wirtschaft und weiterbildung 9/2015 - page 49

wirtschaft + weiterbildung
09_2015
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Auftragslage des Arbeitgebers ausrichten
und sammeln während der Lehrgangszeit
wertvolle Praxiserfahrung.
Der Kfz-Mechaniker Darius Schendel
zum Beispiel konnte sein Wissen aus dem
weiterbildenden Fernstudium „Staatlich
geprüfter Mechatroniktechniker“ schon
während des Lehrgangs, den er 2008 be-
gann, in den Beruf einbringen. „Mit der
Wirtschaftskrise 2009 verlor ich meine
Arbeitsstelle und wechselte mehrmals
den Job. Allerdings zeichneten sich schon
damals erste Erfolge ab, denn ich wurde
schon vor dem Abschluss auf Techniker-
stellen eingesetzt“, so Schendel. „In der
turbulenten Phase mit Jobsuche und
einem Wohnortswechsel verlangsamte
ich zwar das Fernstudium, doch ich gab
es niemals auf.“ Mittlerweile arbeitet er
als Mechatroniktechniker im Labor einer
Entwicklungsabteilung für Befehls- und
Meldegeräte.
Berufserfahrung kann auch Stephanie
Schneiß in ihren Job als Ausbildungsleite-
rin bei der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel eG
einbringen. Die heute 43-Jährige war 13
Jahre im Verkauf, in der Ausbildung und
in der Geschäftsleitung einer Bäckerei
tätig sowie mehrere Jahre als Filialleiterin
im Lebensmitteleinzelhandel. Nach einer
Familienpause startete sie einen Minijob
sowie einen Teilzeitjob im Kundenser-
vice der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel eG.
Da sie schon immer Spaß an der Arbeit
mit Auszubildenden hatte, wollte sie in
die Personalabteilung wechseln und ab-
solvierte in vielen Abend- und Nacht-
schichten die Aufstiegsqualifizierung zur
„Geprüften Wirtschaftsfachwirtin IHK“.
Ihr Durchhaltevermögen hat sich bezahlt
gemacht: „Mit ihrem Fernstudium hat
Schneiß ihre praktische Berufserfahrung
in verschiedensten Bereichen, zum Bei-
spiel im Kundenservice und im Bereich
Ausbildung, untermauert. Durch den
Abschluss als Wirtschaftsfachwirtin hat
sie sich berufsbegleitend die formalen
Voraussetzungen für ihre berufliche Zu-
kunft als Ausbildungsleiterin erarbeitet“,
so Dirk Schreiber, Teamleiter Steuerungs-
bank Personal bei der Volksbank Rhein-
Ahr-Eifel eG. Mittlerweile ist Stephanie
Schneiß für 40 Auszubildende verant-
wortlich. „Ich schaue immer darauf, was
Bewerber neben dem Job machen. Denn
daraus lässt sich viel ableiten: Ein Fern-
studium beispielsweise beweist Ausdauer
und ich weiß, dass er oder sie eindeutig
in der Lage ist, sich ein Thema eigenstän-
dig zu erarbeiten.“
Dass Fernunterricht in Unternehmen
immer mehr geschätzt wird, zeigt auch
die DB AG, bei der das berufsbegleitende
Fernstudium einen festen Platz imWeiter-
bildungsportfolio hat. So wurde beispiels-
weise die Aufstiegsfortbildung „Meister
für Bahnverkehr IHK“ in enger Koope-
ration zwischen DB AG und Studienge-
meinschaft Darmstadt (SGD) als Fernstu-
dium entwickelt.
Aufstiegsqualifizierung bei der
Deutschen Bahn AG
„Wir legen großen Wert auf die fachliche
Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter
und die Nachwuchskräfteförderung. Der
Lehrgang bietet den Mitarbeitern aus
unseren Betrieben die Möglichkeit, sich
berufsbegleitend für den Aufstieg ins
mittlere Management zu qualifizieren“,
so Claudia Sadowski, DB Training, Lear-
ning & Consulting. So unterschiedlich die
Situationen von Fernlernenden auch sein
mögen – sie alle verfügen über ein hohes
Maß an Eigenmotivation. Ohne diese
wäre eine zwei bis drei Jahre dauernde
Fortbildung zum Meister, Techniker oder
Fachwirt bzw. eine Weiterbildung im Pro-
jektmanagement nicht möglich. Welche
große Bedeutung Personalverantwortliche
dieser Eigeninitiative zuschreiben, geht
aus der aktuellen TNS-Infratest-Studie
„Weiterbildungstrends in Deutschland
2015“ hervor: 77 Prozent der Befragten
erachten sie bei Einstellungen für wichtig
bis äußerst wichtig, 81 Prozent beim Er-
halt eines Arbeitsplatzes und 84 Prozent
für die Eröffnung von Karrierechancen.
Allerdings können Anbieter viel dazu
beitragen, die Motivation aufrechtzuer-
halten und zu fördern. Bewährt haben
sich persönliche Tutoren, die Fragen zum
Lernstoff beantworten, Feedback geben
oder auch Hilfestellungen zum eigenver-
antwortlichen Lernen. Dies sehen auch
die Befragten, denn 86 Prozent halten
Tutoren im berufsbegleitenden Lernen für
wichtig bis äußerst wichtig.
Dr. Volker Hedderich
(Fachbereichsleiter Wirtschaft bei der
Studiengemeinschaft Darmstadt SGD)
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