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wirtschaft + weiterbildung
05_2016
Fotos: Stadt Iserlohn
INTEGRATION I.
Auf dieser und der nächsten Doppelseite
stellen wir Menschen vor, die sich um die Integration von
Flüchtlingen kümmern und dabei auch auf Bildung setzen.
Katrin Brenner, Leiterin des Ressorts „Generationen und
Bildung“ der Stadt Iserlohn, kombiniert Ein-Euro-Jobs für
Flüchtlinge mit Deutschunterricht und Gesellschaftslehre
und vermittelt die Neuankömmlinge im Anschluss an
passende Arbeitgeber.
Wie kam es dazu, dass Sie Ein-Euro-Jobs für Flüchtlinge
geschaffen haben?
Katrin Brenner:
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hatte vor ei-
nigen Jahren bei uns mehrere Arbeitsgelegenheiten angefordert
und wir haben Plätze für 280 solcher Arbeitsgelegenheiten ge-
schaffen. Als die BA diese für Langzeitarbeitslose immer mehr
zurückgefahren hat, haben wir beschlossen, einfach Flücht-
linge mit aufzunehmen. Wir möchten diesen Menschen so früh
wie möglich eine Beschäftigung, eine Tagesstruktur und vor
allem auch eine Möglichkeit geben, in einem beruflichen Kon-
text Deutsch zu lernen.
Was sind das für Jobs, die die Flüchtlinge machen?
Brenner:
Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass wir die Pa-
rameter gemeinnützig und zusätzlich anwenden, um die poli-
tische Akzeptanz zu bekommen. Wir sind im Landschafts- und
Gartenbau, im Bereich Anstrich und Maurerarbeiten, Stadt-
bildpflege und neuerdings auch Renovierung von Wohnungen,
Umzugsarbeiten und Aufarbeiten von Möbeln tätig. Durch den
Strom der Flüchtlinge haben sich auch neue Tätigkeitsfelder
ergeben – im Bereich von Asylbewerbern für Asylbewerber.
Welchen Status müssen die Flüchtlinge haben, um das
Angebot wahrzunehmen?
Brenner:
Das ist sehr niederschwellig: Eine Arbeitserlaubnis
ist nicht erforderlich. Die Flüchtlinge müssen nur die Bereit-
„So können wir das
Problem mit den
Flüchtlingen lösen“
schaft mitbringen zu arbeiten – und zwar acht Stunden am
Tag. Davon sind nur vier Stunden tatsächlicher Einsatz in den
1-Euro-Jobs, zwei Stunden Deutsch lernen und zwei Stunden
Gesellschaftslehre. Ganz wichtig ist uns immer, dass wir in
Interviews und Potenzialanalysen schnell herausfinden, was
die Flüchtlinge in ihrer Heimat gemacht haben und auf welche
Tätigkeiten sie Lust haben.
Was motiviert die Flüchtlinge, sich für Ein-Euro-Jobs zu
melden?
Brenner:
Jeder Mensch kann etwas und ist bereit, etwas zu
geben. Das Angebot ist auf rein freiwilliger Basis und entspre-
chend hoch ist auch die Motivation. Die Flüchtlinge rennen
uns die Bude ein! Wir könnten locker 200 bis 300 Stellen be-
stücken. Die meisten möchten natürlich erst einmal aus der
Unterkunft und aus dem Tages-Einerlei heraus. Doch dann
geht es ganz schnell auch darum, zu zeigen, was man kann
und welche Fähigkeiten man hat. Und diese jungen Menschen
kommen teilweise mit Fähigkeiten, die wir unseren Kindern
absprechen.
Zum Beispiel?
Brenner:
Die Flüchtlinge haben teilweise nicht viel besessen
und mussten sich aus dem, was sie gefunden haben, Spiel-
zeug oder andere Gerätschaften bauen – eine Seifenkiste zum
Beispiel, was bei uns ja als antiquiert gilt. Die älteren Anlei-