wirtschaft und weiterbildung 9/2015 - page 39

R
wirtschaft + weiterbildung
09_2015
39
Internationaler
werden.
Wenn Men-
schen aus verschie-
denen Ländern
zusammen lernen,
wird mit mehr Enga-
gement und Motiva-
tion gelernt.
raus, dass zunächst für die existierenden
Trainingsprogramme in den unterschied-
lichen Regionen eine gemeinsame Basis
geschaffen werden muss. In einem mo-
derierten Prozess zwischen den internen
Trainern und dem Bereich „Learning &
Development“ wurde erarbeitet, welche
Inhalte vermittelt werden sollten und wel-
cher Trainingsstil dafür geeignet ist. Das
Spannungsfeld verlief vor allem zwischen
einem inputorientierten Wissenstraining
und einem prozessorientierten, moderier-
ten Lernen mit und voneinander. Bereits
in diesem Vorbereitungsprozess zeichne-
ten sich die kulturell unterschiedlichen
Vorstellungen von Lernen ab. Der gefun-
dene Kompromiss verlangte von allen
Seiten eine gewisse Anpassungsleistung
und stand damit symptomatisch für eine
wichtige Kompetenz im internationalen
Arbeiten: an der Unterschiedlichkeit mit-
und voneinander zu lernen.
Der Projektverlauf
Der Pilot-Durchgang des Programms
sollte zur Hälfte in Deutschland und in
der Schweiz durchgeführt werden. Wäh-
rend der Durchführung wies die inter-
nationale Gruppe darauf hin, dass trotz
einer überwiegenden Zahl osteuropäi-
scher Teilnehmer kein einziges Modul in
einem osteuropäischen Land stattfindet.
Die Teilnehmer hatten hier etwas gespürt,
was dem Trainerteam noch nicht bewusst
war: Ein internationales Trainingspro-
gramm, das ausschließlich in deutsch-
sprachigen Ländern stattfindet, ist ein
„No-Go“.
Die internen Verantwortlichen reagierten
zunächst ablehnend auf diese Kritik, da
sie keine Organisationskompetenz für ost-
europäische Länder hatten. Sie kannten
dort kein einziges Seminarhotel. Daher
boten sich die ungarischen Teilnehmer
an, die Organisation für das fragliche
Modul zu übernehmen. Mit voller Leiden-
schaft organisierten sie zudem ein Rah-
menprogramm und wir erlebten Ungarn
und Budapest aus einer besonderen Pers-
pektive. Wir lernten: Das gemeinsame Er-
leben von Internationalität ist mindestens
so wichtig wie das thematische Arbeiten
an diesem Thema im Führungsseminar.
Dass die Durchführungsorte auf alle eu-
ropäischen Regionen verteilt wurden, war
ein voller Erfolg, den wir für den weiteren
Verlauf der Trainingsreihe als Standard
übernahmen. Gleichzeitig konnten wir
feststellen, dass die Zahl der Buchungen
für das englischsprachige Programm ste-
tig zunahm, während die Buchungen für
die deutschsprachigen Durchläufe regel-
recht zusammenbrachen.
Auch viele deutschsprachige Teilnehmer
entschieden sich für das internationale
Programm, weil sie darin einen größe-
ren Zusatznutzen für ihr Lernen und
die Erweiterung ihres Netzwerks sahen.
Außerdem nutzten sie das Programm als
Übungsfeld, um international zu kommu-
nizieren. Aus der Organisationsentwick-
lungsperspektive ist diese Entwicklung
zu begrüßen. Kleine, strukturelle Verän-
derungen in der Programmdurchführung
(englische Sprache, verschiedene interna-
tionale Durchführungsorte, Teilnehmer
aus unterschiedlichen Ländern) erzeug-
ten einen starken Lerntrigger in Richtung
Internationalisierung. Das Angebot inter-
nationaler Trainingskontexte ermöglicht
und erzeugt positive Erfahrungen, wel-
che wiederum den Entwicklungstrend
verstärken.
Natürlich gab es auch unvorhergesehene
Nebeneffekte im Trainerteam. Während
die durchführenden Trainer zunächst
mit großer Begeisterung auf die interna-
Dr. Matthias Vött
ist Gesellschafter
und Geschäfts-
feldleiter der Pro-
fessio GmbH. Er
berät Führungsteams und entwickelt
internationale Management-Deve-
lopment-Programme. Er hat über das
Thema „interkulturelle Kompetenz“
promoviert und 20 Jahre Erfahrung
im Feld. Professio bietet ein Kompakt-
seminar an, um interne sowie externe
Trainer, PE-Verantwortliche und auch
ganze PE-Bereiche für die Internationa-
lisierung des PE- und Trainingsbereichs
fit zu machen. Gleichzeitig begleitet
man oft auch Trainer „on the Job“.
Professio GmbH
Am Bocksberg 80
91522 Ansbach
Tel. 0981 9777876-0
AUTOR
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