wirtschaft + weiterbildung
11/12_2015
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Das Besondere sei, dass Managementwis-
sen in einer Phase gelehrt wird, in der die
Studierenden im Grunde schon wüssten,
um was es geht, meint Dirk Zupancic.
Welche Bedeutung hat der MBA für die
Unternehmen? Torsten Kronshage von
IBM erachtet das Programm als not-
wendig, um als Arbeitgeber attraktiv zu
bleiben – verweigert sich ein Unterneh-
men, riskiere es letztlich, Mitarbeiter zu
verlieren. Wichtig sei jedoch auch zu be-
tonen, dass niemand automatisch beför-
dert werde, weil er einen MBA-Abschluss
habe. In diesem Zusammenhang sei eine
faire und offene Kommunikation mit den
Mitarbeitern sehr wichtig. Dirk Zupancic
zufolge kann der MBA auch ein Instru-
ment der Mitarbeiterbindung sein. Hier-
für müssten intelligente Konzepte aufge-
baut werden. Torsten Kronshage verwies
auf die guten Erfahrungen, die IBM mit
dem MBA-Programm gemacht habe. Die
Quote der Abbrecher sei gering.
HR oftmals außen vor
Einig waren sich die Professoren Kraus
und Zupancic, dass HR bei der Wahl
eines MBA-Studiums oftmals außen vor
bleibt. Es seien vorwiegend die Mitar-
beiter und Fachabteilungen, die die Ent-
scheidung für eine Managementweiterbil-
dung treffen. Die kontinuierliche Weiter-
entwicklung der Mitarbeiter sollte jedoch
im HR-Interesse liegen.
Auch die Frage der Vereinbarkeit eines
MBA-Studiums mit dem Beruf wurde auf
dem Podium diskutiert. Ein hohes Maß
an Eigenmotivation sei dafür nötig, aber
grundsätzlich bestünden keine Hinder-
nisse für Vollzeitmitarbeiter, wenn sie
den MBA wirklich wollen, sagte Thomas
Mattes.
Man müsse den Leuten aber klarma-
chen, worauf sie sich einlassen. Teilweise
müssten Wochenenden und Urlaube ge-
nutzt werden, um sich auf Prüfungen vor-
zubereiten. Letzten Endes handle es sich
mit vier bis fünf Prozent um einen klei-
nen Teil der Mitarbeiter, die einen MBA
anstreben.
Wie wird es um den MBA in den nächsten
Jahren stehen? Die vier Experten zeigten
sich zuversichtlich, was die Entwicklung
angeht. Die Offenheit und Akzeptanz sei-
tens der Unternehmen werde wachsen,
so Professor Kraus. Torsten Kronshage
wünschte sich, dass die Vereinbarkeit
zwischen Studium und Beruf noch besser
werde. Einzelne Module, die unabhängig
voneinander bearbeitet werden könnten,
seien womöglich ein sinnvoller Ansatz.
Zupancic verwies noch einmal auf den
besonderen Wert der MBA-Ausbildung.
Künftig werde es unterschiedliche For-
mate – Voll- und Teilzeit – geben, und
auch die voranschreitende Digitalisierung
werde eine Rolle spielen. Auch Thomas
Mattes meinte, dass MBA-Programme
zunehmen werden. Gerade in Zeiten von
globalen und stets komplexer werdenden
Aufgabenstellungen sei der MBA ein sinn-
volles Tool.
Christofer Grass
Foto: Franz Pfluegl/PERSONAL2015 Süd