wirtschaft + weiterbildung
09_2015
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list für …“ immer stärker zu unterfüttern.
Zum Beispiel, indem Sie ein entsprechen-
des Buch – am besten bei einem angese-
henen Verlag – publizieren. Oder, indem
Sie Artikel in den für Ihre Zielkunden re-
levanten Medien platzieren, die Sie dann
als Kompetenznachweise selbstverständ-
lich auf Ihre Webseite stellen und an die
Zielpersonen und auch die Zielorganisati-
onen in Ihrer Datenbank mailen.
Tipp 8:
Hoffen Sie nicht auf den Big Bang,
dass Sie zum Beispiel von Anne Will
oder Markus Lanz als Talkgast eingela-
den werden. Denn solche Massenmedien
wie Rundfunk und Fernsehen suchen ihre
Talkgäste und Interviewpartner ebenfalls
nach dem Kriterium aus, inwieweit diese
bereits den Ruf „Experte für ...“ haben.
Also müssen Sie, wenn Sie irgendwann
einmal auf einem Sessel in einem Fern-
sehstudio sitzen möchten, die nötige Vor-
arbeit leisten.
Tipp 9:
Legen Sie sich nicht nur eine op-
tisch ansprechende Webseite mit schönen
Bildchen zu, sondern gestalten Sie diese
auch inhaltlich und textlich so, dass man
spürt:
• Der Mann/die Frau hat vom Thema
„…“ eine Ahnung.
• Er/Sie kann Dinge auf den Punkt brin-
gen.
• Er/Sie hat eine kraftvolle, bildhafte
Sprache.
• Er/Sie ist kein fader Langweiler, son-
dern eine Person, die Emotionen bei
Menschen wecken kann.
Tipp 10:
Ein guter Vortrag informiert und
unterhält die Zuhörer. Was die Zuhörer
als „gute Unterhaltung“ und „spannende
Information“ empfinden, ist jedoch sehr
verschieden. „Betschwestern“ lachen
über andere Dinge als „geldgeile“ Au-
ßendienstmitarbeiter von Strukturver-
trieben. Und Konzernmanager interes-
sieren sich für andere Themen als kleine
Handwerksmeister – zumindest müssen
für sie dieselben Themen unterschiedlich
aufbereitet werden. Gestalten Sie all Ihre
Werbeaktivitäten so, dass in ihnen stets
erkennbar wird: Sie können Ihr Publikum
„gut“ informieren und unterhalten.
Tipp 11:
Optimieren Sie Ihre Webseite für
die Suchmaschinen, sodass diese, wenn
man zum Beispiel Wortkombinationen
wie „Vortrag Networking“ oder „Vortrags-
redner Networking“ oder „Keynote-Spea-
ker Networking“ bei Google & Co eingibt,
in der Trefferliste möglichst auf Seite eins
steht. Denn das Internet ist das bevor-
zugte Informationsmedium für Personen
und Organisationen, die einen Vortrags-
redner suchen – und nicht irgendwelche
Rednerlexika.
Tipp 12:
Sollte Ihnen dies mittelfristig
nicht gelingen, dann schalten Sie entspre-
chende Adwords-Anzeigen.
Tipp 13:
Stellen Sie auf Ihre Webseite
auch ein, zwei Videos, die Sie als Red-
ner zeigen (und/oder laden Sie diese bei
YouTube hoch). Doch Vorsicht: Lassen Sie
die Videos von einem Profi erstellen und
bearbeiten, sonst wirken sie schnell kon-
traproduktiv.
Tipp 14:
Freuen Sie sich in den ersten
zwei, drei Jahren auch über Redner-
auftritte auf kleinen Bühnen mit einem
mickrigen Honorar – zum Beispiel bei
Gewerbevereinen, Existenzgründer-Netz-
werken, Selbsthilfe-Organisationen und
lokalen Lions-Clubs. Denn zum einen
geben Ihnen diese Auftritte die Chance zu
üben und die Souveränität aufzubauen,
die ein guter Redner braucht, zum ande-
ren können Sie danach wieder ein Tes-
timonial eines begeisterten Kunden auf
Ihre Webseite stellen – sofern Ihr Auftritt
„spitze“ war.
Tipp 15:
Machen Sie sich immer wieder
bewusst, dass die Reise zum Ziel „ein ge-
fragter Redner sein“ eine sehr, sehr lange
und weite ist. Des Weiteren gilt die Faust-
regel, dass Sie schon mehr als 90 Prozent
aller Möchtegern-Speaker erreicht haben,
wenn Sie fünf, sechs Mal pro Jahr als
Redner engagiert werden und der Veran-
stalter Ihnen hierfür einen vierstelligen
Betrag zahlt. Ansonsten ist der Frust vor-
programmiert.
Bernhard Kuntz
Foto: Deymos.HR / Shutterstock.com
Vom Trainer zum Speaker.
Wartet das
deutsche Kongresspublikum wirklich
auf neue Redetalente?