wirtschaft und weiterbildung 5/2016 - page 17

wirtschaft + weiterbildung
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Vor Kurzem berichtete das „Landshuter Tagblatt“, die zustän-
dige Regionalzeitung, fast ganzseitig über eine Reise Wasserles
in den Nordirak, wo das SPD-Mitglied sieben kurdische Fami-
lien seiner Mitarbeiter besuchte.
„Wer die Not sieht, hört auf, dumm über
Flüchtlinge zu faseln“
„Wenn ich will, dass Flüchtlinge meine Sprache und Kultur
verinnerlichen, gebietet es der Anstand, mich auch für deren
Kultur und Herkunft zu interessieren“, sagt der Inhaber, der
„auf Augenhöhe führen will“. Die Wirkung dieser Reise, bei der
er das Gastrecht bei den Eltern seiner Mitarbeiter „in vollem
Umfang erlebte“, ist im Arbeitsalltag jederzeit spürbar. Denn
die Mitarbeiter rechnen dem Chef, der auch an die Grenze
zwischen kurdischen Peschmerga- und IS-Kämpfern fuhr,
sein Interesse hoch an. „Wenn man die Not der Menschen
und den täglichen Terror gesehen hat, hört man auf, dumm
über Flüchtlinge zu faseln“, sagt Wasserle, der sich über die
jüngsten Wahlerfolge der AfD empört. Die Reise in den Irak hat
Wasserle klar gemacht, dass nur eine Festanstellung die nötige
Ruhe in das Leben „seiner“ Flüchtlinge bringt, die sie brau-
chen, um Neues zu lernen. Ansonsten würden sie sich zu viele
Sorgen machen, wie sie die im Irak gebliebenen Verwandten
regelmäßig unterstützen könnten. Die Solidarität der Kurden
untereinander und auch mit den Tausenden von vertriebenen
Syrern, die jetzt im Nord-Irak in Zeltlagern lebten, hat den Un-
ternehmer Wasserle tief beeindruckt – genauso wie deren aus-
gesprochenes Improvisationstalent.
Vor drei Jahren hat der umtriebige Martinsrieder auch angefan-
gen, gezielt in der Slowakei und in Rumänien Hochschulabsol-
venten, die „mangels Berufsperspektive auf gepackten Koffern
sitzen“, Jobangebote zu machen. Zur Hälfte besteht die Beleg-
schaft mittlerweile aus hoch qualifizierten Osteuropäern, die
in ihren „alten“ Berufen in ihrer Heimat keine Zukunft haben.
Mit ihrem Intellekt und der Integrationskompetenz des Chefs
werden sie in der Regel binnen Kurzem zu Leistungsträgern,
die „ein hohes Qualitätsniveau ermöglichen“.
Vor sieben Jahren hat der Macher auch damit begonnen, in
Landsberg einmal jährlich eine zweitägige Messe zum Thema
„Berufsorientierung“ zu initiieren, die mittlerweile von 5.500
Schülern, Lehrern und Eltern pro Jahr besucht wird. Dabei hat
er so viel Know-how gesammelt, dass er zum Beispiel genau
weiß, wie ein Messestand konzipiert sein muss, damit er für
16-Jährige attraktiv ist. Sein Konzept hat mehr als 100 Ausstel-
ler angelockt. Eine zweite Messe in Marktoberdorf ist längst
realisiert, lokale Banken und die AOK sponsern die Events und
mit sechs Akteuren hat Wasserle einen Verein zur Berufsorien-
tierung gegründet. Das erworbene Messe-Know-how publiziert
er nun bundesweit, „damit wir mehr junge Spätentwickler in
Beschäftigung bringen.“
Leonhard Fromm
Markus Wasserle.
Er gründete 2004 in
Martinsried eine Gebäudereinigungsfirma.
Heute erzielt er 4,5 Millionen Euro Umsatz
und beschäftigt 180 Mitarbeiter.
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