wirtschaft + weiterbildung
11/12_2015
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Begleitung.
Ganz allein waren die Teilnehmer dabei allerdings nicht: Die Leiter der Ausbildung
unterstützten sie aus dem Hintergrund und gaben ihnen regelmäßig Feedback zu ihrem Regieplan.
nisationen ein emotionaler Bezug. „Die
Teilnehmer tun ja etwas Gutes während
der Ausbildung“, so Wolfgang – denn sie
arbeiten bei den Projekten in Kindergär-
ten, -tagesstätten oder Vereinen pro bono.
Am Anfang stand ein Pitch
Bei der zweiten Runde der Ausbildung
betreute eine Gruppe der Teilnehmer ein
Veränderungsprojekt in der Berufsschule
St. Zeno in Kirchseeon. Dort werden Ju-
gendliche mit Lernschwierigkeiten aus-
gebildet. In einem Pilot sollte dort eine
praktischere Ausrichtung der Ausbildung
getestet und im Anschluss auf mehrere
Ausbildungsberufe, die St. Zeno anbietet,
ausgerollt werden. Hier kamen die Teil-
nehmer der Comteam-Ausbildung ins
Spiel: Sie sollten den Piloten als Change-
Berater begleiten. Dazu gehörte auch,
dass sie ganz zu Beginn um den Auftrag
in der Berufsschule pitchen mussten –
wenn auch ohne echte Konkurrenz. Dann
führten sie in der Schule in Eigenregie
alle Prozessschritte des Änderungspro-
jekts durch, vom Ausarbeiten der Road-
map über Planung und Moderation von
Workshops bis zum Abschluss.
Ganz ohne Unterstützung der Ausbilder
ging das freilich nicht: Um die Teilneh-
mer bei Bedarf in die richtige Richtung
zu schubsen, gaben die Ausbilder ihnen
situationsgerechtes Feedback zum Regie-
plan, erklärt Wolfgang. „Wenn es etwas
zu klären gab, waren wir da. In St. Zeno
wurde der Auftrag im Laufe des Projekts
größer – scheinbar zu groß“, berichtet der
Ausbildungsleiter von einem kritischen
Moment. „Ich bin dann mit einer Teil-
nehmerin live vor Ort gewesen und wir
haben die Situation gemeinsam geklärt.“
Wie kam dies beim Auftraggeber an? Ob
Schulleiter Thomas Oliv bei den Teilneh-
mern Change-Expertise oder -erfahrung
vermisst hat? Das verneint Oliv ganz
entschieden. Comteam habe zusammen
mit den Ausbildungsteilnehmern eine in
sich schlüssige Planungsstruktur erarbei-
tet – zumal, wie Wolfgang ergänzt, alle
Teilnehmer bereits Erfahrung mit Change-
Projekten gemacht hätten.
Weniger Erfahrung hatten die Ausbil-
dungs-Teilnehmer jedoch bisher im Non-
Profit-Bereich gesammelt, was sie zu
Projektbeginn vor einige Herausforderun-
gen stellte. Die Teilnehmerinnen Mela-
nie Schmuttermaier und Silvia Schreiner
berichten, am Anfang habe es sie Arbeit
gekostet zu vermitteln, dass sie St. Zeno
zwar prozessual, aber nicht inhaltlich be-
gleiteten. „Wir haben klargemacht, dass
wir nur den Rahmen bieten und keine
Lehrpläne durchgehen“, sagt Schmutter-
maier. „Ab da ist das Projekt aber ohne
Reibungen abgelaufen.“ Sie hätten sich
bei St. Zeno schnell als Prozessberater ak-
zeptiert gefühlt.
Positiv ist auch das Fazit von Schullei-
ter Oliv: Für ihn war das Projekt „die
einmalige Gelegenheit, sich als soziale
Bildungseinrichtung von einer professio-
nellen Unternehmensberatung im Prozess
begleiten zu lassen.“
Wermutstropfen für Firmen
Für die Non-Profit-Organisationen, die
Ausbildungs-Teilnehmer und nicht zu-
letzt auch Comteam geht das Konzept
auf: Die Organisationen erhalten eine
kostenlose Prozessberatung, die sie sich
womöglich sonst nie leisten könnten; die
Teilnehmer können ihre methodischen
Grundlagen umsetzen, sich als Berater
ausprobieren und am lebenden Objekt
lernen; und der Weiterbildungsanbieter
kann den zahlenden Teilnehmern ein
echtes Praxisprojekt bieten.
Ein Wermutstropfen für Firmen, die ihre
Mitarbeiter in die Change-Ausbildung
schicken, ist jedoch: Für sie entfällt die
Möglichkeit, ihre Mitarbeiter mit einem
eigenen, größeren Change-Projekt in die
Ausbildung zu schicken, um es dort bear-
beiten zu lassen und sich somit womög-
lich auch Beraterkosten zu sparen. Aller-
dings haben die Teilnehmer die Möglich-
keit, kleinere Change-Projekte aus ihrem
Unternehmen mit in die Ausbildung zu
bringen, wie die Teilnehmer berichten.
Ein weiterer Wermutstropfen für die Teil-
nehmer: Da die Prozessbegleitung auf die
Ausbildungsdauer begrenzt war, haben
sie beim Roll-out des Konzepts, das sie
beim Piloten in der Berufsschule begleitet
haben, nicht mehr dabei sein können.
Andrea Sattler