Beispiel 1:
Prinzipien guter Führung laut Google-Studie:
· Sei ein guter Coach.
· Befähige dein Team und kümmere dich dann nicht um jede
Kleinigkeit.
· Zeige Interesse am Erfolg und am Wohlergehen deiner
Leute.
· Sei produktiv und orientiere dich an Ergebnissen.
· Sei ein guter Kommunikator und höre deinem Team zu.
· Unterstütze deine Mitarbeiter in ihrer Karriereentwicklung.
· Zeige eine klare Vision und nachvollziehbare Strategie.
· Besitze die notwendigen fachlichen Fähigkeiten, um dein
Team beraten zu können.
Beispiel 2:
Führungsprinzipien laut dem Modell der trans-
formationalen Führung:
· Sei ein Vorbild.
· Fordere andere heraus (Inspiration).
· Rege andere zur Leistung an (Stimulation).
· Handle unternehmerisch (Innovation).
· Entwickle Kompetenzen (Enabling).
· Kommuniziere fair (Consideration).
Prinzipien guter Führung
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36,37,38,...68
Powered by FlippingBook