wirtschaft und weiterbildung 5/2016 - page 19

01.
... einem
„Wir-gegen-sie“-
Weltbild,
das Menschen, die
anders sind, ausgrenzt.
02.
... dem Gebrauch
starker
Bilder
, die oft auch
Gewalt
evozieren.
03.
...
Verallgemeinerungen und
Stereotypen,
etwa zu
ethnischen Minderheiten.
ANALYSE.
US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump pöbelt gegen
Minderheiten, beleidigt seine Politikerkollegen und schert sich weder
um die Regeln der Rhetorik noch um die des guten Geschmacks.
Doch offenbar beherrscht er mehr als dumpfe Demagogie.
Was macht ihn bei seinen Fans so beliebt?
Rhetorikmaxime:
Trump ist Trumpf
Foto: CJ Hanevy / Shutterstock.com
R
wirtschaft + weiterbildung
05_2016
19
Die Zeiten, in denen US-Präsidentschafts-
bewerber einen Pulitzer-Preis vorweisen
konnten, sind vorbei. Doch während die
meisten Bewerber für die Präsidenten-
wahl 2016 dennoch die Regeln einer stil-
sicheren und politisch korrekten Rhetorik
beherrschen, hat Donald Trump es sich
gewissermaßen zum Markenzeichen ge-
macht, diese Regeln zu brechen.
Ein eindrucksvolles Beispiel ist ein kurzer
Monolog, den er bei einem öffentlichen
Auftritt über seine Mitbewerber hielt: „Sie
sind alle schwach, einfach schwach“, rä-
sonierte Trump. „Ich denke, sie sind alle
schwach, wenn Sie die Wahrheit wissen
wollen. Aber das werde ich nicht sagen,
weil ich mich nicht, weil ich keine Sche-
rereien haben will. Also werde ich mich
weigern zu sagen, dass sie alle schwach
sind, alles klar?“
Alles klar? Für solche und andere An-
sprachen bekommt Trump seit Monaten
tosenden Applaus – obgleich seine Argu-
mentation ganz offensichtlich logische
und rhetorische Mängel hat. Infolge die-
ses paradoxen Phänomens haben sich
viele Experten mit Trumps Rhetorik aus-
einandergesetzt. Einig sind sie sich in
einer Sache: Trumps wohl auffälligstes
Stilmittel, das sich als eine Art Leitmotiv
durch seine Reden zieht, ist seine Auftei-
lung der Welt in „wir“ und „sie“. Mit „sie“
meint Trump Gruppen von Menschen,
die er ablehnt – wie die „schwachen“
Mitbewerber im genannten Beispiel. Oft
hetzt er so gegen Minderheiten. Sein
populärster, weil kontroversester Coup
war wohl seine Forderung, allen musli-
mischen Migranten („sie“) die Einreise in
die USA zu verwehren.
„Die ‚Wir-gegen-sie‘-Rhetorik schafft
eine bedrohlich Dynamik, bei der „sie“
entweder böse sind oder verrückt oder
unwissend, und ‚wir‘ einen Kandidaten
brauchen, der die Bedrohung erkennt und
sie bannen kann”, erklärt der Politik-Psy-
chologe Matt Motyl von der University of
Illinois gegenüber der „New York Times“
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