wirtschaft + weiterbildung
05_2016
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in ihrer Analyse ganze 91-mal in einer
Woche gezählt.
Daneben spielt auch der Gebrauch von
Humor bei Trumps Rhetorik eine große
Rolle. Er habe einen Sinn für Komik, sagt
etwa Barton Swaim, der früher Reden für
den republikanischen Gouverneur von
South Carolina geschrieben hat, gegen-
über der „Süddeutschen“. „Er redet wie
ein Stand-up-Comedian.“
Die Autoren der „New York Times“ ar-
gumentieren, dass sich Trumps Rhetorik
dadurch von plumper Demagogie un-
terscheide: Trump sei ein energetischer
und charismatischer Redner, der sein
Publikum unterhalten und sich bei ihm
einschmeicheln könne – und schließlich
sei Demagogie leichter verdaubar, wenn
sie mit einem Lächeln und einem Witz
serviert werde.
„Trump gewinnt nicht trotz,
sondern wegen der Rhetorik“
Seine Sprache ist also möglicherweise
Trumps größter Trumpf – auch wenn
Logik und guter Geschmack zuweilen auf
der Strecke bleiben. Seine Fans verstehen
ihn intuitiv. Er habe dafür einen Instinkt,
sagen Beobachter. „Donald Trump be-
nutzt eine Sprache, die niemand zuvor
im politischen Alltag benutzt hat“, sagt
Ex-Redenschreiber Swain. Und Journa-
list Alex Altman schreibt im „Time“-Ma-
gazin, Trump gewinne nicht trotz seiner
Statements, sondern wegen ihnen.
Kaum glaubt die Welt jedoch, sie ver-
stünde Trumps Rhetorik-Strategie, über-
rascht er mit neuen Tönen: In einem
Fernseh-Auftritt Mitte April wird er plötz-
lich ganz still, als er gefragt wird, ob er
mit seiner Familie genauso spreche wie
im Wahlkampf. Nein, zu seiner Familie
sei er netter. Und als Präsident werde er
leisere Töne anschlagen, verspricht er.
Allerdings: Die Chancen dafür, dass wir
Trump 2017 bei der „Inaugural Address“,
der Antrittsrede, des 45. US-Präsidenten
hören, stehen laut Umfragen schlecht.
Vielleicht verhindern gerade jene Wähler,
die er mit seinem „Wir-gegen-sie“-Gerede
ausgegrenzt hat, seinen Sieg. Dann hätte
seine Rhetorik wirklich etwas bewegt.
Andrea Sattler
Humorvolle Reaktionen auf Trumps Rhetorik
· „
Drumpf“-Kampagne.
Moderator John Oliver hat in sei-
ner US-Comedy-Show „Last Week Tonight“ die Kampagne
„Make Donald Drumpf Again“ gestartet. Auslöser war, dass
Trump dem Comedian Jon Stewart vorgeworfen hatte,
nicht zu seinem kulturellen Erbe zu stehen – weil dieser
seinen jüdisch klingenden Nachnamen „Leibovitz“ in „Ste-
wart“ geändert hatte. Olivers Redaktion recherchierte
daraufhin die Herkunft des Namens „Trump“ – und stieß
auf den ursprünglichen Namen „Drumpf“. In Anlehnung an
Trumps Motto „Make America Great Again“ forderte Oliver,
auch Trump möge zu seinem Erbe stehen: „Make Donald
Drumpf Again!“. In kurzer Zeit gingen 30.000 Baseball-
Kappen mit diesem Slogan weg
·
Trumpgenerator, Drumpfinator & Co.
Verschiedene
Websites und Apps wie
und der „Donald Trump Insult Generator“
rmögli-
chen es, per Knopfdruck eine Beleidigung à la Trump zu
generieren – und diese gleich per Twitter abzusetzen.
Gibt man Begriffe wie „Obama“ oder „Germans“ in die
Maske ein, kommen trumpeske Beleidigungen heraus
wie „Obama is a total loser“ („Obama ist ein totaler Verlie-
rer“) oder „Germans apologized to me but I will not accept
their apology. I will be suing them for a lot of money” („Die
Deutschen haben sich bei mir entschuldigt, aber ich werde
Kritik.
Politiker wie US-Präsident Barack Obama und Prominente wie Bill Gates haben Trumps Hass-
Rhetorik bereits öffentlich kritisiert. Auch die Popkultur schlägt zurück: Wir stellen einige humorvolle
Aktionen gegen Trumps Hang zu Beleidigungen vor. Wer zuletzt lacht, werden die Wahlen zeigen.
Derbe Kritik.
Auf der Website
Trumpdonald.
org können die
Nutzer „Trump“
die Meinung
tröten.
ihre Entschuldigung nicht akzeptieren. Ich werde sie auf
jede Menge Geld verklagen“). Ein weiterer Gag auf Trumps
Kosten: das Add-on „Drumpfinator“. Es ersetzt – John
Oliver lässt grüßen – den Namen „Trump“ auf allen aufge-
rufenen Websites mit dem Namen „Drumpf“.
·
Trumpdonald.org.
Die Website spielt mit der Ähnlichkeit
von Trumps Namen mit den englischen Wörtern „trumpet“
(Trompete) und „trump“ („Trumpf“ oder „(über-)trumpfen“).
Der User kann dort einem Trump-Bildnis per Mausklick
ins Gesicht trompeten. Dabei fliegen Trumps Haare nach
oben (siehe Screenshot), ab und zu fliegt Konfetti. Dem
Fake-Trump wurde bereits mehr als 115-Millionen-mal die
Meinung getrötet. Ein Zähler dokumentiert die „Trumps“.