wirtschaft + weiterbildung
09_2015
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chen Modelle der Vereinbarkeit von Fa-
milie und Beruf führen dazu, dass Arbeit
heute weniger als früher an Standard-Ar-
beitszeiten und feste Einsatzorte gebun-
den ist. Auch die Weiterbildung passt sich
an die komplexer gewordene Zeitgestal-
tung an. Die Weiterbildungsdienstleister
erwarten für die Zukunft, dass für Quali-
fizierungsmaßnahmen zeitungebundene
Formate gefragt sind, die häufig auch am
Arbeitsplatz und während des Arbeits-
prozesses stattfinden. Es geht zukünftig
darum, „just in time“ zu lernen.
Konkrete Lösungen sind zum Beispiel die
Bereitstellung von kleinen Lerneinheiten
auf mobilen Endgeräten und kurze Vi-
deos, die den selbst gesteuerten Lernpro-
zess sinnvoll unterstützen und ergänzen.
Weitere Trends sind die Verringerung von
Präsenzzeiten und die Modularisierung
von Weiterbildungsveranstaltungen und
die Auslagerung von Vor- und Nachberei-
tungszeiten an den Arbeitsplatz. Gleich-
zeitig rechnet nur ein kleinerer Teil der
Akademien damit, dass berufliche Wei-
terbildungsmaßnahmen in starkem Um-
fang in die Freizeit verlagert werden. Im
Vordergrund steht offenbar zunächst die
Verringerung der zeitlichen Bindung der
Weiterbildung, um in einem komplexeren
Arbeitszeitumfeld Weiterbildungsmaß-
nahmen realisieren zu können.
Martin Pichler
Umsatzrückgang bei der Integrata AG
Die Integrata Aktiengesellschaft, Stuttgart, erzielte laut
Geschäftsbericht im Jahr 2014 einen Umsatz von 38,4 Mil-
lionen Euro. Das waren überraschenderweise 10,5 Prozent
weniger als im Vorjahr. Aufgeteilt nach Sparten ergab sich
für offene Seminare ein Minus von 1,6 Prozent, für firmen-
interne Seminare von 7,2 Prozent und für Qualifizierungs-
projekte von 16,0 Prozent. Die Akademie, die IT-Seminare
und Seminare für Fach- und Führungskräfte anbietet,
erklärt den Umsatzrückgang damit, dass insbesondere
viele Großkunden sich mit Aufträgen zurückgehalten hät-
ten. Bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten
sei im Jahr 2014 oft ein Einfrieren der Weiterbildungsaus-
gaben festzustellen gewesen.
Zurückhaltung der Großkunden
Eine Reihe von Weiterbildungsstudien (zum Beispiel eine
Umfrage des DIHK) unterstützen diese Argumentation. Im
Jahr 2014 sei ein Konsolidierungseffekt zu beobachten
gewesen. Große Unternehmen hätten nur dann mehr in
Weiterbildung investiert, wenn die allgemeine Geschäfts-
entwicklung sich verbessert hätte. Außerdem hätten viele
Konzerne signalisiert, dass sie auf eine stärkere staatliche
Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen warten würden,
berichten die Studien.
Größer als erwartet war offenbar auch der Trend, klassi-
sche Weiterbildung durch E-Learning zu ersetzen oder
zumindest zu verkürzen. Laut Geschäftsbericht reagierte
Integrata auf diesen Trend und schloss neue Kooperatio-
nen, sodass man recht schnell sein E-Learning-Angebot
ausweiten konnte. Durch das neu hinzugekommene
E-Learning-Leistungsangebot eines Partners und die Flexi-
Analyse.
Die Verbandsumfragen des Wuppertaler Kreises gelten in PE-Kreisen als tendenziell
recht optimistisch. Dass der Weiterbildungsmarkt manche Akademie auch beuteln kann, zeigt
nicht nur das aktuelle Beispiel der DGFP-Akademie (siehe w+w Heft 6/2015), sondern auch der
Geschäftsbericht 2014 der Integrata AG, die allerdings kein Mitglied des Wuppertaler Kreises ist.
Learntec 2015.
Die Integrata
AG präsentiert
auf ihrem Stand
ihr neues Profil:
inspire, qualify,
change!
bilisierung des Produktportfolios konnte laut Integrata den
individueller werdenden Kundenanfragen im Bereich der
Qualifizierungsprojekte zwar besser entsprochen werden,
umsatzmäßig werde sich das wohl erst später auswirken.
Synergieeffekte sollen helfen
Im Juli 2015 wurde bekanntgegeben, dass die Integrata
AG mit sofortiger Wirkung die deutsche Niederlassung der
französischen Cegos Group in Witten übernommen hat. Für
das Stuttgarter Weiterbildungsunternehmen bietet dieser
strategische Schritt eine Stärkung des Managements und
des Vertriebs und schafft zudem einen Mehrwert für die
Kunden, die künftig von einem erweiterten Portfolio und
Synergieeffekten von Cegos und der Integrata AG profitie-
ren können. Beide Unternehmen arbeiten übrigens bereits
Hand in Hand: Die Integrata AG wurde Ende 2014 Teil der
Cegos Group, eines führenden internationalen Weiterbil-
dungsanbieters mit Sitz in Paris.
Martin Pichler
Foto: Pichler